Trump zwischen Gerichten und Wahlkampf - ein Überblick
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Anklagebank als Bühne:Wahlen und Prozesse: Trumps voller Kalender
von Anna Kleiser, Washington D.C.
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Prozesse, Wahlen, Urteile - der Kalender von Ex-Präsident Donald Trump zwischen Anklagebank und Wahlkampfbühne ist voll und unübersichtlich. Das Wichtigste im Überblick.
Donald Trumps Kalender ist voller Vorwahl- und Prozesstermine.
Quelle: AP
So langsam drängt die Zeit für den Obersten Gerichtshof der USA. Anfang März steht mit dem Super Tuesday der wichtigste Vorwahltermin für die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen an.
Das Oberste Gericht des Landes gibt sich gern unparteiisch und unbefangen. Vor gut 23 Jahren hat es allerdings schon einmal in einer historischen Entscheidung über den Ausgang einer Präsidentenwahl entschieden. Damals ging es um die Frage, ob die Stimmen im entscheidenden Bundesstaat Florida neu ausgezählt werden sollten. Der Supreme Court stoppte die Neuauszählung und machte damit den Republikaner George W. Bush zum Präsidenten, der Demokrat Al Gore verlor. Das Ansehen des Gerichts nahm damals Schaden, es gab viel Kritik. Das Urteil des Supreme Court im Fall Trump dürfte eine ähnliche - vielleicht sogar noch größere - Dimension haben.
Quelle: dpa
Am 8. Februar hörten sich die Richterinnen und Richter am Supreme Court in Washington D.C. die Argumente an. Ihre Entscheidung steht noch aus, könnte weitreichende Folgen haben. Und das ist nur einer der Gerichtstermine, die für die Wahl relevant sind.
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Wahlen und Prozesse: Trumps Terminkalender
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91 Anklagepunkte, 700 Jahre Gefängnis drohen auf dem Papier
Während schon diverse Zivilprozesse gegen Trump laufen, vor dem Urteil stehen oder bereits beendet wurden, haben vier große Strafgerichtsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten der USA noch nicht begonnen. Zusammengenommen sind es 91 offene Anklagepunkte, bei denen auf dem Papier bis zu 700 Jahre Gefängnis drohen. Trump hat in allen Fällen auf nicht schuldig plädiert.
Am 6. Januar 2021 stürmten Trump-Anhänger das US-Kapitol in Washington. Sie wollten nach einer Kundgebung Trumps verhindern, dass die Parlamentarier Joe Bidens Sieg bei der Präsidentschaftswahl offiziell bestätigen. Der Prozess soll klären, ob der Präsident strafrechtliche Verantwortung für den blutigen Angriff auf das Kapitol trägt und er seine Anhänger dazu aufgerufen hat, zum Kapitol zu stürmen und "auf Teufel komm raus" zu kämpfen. Trump ist wegen Behinderung eines offiziellen Verfahrens, Verschwörung zum Betrug der Vereinigten Staaten, Verschwörung zur Abgabe falscher Angaben sowie Anstiftung oder Unterstützung von Aufruhr angeklagt.
Hier handelt es sich um einen Prozess auf Bundesebene. Insgesamt wurden von US-Sonderermittler Jack Smith vier Anklagepunkte erhoben. Die zuständige Richterin in Washington D.C. ist Tanya S. Chutkan.
In der Dokumenten-Affäre ist Trump wegen der gesetzeswidrigen Aufbewahrung höchstsensibler Informationen angeklagt, wegen des Verstoßes gegen ein Anti-Spionage-Gesetz, wegen Falschaussagen und Verschwörung zur Behinderung der Justiz. Bei einer Durchsuchung seines Privatanwesens Mar-a-Lago in Florida am 8. August 2022 beschlagnahmte das FBI 13.000 Dokumente. Einige der Dokumente unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe.
Hier handelt es sich um einen Prozess auf Bundesebene. Insgesamt wurden von US-Sonderermittler Jack Smith 40 Anklagepunkte erhoben. Die zuständige Richterin in West Palm Beach ist Aileen Cannon, sie wurde im Mai 2020 von Ex-Präsident Trump in das Amt berufen.
Im Bundesstaat Georgia ist Trump mit 18 mutmaßlichen Verschwörern, darunter auch Rudy Giuliani, wegen des Versuchs der illegalen Einflussnahme auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 angeklagt. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft beinhalten das Verbreiten von Lügen über Wahlbetrug und den Versuch der Wahlmanipulation. Angeklagt sind die Verschwörer um Trump nach dem sogenannten "RICO-Act", einem Gesetz, das einmal zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität geschaffen wurde. Ihnen wird vorgeworfen, Beamte und Gesetzgeber gedrängt zu haben, Bidens Sieg rückgängig zu machen. Am 2. Januar 2021 rief Trump den Staatssekretär von Georgia, Brad Raffensperger, an und forderte ihn auf, 11.780 Stimmen zu "finden" - die Zahl, die nötig war, um Bidens Sieg zu verhindern.
Hier handelt es sich um einen Prozess auf Bundesstaatsebene. Insgesamt umfasst die Anklage gegen Trump von US-Staatsanwältin Fani Willis 13 Punkte. Der zuständige Richter in Fulton County ist Scott McAfee. Die Verhandlung soll beginnen, sobald der Strafprozess in Washington verhandelt ist.
Die Staatsanwaltschaft in New York legt Trump die Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen zur Last. Er soll damit versucht haben, schädliche Informationen und rechtswidrige Aktivitäten vor und nach der Präsidentenwahl 2016, aus der er als Sieger hervorging, zu verbergen. Der Öffentlichkeit am präsentesten ist in diesem Fall die Zahlung von Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels.
Trump und andere hätten systematisch versucht, negative Informationen über ihn zu identifizieren, mit Geld zu unterdrücken und so seine Chancen bei der Wahl zu erhöhen, lautet der Vorwurf. Er habe auch große Anstrengungen unternommen, um all das zu verbergen, indem er Dutzende falsche Einträge in Geschäftsunterlagen vorgenommen habe.
Hier handelt es sich um einen Prozess auf Bundesstaatsebene. Trumps Anwälte haben Anträge gestellt, den Fall an ein Bundesgericht zu verlegen. Insgesamt umfasst die Anklageschrift 34 Punkte, erhoben wurde sie von Staatsanwalt Alvin Bragg. Der zuständige Richter in New York ist Juan Manuel Merchan.
Die meisten Beobachter rechnen damit, dass höchstens zwei dieser Prozesse im Jahr 2024 starten. Einige halten auch das für zu viel. Welche Prozesse es sein werden, ist absolut unklar, weil sie teilweise voneinander abhängig sind. Um so wichtiger wird die zeitliche Dimension. Nach aktuellem Stand wird der Schweigegeld-Prozess in New York der erste sein.
Trumps Anwälte versuchen mit diversen rechtlichen Einwänden und Anträgen, die Hauptverfahren zu verzögern oder gar abzuwenden. Als einer der wichtigsten Prozesse gilt der um die Anstiftung zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Hier musste der für Anfang März angesetzte Termin bereits abgesagt werden, weil die Entscheidung über Trumps Immunität aussteht.
Die große Frage bleibt: Wird der Prozess rechtzeitig beginnen, sodass es noch vor der Wahl im November zu einem Urteil kommt?
Trumps Wahlkampfmanagerin Susie Wiles sprach Ende 2023 von einem "planerischen Alptraum" zwischen Wahlkampf und Gericht. Nun wird immer deutlicher, wie Trump versucht, die Prozesse zu seinem Vorteil zu nutzen. Im Januar pendelte Wahlkämpfer Trump strategisch und medienwirksam zwischen Auftritten in Iowa und New Hampshire und Gerichtsterminen in New York.
Und das nicht, weil er bei allen Terminen vor Gericht anwesend hätte sein müssen. Sondern, weil er da sein wollte. Die Prozesse dienen ihm als Plattform, um sich als Opfer darzustellen, weiter Spenden einzusammeln und seine Sichtweise an seine Anhängerinnen und Anhänger zu verbreiten.
In der Verfassung der USA ist geregelt, wer Präsident werden kann. Die Person muss:
gebürtiger US-Staatsbürger sein
mindestens 35 Jahre alt
und für mindestens 14 Jahre in den USA gelebt haben
Es gibt aber das sogenannte Aufstandsverbot im 14. Verfassungszusatz. Es besagt sinngemäß, dass niemand ein höheres Amt im Staat bekleiden darf, der sich zuvor als Amtsträger an einem Aufstand gegen den Staat beteiligt hat.
Quelle: dpa
Prozesse scheinen ihm nicht zu schaden
In SMS und E-Mails seiner Kampagne spricht Trump, genauso wie auf der von ihm gegründeten Social-Media-Plattform Truth Social, immer wieder von einer "politischen Hexenjagd" gegen ihn. Er präsentiert sich in seinen Nachrichten und auf den Wahlkampfbühnen mit solchen Sätzen immer wieder als aufopferungsvolle Unschuld:
Sie sind nicht hinter mir her. Sie sind hinter euch her - ich stehe ihnen nur im Weg.
„
Donald Trump
Es gibt, entgegen Trumps Aussagen, keine Beweise dafür, dass die Anklagen politisch motiviert sind. Doch das scheint kaum durchzudringen.
Republikaner: Wer liegt bei den Vorwahlen vorn?
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Was ist vom Wahljahr 2024 zu erwarten?10.01.2024 | 10:05 min
Diese Trump-Prozesse sind abgeschlossen
Ende Januar wurde Trump wegen Verleumdung zur Zahlung von 83,8 Millionen US-Dollar an E. Jean Caroll verurteilt. Die Autorin hatte Trump vorgeworfen, ihren Ruf mit Lügen über sie ruiniert zu haben. Die Jury gab ihr recht, Trumps Anwälte wollen in Berufung gehen. Dennoch kann das Urteil als Zeichen gewertet werden, das über den Fall hinausgeht. Es zeigt, dass Trump sich nicht alles leisten kann - gerade auch im Bezug auf Verbalattacken.
Im Betrugsprozess um Trumps Firmenimperium, die Trump Organization, wurde Trump zu einer Strafe von 355 Millionen US-Dollar verurteilt. Jahrelang hatte Trump Vermögenswerte um Milliardenbeträge aufgeblasen, etwa um günstigere Kredite zu erhalten.
Richter Arthur Engoron sprach in seinem 92 Seiten langen Urteil unter anderen von einem "pathologischen" Mangel an Reue. Trump hat angekündigt, in Berufung zu gehen.
Am letzten Prozesstag hatte sich Trump vor Gericht als unschuldig dargestellt und später den Gerichtssaal verlassen, um eine eigene Pressekonferenz vor dem Gebäude zu halten. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Redaktion: Robert Meyer, Kathrin Wolff
Dieser Artikel erschien erstmals am 08.02.2024 und wurde nun mit neuen Informationen aktualisiert.
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