Parteitag: Trump will "Präsident für ganz Amerika" sein

    Nominierungsrede auf Parteitag:Trump will "Präsident für ganz Amerika" sein

    von Katharina Schuster
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    Trump schlägt in Milwaukee versöhnliche Töne an. Er kandidiere, "um Präsident für ganz Amerika zu sein". Was er sonst sagt und wie ZDF-Korrespondent Theveßen die Rede einschätzt.

    Election 2024 RNC
    Trump nahm unter großem Jubel die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten an.
    Quelle: AP

    Versöhnliche Töne in Milwaukee: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat damit geworben, ein "Präsident für ganz Amerika" sein zu wollen. "Die Zwietracht und Spaltung in unserer Gesellschaft müssen geheilt werden", sagte Trump gleich zu Beginn seiner Rede zum Finale des Parteitags der Republikaner.

    Als Amerikaner sind wir durch ein einziges Schicksal und eine gemeinsame Bestimmung miteinander verbunden. Wir erheben uns gemeinsam, oder wir fallen auseinander.

    Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikaner

    Die USA dürften politische Meinungsverschiedenheiten "nicht kriminalisieren" und "dämonisieren", so Trump. "Ich trete an, um ein Präsident für ganz Amerika zu sein, nicht die Hälfte von Amerika, denn es gibt keinen Sieg, wenn man für die Hälfte Amerikas gewinnt".
    Von links: Katharina Nocun, Ruprecht Polenz, Maybrit Illner, Annika Brockschmidt, Peter NeumannSchalte: Liana Fix, Wolfgang Ischinger
    Hat Joe Biden noch eine Chance oder ist der Sieg seines Herausforderers Donald Trump sicher? Droht den USA eine Art Bürgerkrieg? Was wird aus dem Mutterland der Demokratie?18.07.2024 | 63:00 min

    Trump: Demokraten sollen "Hexenjagd" einstellen

    Trump forderte die Demokraten auf, die "parteiische Hexenjagd" gegen ihn einzustellen. Als Beispiel führte er an, dass eine Richterin in Florida am Montag die Klage gegen ihn wegen geheimer Dokumente abgewiesen hat. Die Richterin stellte fest, "dass der Staatsanwalt und die gefälschten Dokumente gegen mich völlig verfassungswidrig waren, und der gesamte Fall wurde vom Gericht abgewiesen", sagte Trump.
    Ob der Fall damit wirklich vom Tisch ist, bleibt aber offen: Sonderermittler Jack Smith will Berufung gegen die Einstellung des Verfahrens einlegen.
    "Wenn die Demokraten unser Land vereinen wollen, sollten sie diese parteiischen Hexenjagden, die ich seit etwa acht Jahren erlebe, aufgeben, und sie sollten dies unverzüglich tun und eine Wahl zulassen, die unseres Volkes würdig ist", so Trump.

    Wir werden sie sowieso gewinnen.

    Donald Trump

    Seine demokratischen Rivalen, Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris, erwähnte er nicht direkt, sondern verwies nur allgemein auf die Regierung. Er umging auch jeden direkten Bezug auf kontroversere Pläne oder seine Lieblingsthemen, darunter die angeblich manipulierte Wahl 2020, die Erstürmung des US-Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 oder seine Pläne, Millionen irreguläre Migranten aus den USA zu deportieren.
    Republikaner halten Schilder mit der Aufschrift "Trump Vance" hoch, während Vance' Rede beim Parteitag.
    Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Trump demonstrieren die US-Republikaner beim Parteitag in Milwaukee Geschlossenheit. Vizepräsidentschaftskandidat Vance hielt seine erste Rede.18.07.2024 | 1:47 min

    Theveßen: Trump widersteht weiterer Spaltung

    Trump habe der Versuchung weitgehend widerstanden, das Land mit seiner Rede noch mehr zu spalten, meint Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington. "Sicher auch, weil er sonst die Kraft des Moments zerstört hätte, in dem er den Anschlag auf sein Leben in politisches Kapital verwandelte. Das und die Schwäche seines politischen Gegners könnten ihm den Durchmarsch ins Weiße Haus ermöglichen." 
    Es hänge von den Demokraten ab, ob sie die nötige Einigkeit und Entschlossenheit wiederfinden, um die Wahl doch zu gewinnen, so Theveßen. "Aber solange Donald Trump weiter die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl 2020 verbreitet - wie er es auch an diesem Abend andeutete - und solange er nicht verspricht, das Ergebnis der nächsten Wahl auch bei einer Niederlage zu akzeptieren, ist seine Rede nicht mehr als ein wohlfeiles, theatralisches und cleveres Polit-Manöver."

    Kurzporträts der Kandidaten



    Trump nimmt Präsidentschaftskandidatur offiziell an

    Der ehemalige US-Präsident nahm unter großem Jubel auch die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei an. Unter Beifall sagte der 78-Jährige:

    Heute Abend nehme ich mit Stolz und Hingabe Ihre Nominierung zum Präsidenten der Vereinigten Staaten an.

    Donald Trump, ehemaliger US-Präsident

    Das war ein formeller Schritt. In den parteiinternen Vorwahlen hatte Trump bereits im März die notwendige Zahl der Delegiertenstimmen erreicht. 

    Trump äußert sich zu Attentatsversuch

    Trump sprach auch über den versuchten Mordanschlag: "Ich wusste sofort, dass es sehr ernst war, dass wir angegriffen wurden." In gewisser Weise habe er sich jedoch sicher gefühlt, "weil ich Gott auf meiner Seite hatte".
    Donald Trump küsst den Feuerhelm von Corey Comperatore auf dem Parteitag der US-Republikaner in Milwaukee.
    Donald Trump küsst den Feuerhelm von Corey Comperatore.
    Quelle: AP

    Trump legte zudem eine Schweigeminute für den getöteten ehemaligen Feuerwehrmann ein und küsste dessen Helm. Auch die Jacke des Mannes war auf der Bühne zu sehen. "Er war unglaublich", sagte Trump. Er sei von allen respektiert worden.
    Trump war am Samstag bei einer Wahlkampfkundgebung im US-Bundesstaat Pennsylvania angeschossen und dabei am Ohr verletzt worden. Außer dem mutmaßlichen Schützen wurde nach Angaben der Polizei auch ein Zuschauer getötet, zwei weitere wurden schwer verletzt.
    Donald Trump erhebt die Faust vor einer US-Flagge
    Das Attentat auf Donald Trump hat den US-Wahlkampf von heute auf morgen verändert. Aber es bleibt die Frage, ob dieser nun von mehr Respekt und weniger Hasstiraden geprägt ist.17.07.2024 | 6:17 min

    Trump erklärt, warum er beim Mordanschlag die Faust hob

    "Kämpft! Kämpft! Kämpft!": Bilder von Trump mit Blut am Ohr und etwas Blut im Gesicht - und zugleich mit geballter Faust - gingen nach der Attacke um die Welt. Seine Anhänger hätten gedacht, er sei getötet worden, erzählte Trump.
    "Ich wollte etwas tun, um sie wissen zu lassen, dass es mir gut ging. Ich hob meinen rechten Arm, schaute zu den Tausenden und Abertausenden von Menschen, die atemlos warteten, und begann zu rufen: Kämpft! Kämpft! Kämpft!"
    Und weiter: "Als meine geballte Faust hoch in die Luft ging, merkte die Menge, dass es mir gut ging, und brüllte vor Stolz auf unser Land." So etwas habe er noch nie zuvor gehört.

    Parteitag nach Trump-Attentat
    :Trump offiziell US-Präsidentschaftskandidat

    Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump treffen sich Republikaner in Milwaukee zu ihrem Parteitag. Alle aktuellen News hier im Liveblog.
    Jeff Kaufmann, Vorsitzender der Republikanischen Partei von Iowa, spricht am ersten Tag des Republikanischen Nationalkonvents im Fiserv Forum am 15. Juli 2024 in Milwaukee, Wisconsin.
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    Katharina Schuster ist ZDFheute-Redakteurin in Washington.
    Mit Material von dpa und AP

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