Parteitag: Trump will "Präsident für ganz Amerika" sein
Nominierungsrede auf Parteitag:Trump will "Präsident für ganz Amerika" sein
von Katharina Schuster, Washington D.C.
|
Trump schlägt in Milwaukee versöhnliche Töne an. Er kandidiere, "um Präsident für ganz Amerika zu sein". Was er sonst sagt und wie ZDF-Korrespondent Theveßen die Rede einschätzt.
Donald Trump hat seine große Rede auf dem Parteitag in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin gehalten, wo er offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt wurde. 19.07.2024 | 2:48 min
Versöhnliche Töne in Milwaukee: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat damit geworben, ein "Präsident für ganz Amerika" sein zu wollen. "Die Zwietracht und Spaltung in unserer Gesellschaft müssen geheilt werden", sagte Trump gleich zu Beginn seiner Rede zum Finale des Parteitags der Republikaner.
Die USA dürften politische Meinungsverschiedenheiten "nicht kriminalisieren" und "dämonisieren", so Trump. "Ich trete an, um ein Präsident für ganz Amerika zu sein, nicht die Hälfte von Amerika, denn es gibt keinen Sieg, wenn man für die Hälfte Amerikas gewinnt".
Der Präsidentschaftskandidat Trump hat beim Parteitag der Republikaner seine erste öffentliche Rede gehalten - seit dem versuchten Attentat auf ihn. Sehen Sie hier Ausschnitte.19.07.2024 | 2:24 min
Trump: Demokraten sollen "Hexenjagd" einstellen
Trump forderte die Demokraten auf, die "parteiische Hexenjagd" gegen ihn einzustellen. Als Beispiel führte er an, dass eine Richterin in Florida am Montag die Klage gegen ihn wegen geheimer Dokumente abgewiesen hat. Die Richterin stellte fest, "dass der Staatsanwalt und die gefälschten Dokumente gegen mich völlig verfassungswidrig waren, und der gesamte Fall wurde vom Gericht abgewiesen", sagte Trump.
Ob der Fall damit wirklich vom Tisch ist, bleibt aber offen: Sonderermittler Jack Smith will Berufung gegen die Einstellung des Verfahrens einlegen.
ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen ordnet die Rede von Donald Trump ein und schildert wie wahrscheinlich ein Rückzug von Biden als Kandidat aktuell erscheint. 19.07.2024 | 1:47 min
"Wenn die Demokraten unser Land vereinen wollen, sollten sie diese parteiischen Hexenjagden, die ich seit etwa acht Jahren erlebe, aufgeben, und sie sollten dies unverzüglich tun und eine Wahl zulassen, die unseres Volkes würdig ist", so Trump.
Seine demokratischen Rivalen, Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris, erwähnte er nicht direkt, sondern verwies nur allgemein auf die Regierung. Er umging auch jeden direkten Bezug auf kontroversere Pläne oder seine Lieblingsthemen, darunter die angeblich manipulierte Wahl 2020, die Erstürmung des US-Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 oder seine Pläne, Millionen irreguläre Migranten aus den USA zu deportieren.
Allerdings bekräftigte Trump, er wolle Migranten an der Einreise in die USA hindern. "Ich werde die Krise der illegalen Einwanderung beenden, indem ich unsere Grenze schließe und die Mauer fertig stelle", sagte er. "Wir müssen die Invasion in unser Land stoppen." In seiner ersten Amtszeit hatte Trump damit begonnen, die Grenzanlagen nach Mexiko zu erneuern, unter anderem durch eine Mauer.
Hat Joe Biden noch eine Chance oder ist der Sieg seines Herausforderers Donald Trump sicher? Droht den USA eine Art Bürgerkrieg? Was wird aus dem Mutterland der Demokratie?18.07.2024 | 63:00 min
Theveßen: Trump widersteht weiterer Spaltung
Trump habe der Versuchung weitgehend widerstanden, das Land mit seiner Rede noch mehr zu spalten, meint Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington. "Sicher auch, weil er sonst die Kraft des Moments zerstört hätte, in dem er den Anschlag auf sein Leben in politisches Kapital verwandelte. Das und die Schwäche seines politischen Gegners könnten ihm den Durchmarsch ins Weiße Haus ermöglichen."
Es hänge von den Demokraten ab, ob sie die nötige Einigkeit und Entschlossenheit wiederfinden, um die Wahl doch zu gewinnen, so Theveßen. "Aber solange Donald Trump weiter die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl 2020 verbreitet - wie er es auch an diesem Abend andeutete - und solange er nicht verspricht, das Ergebnis der nächsten Wahl auch bei einer Niederlage zu akzeptieren, ist seine Rede nicht mehr als ein wohlfeiles, theatralisches und cleveres Polit-Manöver."
Kurzporträts der Kandidaten
Joe Biden ist seit 2021 US-Präsident und kandidiert nun für eine zweite Amtszeit. Bei den letzten Wahlen konnte er sich gegen dem damaligen Amtsinhaber Donald Trump durchsetzen. Dessen Sieg will er nun erneut verhindern. Die Verteidigung der Demokratie sei einer der wichtigsten Eckpfeiler seiner Kampagne. Nach seinem schwachen Auftritt im ersten TV-Duell ist eine Debatte darüber entbrannt, ob der 81-Jährige fit genug für Wahlkampf und Amt ist.
Donald Trump war von 2017 bis 2021 bereits US-Präsident, verlor aber 2020 die Wahl gegen den jetzigen Amtsinhaber Joe Biden. Dieses Mal tritt der Republikaner gemeinsam mit dem Senator J.D. Vance an. Ende Mai sprach eine Jury Donald Trump in allen Anklagepunkten des Schweigegeld-Prozesses schuldig - es laufen weitere Strafverfahren, unter anderem wegen des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Bei einem Attentat Mitte Juli auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania wurde er am Ohr verletzt. Er tritt erneut mit dem Versprechen "America first" ("Amerika zuerst") an.
Trump nimmt Präsidentschaftskandidatur offiziell an
Der ehemalige US-Präsident nahm unter großem Jubel auch die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei an. Unter Beifall sagte der 78-Jährige:
Das war ein formeller Schritt. In den parteiinternen Vorwahlen hatte Trump bereits im März die notwendige Zahl der Delegiertenstimmen erreicht.
Donald Trump ist offiziell der US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Bei seiner Rede auf dem Parteitag der Republikaner stimmte er nur kurz versöhnliche Töne an. 19.07.2024 | 1:36 min
Trump äußert sich zu Attentatsversuch
Trump sprach auch über den versuchten Mordanschlag: "Ich wusste sofort, dass es sehr ernst war, dass wir angegriffen wurden." In gewisser Weise habe er sich jedoch sicher gefühlt, "weil ich Gott auf meiner Seite hatte".
Donald Trump küsst den Feuerhelm von Corey Comperatore.
Quelle: AP
Trump legte zudem eine Schweigeminute für den getöteten ehemaligen Feuerwehrmann ein und küsste dessen Helm. Auch die Jacke des Mannes war auf der Bühne zu sehen. "Er war unglaublich", sagte Trump. Er sei von allen respektiert worden.
Trump war am Samstag bei einer Wahlkampfkundgebung im US-Bundesstaat Pennsylvania angeschossen und dabei am Ohr verletzt worden. Außer dem mutmaßlichen Schützen wurde nach Angaben der Polizei auch ein Zuschauer getötet, zwei weitere wurden schwer verletzt.
Das Attentat auf Donald Trump hat den US-Wahlkampf von heute auf morgen verändert. Aber es bleibt die Frage, ob dieser nun von mehr Respekt und weniger Hasstiraden geprägt ist.17.07.2024 | 6:17 min
Trump erklärt, warum er beim Mordanschlag die Faust hob
"Kämpft! Kämpft! Kämpft!": Bilder von Trump mit Blut am Ohr und etwas Blut im Gesicht - und zugleich mit geballter Faust - gingen nach der Attacke um die Welt. Seine Anhänger hätten gedacht, er sei getötet worden, erzählte Trump.
"Ich wollte etwas tun, um sie wissen zu lassen, dass es mir gut ging. Ich hob meinen rechten Arm, schaute zu den Tausenden und Abertausenden von Menschen, die atemlos warteten, und begann zu rufen: Kämpft! Kämpft! Kämpft!"
Und weiter: "Als meine geballte Faust hoch in die Luft ging, merkte die Menge, dass es mir gut ging, und brüllte vor Stolz auf unser Land." So etwas habe er noch nie zuvor gehört.