Schwerpunkt
Erster Tag der Amtszeit:"Day One": Fünf Dinge, die Trump umsetzen könnte
von Katharina Schuster, Washington D.C.
|
Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit plant Donald Trump radikale Änderungen, die die Politik von Joe Biden kippen. Fünf Vorhaben, die er schon dann umsetzen könnte.
Vor acht Jahren legte Donald Trump in Anwesenheit seiner Familie zum ersten Mal seinen Amtseid ab. Nun wurde er erneut zum Präsidenten gewählt - dem 47. in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Quelle: dpa
"Ich will nur für einen Tag ein Diktator sein." Mit dieser Aussage schockierte Donald Trump im Dezember 2023 während des Wahlkampfes. Bei Fox News sagte er damals: "Außer am ersten Tag", als er gefragt wurde, ob er Macht nie für Vergeltung missbrauchen würde.
Am heutigen 20. Januar, dem Tag seiner Vereidigung zum US-Präsidenten, will Trump die Politik von Joe Biden mit einer Vielzahl von Dekreten umkrempeln. Trumps Verbündeter Steve Bannon sagt im ZDF-Interview:
US-Präsidenten nutzen die Möglichkeit der Dekrete oft, um Wahlversprechen einzulösen und schnell ihre politischen Vorhaben in die Spur zu bringen, ohne den langwierigen Gesetzgebungsprozess im Kongress durchlaufen zu müssen.
Diese "executive orders" können jedoch gerichtlich angefochten werden, und in der Regel muss das für die Umsetzung vorgesehene Geld vom Kongress genehmigt werden. Es gibt aber durchaus Dutzende Maßnahmen, die Trump mit einem Federstrich ergreifen kann.
Diese "executive orders" können jedoch gerichtlich angefochten werden, und in der Regel muss das für die Umsetzung vorgesehene Geld vom Kongress genehmigt werden. Es gibt aber durchaus Dutzende Maßnahmen, die Trump mit einem Federstrich ergreifen kann.
Fünf Dinge, die Trump am ersten Tag tun könnte:
1. Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen
Trump will erneut aus dem Pariser Klimaabkommen austreten, wie schon 2017. "Das Paris-Abkommen hätte uns Billionen gekostet. Es war Abzocke, und ich habe es beendet", erklärte Trump in einer Fernsehdebatte mit Biden im Juni.
- Phoenix sendet ab 14 Uhr einen Schwerpunkt zur Amtseinführung.
- In einem fast zweistündigen ZDF spezial: Donald Trump zurück an der Macht - Amtseinführung in Washington überträgt das ZDF von 17:15 Uhr bis 19:00 Uhr live aus Washington. Antje Pieper und Elmar Theveßen kommentieren und analysieren.
- ZDFheute live berichtet ab 20.30 Uhr live u.a. mit Politologe Boris Vormann.
- Im heute journal ab 21.45 Uhr informiert Moderator Christian Sievers live aus Washington.
- Ein zweites ZDF spezial fasst nach dem heute journal update ab Mitternacht das Geschehen des Tages zusammen.
Biden trat dem Abkommen bei, Trump könnte dies nun wieder rückgängig machen. Laut Politikwissenschaftlerin Laura von Daniels würde dies vor allem ein "symbolisches Signal" an Trumps MAGA-Anhänger und Unternehmen senden, die von lockeren Klimaregulierungen - insbesondere der Förderung fossiler Energien - profitieren.
Unklar bleibt, ob Trump auch die vollständige Kündigung der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) anstrebt. Ein solcher Schritt hätte größere Konsequenzen, bilanziert von Daniels.
Der designierte US-Präsident Trump sorgte mit einem Forderungskatalog für heftige Kritik bei der internationalen Politik.08.01.2025 | 2:26 min
2. Illegale Migration eindämmen
Trump könnte das Heimatschutzministerium am ersten Tag anweisen, illegale Grenzübertritte strafrechtlich zu verfolgen, stellt von Daniels fest.
Diese Anweisung könnte auch die Wiedereinführung der umstrittenen Praxis der Familientrennung beinhalten, bei der Eltern, die in Untersuchungshaft genommen werden, von ihren minderjährigen Kindern getrennt werden.
Allein im Zusammenhang mit diesem Vorhaben stellen sich Trumps Berater auf Klagewellen ein. Ab Dienstag würden landesweit Razzien stattfinden, kündigte Trumps designierter Grenzschutzbeauftragter Tom Homan am Freitag (Ortszeit) im Sender Fox News an.
Korrespondent Elmar Theveßen berichtet über die Auswirkungen eines neuen Präsidenten Trumps auf das Land und seine Bürger.15.01.2025 | 12:39 min
3. Neue Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko, China
Trump könnte den Handelsbeauftragten (USTR) bereits zu Beginn seiner Amtszeit anweisen, neue Zölle auf sämtliche Importe aus Kanada, Mexiko und China zu erheben, so von Daniels.
Für Kanada und Mexiko könnte er 25 Prozent Zölle verhängen, was gegen das USMCA-Abkommen verstoßen würde. Trump könnte dies mit einer so genannten nationalen Notlage aufgrund der hohen Zahl illegaler Einwanderer rechtfertigen und die Zölle am ersten Amtstag über den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) anordnen.
Für Importe aus China könnte Trump einen zusätzlichen Zoll von zehn Prozent einführen, ebenfalls auf Basis des IEEPA. Er hat China wiederholt für die steigende Fentanyl-Menge verantwortlich gemacht und könnte die Zölle als Teil seiner Antwort auf die Drogenkrise rechtfertigen.
China ist der große wirtschaftliche Rivale der USA. Und es könnte ungemütlich werden mit Blick auf Importe aus China in die USA.06.11.2024 | 4:34 min
4. Mandat für Wirtschaftsabkommen mit Grönland
Handelswege seien strategisch wichtig, sagt der ehemalige Trump-Berater Bannon: "Wenn wir den Panamakanal haben und die Handelsroute im Norden durch eine Partnerschaft mit Grönland, oder in dem es wie die Jungfraueninseln oder Guam zu unserem Territorium wird, dann ändert das die strategische Rechnung."
Von Daniels könnte sich vorstellen, dass Trump dem US-Handelsbeauftragten das Mandat dazu erteilt, mit der Regierung Grönlands über ein Wirtschaftsabkommen - allein zwischen den USA und autonomen Territorium Dänemarks - zu verhandeln.
Ziel eines solchen Abkommens wäre die Schaffung einer gemeinsamen Wirtschaftszone, die Grönland wirtschaftlich enger an die USA bindet.
- der gestiegenen strategischen Bedeutung Grönlands für die USA, insbesondere durch dessen geographische Lage
- wertvollen Mineralienvorkommen
- Grönlands Bedeutung für die Machtprojektion
- der Überwachung militärischer Rivalen
- der Sicherung von Schifffahrtsrouten in der Arktis
"Mit Maximalforderungen und einem Schuss Drohungen" glaube Trump, "den besten Deal erzielen" zu können, sagt ZDF-Korrespondent Theveßen zu den Forderungen Trumps an die Nato.08.01.2025 | 2:44 min
5. Vorgehen gegen den "Deep State" und die "Feinde von innen"
Trump könnte die "Schedule F"-Verordnung aus seiner ersten Amtszeit wieder einführen, wodurch zahlreiche Karriere-Beamte im öffentlichen Dienst zu leicht kündbaren "politischen Beamten" würden, sagt von Daniels. Zwar habe die Biden-Regierung per Gesetz die Möglichkeiten solcher "Umwidmungen" von Beamtenpositionen eingeschränkt. Aber:
Wie gefährlich sind Donald Trumps Pläne für eine mögliche zweite Amtszeit? Und welche Organisation steckt hinter "Project 2025"? Ein ZDFheute-Backgroundcheck.09.09.2024 | 15:46 min
Macht Trump seine "Diktator-für-einen-Tag-Aussage" wahr?
Samuel Issacharoff beschäftigt sich seit Jahren mit Demokratie und Faktoren, die ihr gefährlich werden können. Der Verfassungsrechtler, der an der New York University (NYU) forscht, betont:
Diesmal wirke Trump disziplinierter und inszeniere seine Regierung gezielter. Issacharoff glaubt jedoch nicht, dass Trump am ersten Amtstag wie ein Diktator handeln wird. Dennoch warnt er: "Trump bleibt Trump - es wird an Bombast nicht fehlen."
Das Interview mit Steve Bannon führt Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington D.C.
Expert*innen und Insider in diesem Artikel
Quelle: PR
... ist Leiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Thematische Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u.a. US-Wirtschafts- und Währungspolitik sowie Außenwirtschaft und Handelsabkommen. Sie hat zuvor in den USA an der Harvard University und in Princeton geforscht und lehrte als Assistant Professor an der Central European University in Budapest Politische Ökonomie von Finanz- und Schuldenkrisen.
... ist ein US-amerikanischer Rechtswissenschaftler. Seine Schwerpunkte liegen im Verfassungsrecht, im Wahlrecht und im Zivilprozessrecht. Er ist Bonnie und Richard Reiss-Professor für Verfassungsrecht an der New York University School of Law.
Quelle: AP
... genannt Steve Bannon ist einer der einflussreichsten Stimmen im ultrakonservativen Lager. Er hetzt seit Jahren mit Verschwörungserzählungen und Falschinformationen. Er verbreitet etwa die Lüge, die Präsidentschaftswahl 2020 sei gestohlen worden - wofür es keine Beweise gibt. Bannon wurde 2016 zum Chefstrategen im Wahlkampf von Donald Trump. Nach der Wahl ernannte Trump ihn zum Chefstrategen im Weißen Haus, nach einigen Wochen kam es zum Bruch.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
Mehr zu den Wahlen in den USA
Thema
Nachrichten & Hintergründe:Donald Trump
mit Video
Erster Tag der Amtszeit:"Day One": Fünf Dinge, die Trump umsetzen könnte
Katharina Schuster, Washington D.C.
Liveblog
Amtseinführung von Donald Trump:"Rekord"-Zahl von Dekreten geplant
mit Video
Ansturm auf Meme Coin:Trump führt Kryptowährung mit seinem Namen ein
Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Trump - die psychologischen Folgen der Angst
von Lea Dohm
1:13 min
ZDF-Reporter aus Washington :"Viele sind grimmig resigniert"
mit Video
Mächtiges Handgepäck in USA:"Atomkoffer" wechselt bald wieder Besitzer
mit Video
Supreme Court weist Eilantrag ab:Strafmaßverkündung gegen Trump findet statt
2:40 min
Nachrichten | heute journal:US-Kongress bestätigt Trumps Wahlsieg
von Heike Slansky
FAQ
Historisches Comeback:Wie Trump den Kapitol-Sturm für sich nutzte
Anna Kleiser, Washington D.C.
mit Video
Machtwechsel in Washington:US-Kongress vor Bestätigung von Trumps Wahlsieg
mit Video
USA droht "Shutdown":Vorschlag zu Haushalts-Paket abgelehnt
2:39 min
Nachrichten | ZDF-Mittagsmagazin:Service: Heissluftfritteusen im Test
von Gereon Helmes
mit Video
Machtwechsel rückt näher:Wahlleute in USA besiegeln Trumps Sieg
mit Video
Ex-Botschafter in Deutschland:Trump macht Grenell zum Sondergesandten
mit Video
Trump nominiert Verbündeten:Truth Social-Chef soll Geheimdienste bewerten
mit Video
Sprachrohr für MAGA-Bewegung:Don Junior - Trumps Sohn fürs Grobe
Anna Kleiser, Washington D.C.