Vize Vance: Der Mann, der Trump einst mit Hitler verglich

    Vizekandidat J.D. Vance:Der Mann, der Trump einst mit Hitler verglich

    von Anna Kleiser, Milwaukee, Wisconsin
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    J.D. Vance ist politischer Outsider, Bulldogge gegen das Establishment. Er ist Trumps Wahl als Vizekandidat, auch, weil er ihn bedingungslos verteidigt. Das war lange anders.

     J.D. Vance zeigt auf einer Wahlkampfbühne auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
    Trump wählt mit J.D. Vance einen Vizekandidaten, der für ihn ein wichtiges Kriterium erfüllt: "Bedingungslose Loyalität", berichtet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates aus Milwaukee.15.07.2024 | 1:14 min
    Die politische Karriere von J.D. Vance gleicht einem Raketenstart. Der erst 39-Jährige ist innerhalb von acht Jahren vom Bestsellerautoren und Trump-Kritiker zunächst zum Senatoren und nun zum Vizekandidaten Donald Trumps geworden.
    Trump hat sich den Kandidaten ausgesucht, der am weitesten von den traditionellen Republikanern entfernt ist. Mit Vance holt er sich einen glühenden MAGA-Republikaner (Make America Great Again) an seine Seite, der Trump gegen jede Kritik verteidigt. Nach dem Attentat auf Trump fiel Vance mit seiner Reaktion auf. Er machte US-Präsident Joe Biden persönlich für die Attacke verantwortlich.
    J.D. Vances Reaktion auf X
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    Bis hierher war es ein zeitlich kurzer, aber politisch weiter Weg.

    Make America Great Again (Macht Amerika wieder großartig), kurz MAGA, ist ein Slogan, der in US-Präsidentschaftswahlkämpfen schon mehrfach gebraucht worden ist. Seit 2015/2016 ist es der Wahlkampfslogan von Donald Trump. Es ist zu seinem Markenzeichen geworden.

    Als MAGA-Republikaner werden Personen bezeichnet, die Donald Trump politisch unterstützen und seine Auffassung teilen, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde und Joe Biden nicht der rechtmäßige Präsident ist. Politikwissenschaftler sprechen seit einiger Zeit von einer MAGA-Bewegung, die Anhänger Trumps vereint.

    Vom Never-Trumper zum Vollblut-Trumpisten

    2016 kritisiert Vance als Schriftsteller den Politiker Trump als "Betrüger", als "moralisches Desaster", als "kulturelles Heroin". In einem Gastbeitrag im Magazin "The Atlantic" spricht er ihm jegliche Kompetenz ab.

    Was Trump anbietet, ist eine einfache Erlösung vom Schmerz. Für jedes komplexe Problem verspricht er eine einfache Lösung. [...] Er bietet nie Einzelheiten dazu an, wie diese Pläne funktionieren werden, weil er es nicht kann. 

    J.D. Vance, 2016 im "The Atlantic"

    Dass Trump "Amerikas Hitler" sein könne, schreibt Vance damals einem Mitbewohner, der Jahre später den Screenshot publik macht, um auf Vances Verlogenheit hinzuweisen.
    All das ist lange bekannt. Spätestens vor der Wahl 2020 beginnt der Wandel, ein Jahr später beschreibt er, Trump sei der Anführer der Bewegung. Er erkennt: die republikanische Basis liebt Trump.

    Wenn mir diese Menschen und die Dinge, von denen ich sage, dass sie mir wichtig sind, wirklich am Herzen liegen, muss ich mich damit abfinden und ihn unterstützen.

    J.D. Vance 2021 im "Time" Magazin

    Der politische Aufstieg

    Vance drängt in die Politik und stellt sich hinter Trump: Verbreitet die Lüge, Biden habe die Wahl 2020 nicht gewonnen, findet Gemeinsamkeiten bei Wirtschafts- und Migrationspolitik. Seine Freundschaft zu Donald Trumps Sohn verhilft ihm dazu, bei den Kongresswahlen mit Trumps Unterstützung für den Bundesstaat Ohio in den Senat einzuziehen.

    J.D. Vance mag in der Vergangenheit einige nicht so tolle Dinge über mich gesagt haben, aber er hat es jetzt verstanden, und das habe ich in der ganzen Breite gesehen. 

    Donald Trump in seinem Endorsement 2022 

    Im US-Kongress verteidigt er Trumps Positionen und Politik. Vance gehört zu den Republikanern, die gegen die Ukraine-Hilfe angekämpft haben. Er war mehrfach in New York, um Trump im Schweigegeld-Prozess den Rücken zu stärken.
    Delegierte nehmen am ersten Tag des Republikanischen Nationalkongresses 2024 im Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, am 15. Juli 2024 teil.
    Nur zwei Tage nach dem Attentat auf Donald Trump werden er und J.D. Vance, der mögliche Vizepräsident, auf dem Parteitag der Republikaner offiziell als Kandidaten nominiert. 15.07.2024 | 3:11 min

    Demokraten halten ihn für einen Extremisten

    Vance wächst in armen Verhältnissen und einer schwierigen Familien-Situation in Ohio auf. Er geht zunächst zur Marine, studiert dann Politik und schließt schließlich ein Jurastudium an der amerikanischen Eliteuniversität Yale ab. Der Investmentbanker erlangte 2016 mit der Veröffentlichung seiner Memoiren "Hillbilly Elegy" nationale Bekanntheit.
    Die Demokraten bezeichnen ihn als Extremisten und verweisen auf provokante Positionen, die Vance eingenommen hat. Etwa in Sachen Abtreibung: Er spricht sich öffentlich für ein Abtreibungsverbot in der 15. Woche aus, mit Ausnahmen bei Vergewaltigung, Inzest und Bedrohung des Lebens der Mutter.
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    Vance als konservative Stimme

    Der Präsident der Heritage Foundation, des konservativen Thinktanks ist sehr zufrieden mit Trumps Wahl.

    Sie werden ein breites Lächeln auf meinem Gesicht sehen, denn Sie wissen vielleicht, dass wir gute Freunde sind.

    Kevin Roberts, Präsident Heritage Foundation

    In ihren Kampf um den konservativen Umbau Amerikas ist Vance nun ihr Kanal ins Wahlkampfteam, bei der Wahl ins Weiße Haus.
    Roberts betont, Vance verstehe, dass "wir nur eine begrenzte Zeit haben, um Politik zu betreiben". Damit gemeint ist auch das umstrittene "Project 2025", ein 900-Seiten langer Fahrplan des Thinktanks für eine zweite Amtszeit, den Demokraten als autoritäres Handbuch beschreiben.

    Kurzer Prozess beim Parteitag

    Nur wenige Stunden nachdem Trump J.D. Vance als seinen Wunsch-Vizekandidaten vorstellt, taucht er überraschend in der Eventhalle des Parteitags auf. Die Delegierten dort feiern Vance mit Standing Ovations und tobendem Applaus. Er genießt das Bad in der Menge, schüttelt Hände und wird Minuten später offiziell zum Vizekandidaten ernannt. Gegenrede auf dem Parteitag gibt es nicht.
    Vance ist keine Wahl, um eine moderate Wählerschaft zu gewinnen. Er ist Trumps Kandidat, nicht der der traditionellen Republikaner. Auch diese Wahl zeigt, die Republikaner sind nun Trumps Partei. Der Parteitag ist seine Party. Noch am Abend treten sie erstmals zusammen in die Halle und lassen sich frenetisch mit lauten "USA! USA! USA!"-Rufen feiern.
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

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