Warum Psychologen vor Trump warnen | Terra-X-Kolumne

    Kolumne

    Terra X - die Wissens-Kolumne:Trump - die psychologischen Folgen der Angst

    von Lea Dohm
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    Nur selten mischen sich Psychologen in die Politik ein. Warum sie nun vor Donald Trump und den gesellschaftlichen Folgen seiner Macht warnen und wie wir uns schützen können.

    Terra X - Die Wissens-Kolumne: Lea Dohm

    In den USA zeichnet sich derzeit ab, was der Psychiater Robert Lifton von der Columbia University in New York bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump vorhergesagt hatte:
    Seine Präsidentschaft verstärkt in der Bevölkerung ein von Angst bestimmtes Klima, das viele Menschen, inklusive Experten, Führungskräfte, Institutionen und Unternehmen dazu bringt, sich selbst anders zu verhalten und sich den neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Es entsteht auf diese Weise eine neue Normalität, in die sich beispielsweise auch die jüngste Entscheidung von Mark Zuckerberg einfügt, Faktenchecks auf Meta auszusetzen und Hassreden mit weniger Engagement entgegenzutreten.

    In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.

    Psychologie und Politik: ein ungewöhnlicher Eingriff

    Neben Lifton haben viele weitere renommierte US-amerikanische Psycholog*innen und Psychiater*innen öffentlich die Person Trump charakterisiert und die aus seiner Präsidentschaft resultierenden, gefährlichen Auswirkungen beschrieben. Ein ungewöhnliches Eingreifen der psychischen Berufe in die politische Welt!
    Denn diese Berufsgruppen unterliegen aus gutem Grund der Goldwater-Regel, das heißt der berufsethischen Vorgabe, keine ungefragten Ferndiagnosen zu stellen.

    Wissenschaftler warnen vor Trump

    Dennoch könnten die Warnungen aus der US-amerikanischen psychologischen und psychiatrischen Wissenschaftsszene drastischer kaum ausfallen. Wie bei Lance Dodes, emeritierter Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School, der Trumps Fehlen von Empathie und Reue, Lügen, Realitätsverlust und Impulsivität beschreibt. Er sagt: Keiner der Präsidenten vor ihm sei "so eindeutig und so offensichtlich gefährlich" gewesen.
    Eric Mayer steht vor einer Grafik, die einen Menschen zeigt, der im Handy lauter schlechte Nachrichten sieht: eine schmelzende Weltkugel, eine Kriegsbombe, einen Geldsack als Symbol für Inflation.
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    Es ist eine wichtige Unterscheidung: Die Gefährdungsbeurteilung einer Person ist eben keine von der Goldwater-Regel untersagte Diagnostik und unterliegt auch anderen Kriterien. Psychologische Berufe haben eine berufsethische Verpflichtung, Menschen zu warnen und zu schützen. Oder einfacher zusammengefasst: Gefährlichkeit ist keine Diagnose.

    Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen

    Nur die allerwenigsten psychischen Erkrankungen münden in einer Fremdgefährdung. Es ist enorm wichtig, psychisch erkrankte Menschen vor weiteren Nachteilen, Stigmatisierungen und Ungerechtigkeiten zu schützen. Es geht daher keinesfalls um eine psychopathologische Diagnostik Trumps, so sehr uns einzelne Charakterzüge auch ins Auge fallen mögen. Im Mittelpunkt einer Gefährdungsbeurteilung steht vielmehr der Schutz von Mensch und Umwelt, insbesondere von Minderheiten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

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    Kolumne

    Globale Sicherheitsbedrohung durch Trumps Machtposition

    Dass Trump gefährlich ist, da sind sich die fachlichen Stimmen aus Psychologie und Psychiatrie auffällig einig. Judith Herman, Professorin für Psychiatrie an der Harvard Medical School, und Bandy Lee, Professorin für Jura und Psychiatrie an der Yale Law School, machen zudem deutlich, dass ihre psychiatrische Erfahrung zeige, dass er sich "durch Vernunft nicht zügeln lassen" werde.
    Das gesellschaftliche Klima wird sich in seiner erneuten Amtszeit zulasten vieler Bevölkerungsgruppen weiter verschieben. Als Präsident, und damit auch Oberbefehlshaber des Militärs mit Zugriff auf Nuklearwaffen, hat er zudem eine Fülle von Macht, die sich massiv auf die globale Sicherheitslage auswirkt.
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    Ein Appell gegen das Klima der Angst

    In den Expertenstimmen steckt neben der wichtigen professionellen Einschätzung auch ein Appell: Es ist an der Zeit, eine eigene Haltung zu entwickeln und uns in Deutschland und Europa eben nicht diesem neuen Klima der Angst zu fügen, sondern auf die Gefährdung hinzuweisen.
    Was in den USA passiert, wird nicht in den USA bleiben. Aber wir können uns dem entgegenstellen, ein anderes Menschenbild vertreten, Gemeinsinn fördern und offen für demokratische Werte, die Würde aller und die Sicherheit unseres Planeten einstehen.
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    ... ist Dipl.-Psychologin und Transformationsberaterin bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. sowie Mit-Initiatorin der Psychologists for Future (Psy4F) e.V. Sie ist außerdem tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin mit einiger klinischer Erfahrung und Fach- und Sachbuchautorin. Für Menschen, die sich verletzlich und nahbar zeigen können, hat sie große Sympathien.

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