Bundestagswahl: Scholz und Merz ringen um Unentschlossene

    Endspurt im Wahlkampf:Scholz und Merz ringen um Unentschlossene

    |

    Viele Wähler waren laut Umfragen bis zuletzt unentschlossen, wie sie stimmen sollen. Am Vortag der Wahl werben die Kanzlerkandidaten von SPD und Union noch einmal um Zuspruch.

    Olaf Scholz, Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei (SPD) für das Amt des Bundeskanzlers, spricht am 22. Februar 2025, einen Tag vor der Bundestagswahl am 23. Februar, in seinem Wahlkreis Potsdam südwestlich der deutschen Hauptstadt vor dem Hintergrund des SPD-Logos zu den Bürgern.
    Friedrich Merz (CDU) und Olaf Scholz (SPD) liefern sich ein letztes Fernduell, bevor die Wähler morgen entscheiden, wer in den Bundestag einzieht und wer die Regierung stellt.22.02.2025 | 2:53 min
    Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) werben kurz vor der Bundestagswahl um unentschlossene Wähler. Er glaube nicht an Wunder, "sondern an einen Wahlsieg", sagte Scholz in seiner Heimatstadt Potsdam.

    Ich bin überzeugt, es wird diesmal so sein, dass ganz viele sich erst im Wahllokal entscheiden.

    Olaf Scholz, SPD

    Auch Herausforderer Friedrich Merz gab sich siegessicher. Beim Unions-Wahlkampfabschluss am Nachmittag in München sagte er:

    Es sind noch knapp 26 Stunden. Dann ist die Ampel endgültig Geschichte in Deutschland.

    Friedrich Merz, CDU

    Shakuntala Banerjee berichtet aus Berlin ins ZDFheute Studio.
    Bei der Bundestagswahl deutet sich ein Regierungswechsel an. Einschätzungen von Shakuntala Banerjee aus dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin. 22.02.2025 | 1:07 min

    Scholz warnt vor einfachen Koalitionsverhandlungen

    Scholz besuchte am Morgen einen Wahlkampfstand in der Innenstadt von Potsdam und sprach mit Bürgern. Er setze darauf, dass viele der SPD beide Stimmen geben würden. Gleichzeitig warnte er vor einfachen Koalitionsverhandlungen.
    "Es wird in Deutschland schwierig, Regierungen zu bilden." Auch die Ampel habe drei Jahre lang Kompromisse schließen müssen. "Der Eindruck, den der eine oder die andere erweckt hat, dass das einfach wird, er ist bestimmt falsch", sagte er in Anspielung auf die Union.
    Olaf Scholz
    Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) hat sich trotz schwacher Umfragewerte durchgesetzt, will eine zweite Amtszeit. 19.02.2025 | 1:42 min
    Für einen Erfolg in seinem eigenen Wahlkreis in Potsdam gab sich der Kanzler optimistisch. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er:

    Ich bin ganz sicher, dass der Wahlkreis von mir erneut gewonnen werden kann - so wie beim letzten Mal.

    Olaf Scholz, SPD

    Der Kanzler tritt als Direktkandidat in Potsdam unter anderem gegen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an. Falls er das Direktmandat in Potsdam gewinnt, wolle er die gesamte Legislaturperiode im Bundestag bleiben - auch wenn er nicht erneut Kanzler werde. Das stehe "schon ewig lange fest".
    Britta Buchholz in Berlin
    "Erste Anzeichen auf ein neues Miteinander", sah ZDF-Korrespondentin Britta Buchholz beim TV-Duell zwischen Scholz und Merz.20.02.2025 | 1:11 min

    Merz nennt Bedingungen für mögliche Koalition

    CDU-Chef Merz zog beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss mit CSU-Chef Markus Söder in München erneut rote Linien für mögliche Koalitionsverhandlungen. Die Union werde mit niemandem in eine Koalition gehen, "der nicht bereit ist, in der Wirtschaftspolitik und in der Migrationspolitik in Deutschland den Politikwechsel herbeizuführen".
    Er unterstrich, dass er keine Koalitionsgespräche mit der AfD führen werde. Merz dankte Söder für die Kooperation in den Oppositionsjahren und fügte leicht süffisant hinzu: "Ich danke dir nicht nur für die gute Zusammenarbeit, sondern auch für das jederzeitig herzliche Willkommen in Bayern."

    Auch heute erneut Dank für das Tagesvisum. Es ist immer schön, hier zu sein.

    Friedrich Merz, CDU

    Friedrich Merz
    Man habe "jede Form der Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen", bekräftigt der Kanzlerkandidat der Union vehement.21.02.2025 | 13:15 min

    Söder bekräftigt Nein zu Schwarz-Grün - und erteilt auch FDP Absage

    Trotz zuletzt teils schlechter werdender Umfragewerte für die Union stärkte Söder Merz demonstrativ den Rücken. Unter Jubel wiederholte Söder seine kategorische Absage an eine Koalition mit den Grünen. Der CSU-Chef betonte:

    Friedrich, du musst dazu nichts machen. Ich mache das schon. Also keine Sorge.

    Markus Söder, CSU

    Merz hält sich die Option einer Zusammenarbeit mit den Grünen offen. Auch der FDP erteilte Söder eine Absage: "Wenn wir regieren, dann brauchen wir wenig Partner und nicht unendlich viele", sagte er. "Sorry, lieber Christian Lindner. Die Zeit ist vorbei", ergänzte Söder an die Adresse des FDP-Chefs.
    Christian Lindner in der ZDF-Wahlsendung Schlussrunde
    Wenn die FDP nicht im Bundestag vertreten sei, müsse die Union eine Kenia-Koalition eingehen, prophezeite zuletzt der FDP-Vorsitzende.21.02.2025 | 1:04 min
    Laut Umfragen muss die FDP zittern, ob sie erneut in den Bundestag kommt. Einmal blitzte aus Söders Rede kurz die Sorge vor einem schlechten Wahlergebnis hervor: "Morgen um die Zeit bekommen wir die ersten Andeutungen der Umfragen, ich hoffe, unsere Laune ist dann noch gut", sagte er.

    Union verliert im ZDF-Politbarometer zuletzt an Zuspruch

    Die Union ist Wahlumfragen zufolge zwar deutlich stärkste Kraft und dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach den Kanzler stellen. Doch sahen manche Institute sie zuletzt auch unter der wichtigen Marke von 30 Prozent. Im ZDF-Politbarometer etwa rutschte sie auf 28 Prozent ab.
    Die SPD lag in Umfragen in den vergangenen Monaten immer klar hinter der Union und der AfD. Im ZDF-Politbarometer kam sie zuletzt auf 16 Prozent.
    ZDF-Politbarometer
    In zahlreichen Debatten und TV-Auftritten haben die Spitzenkandidaten ihre Argumente ausgetauscht. Ob sich das auf die Umfragen auswirkt, zeigt das aktuelle ZDF-Politbarometer.21.02.2025 | 1:13 min
    Bei der Erhebung gaben gleichwohl 27 Prozent der Befragten an, noch unentschlossen zu sein, ob sie wählen wollen - und wenn ja, wen.

    Proteste in Deutschland und der Schweiz

    Begleitet wurde der Tag vor der Bundestagswahl von Protesten in mehreren Städten. In Freiburg protestierten zum Beispiel 20.000 bis 25.000 Menschen nach Polizeiangaben gegen Rechtsextremismus. Ein Bündnis aus über 50 Organisationen hatte zu der Demonstration aufgerufen.
    Menschen auf einer Demonstration zur Migrationspolitik in Berlin.
    Nachdem die Union Stimmen der AfD in Kauf genommen hatte, kam es immer wieder zu Protesten gegen Rechtsextremismus.02.02.2025 | 1:13 min
    In Hamburg wollte die Polizei zunächst keine konkreten Teilnehmerzahlen nennen. Es zeichnete sich aber ab, dass sie niedriger waren als die zuvor erwarteten 65.000 Teilnehmer. Mehrere Hundert Menschen stellten sich in Berlin-Mitte einem Neonazi-Aufmarsch entgegen.
    Am Schweizer Wohnort von AfD-Chefin Alice Weidel demonstrierten rund 250 Menschen gegen die vom Verfassungsschutz als in Teilen gesichert rechtsextrem eingestufte Partei.
    Alice Weidel
    Zuletzt sprach sich Weidel im ZDF für eine Wehrpflicht von zwei Jahren aus. Die AfD ruderte später zurück.21.02.2025 | 2:50 min
    Die schweizerische Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete von Handgreiflichkeiten zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten.

    Stimmung in Deutschland
    :Bundestagswahl: So steht es in der letzten Umfrage

    Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
    von Robert Meyer
    Ein Diagramm von den Verteilungen der Parteien in den Umfragen. Im Hintergrund weht vor dem Bundestag eine Deutschland-Fahne

    Icon von whatsapp
    Quelle: dpa

    Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa, Reuters, AFP

    Nachrichten zur Bundestagswahl