Koalitionsgespräche: Junger CDU-Abgeordneter kritisiert SPD

    Interview

    Stand der Koalitionsgespräche:Junge in der Union üben scharfe Kritik an SPD

    Patrick Müthing Autorenbild
    von Patrick Müthing
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    Die Koalitionsverhandlungen gehen in die entscheidende Phase, da kritisiert der Chef der Jungen Gruppe der Unionsfraktion das bisher Erreichte. Der SPD macht er schwere Vorwürfe.

    Pascal Reddig
    Der Chef der Jungen Gruppe der Unionsfraktion, Pascal Reddig, kritisiert den Stand der bisherigen Koalitionsverhandlungen. Die SPD habe noch nicht erkannt, dass sich im Land etwas ändern müsse, sagt er ZDFheute.28.03.2025 | 1:19 min
    Es ist ein Frontalangriff auf den möglichen Koalitionspartner: Pascal Reddig, Vorsitzender der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion, kritisiert die Sozialdemokraten scharf. Er sagt ZDFheute:

    Ich habe den Eindruck, dass die SPD in ganz vielen Bereichen ein 'weiter so' will. Nichts verändern. Am besten alles so lassen, wie es bisher ist.

    Pascal Reddig, CDU

    Der 30-Jährige kritisiert, dass die SPD "diejenigen, die unser Land am Laufen halten, stärker finanziell belasten" wollen. So hätten sich die Sozialdemokraten in den Koalitionsverhandlungen unter anderem für eine höhere Einkommensteuer ausgesprochen.

    So können wir nicht weitermachen.

    Pascal Reddig, CDU

    Statement vor dem Treffen der Hauptverhandlungsgruppe im Willy-Brandt-Haus
    Die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD gehen in die wohl entscheidende Phase: In der Hauptverhandlungsrunde mit den Parteichefs sind noch viele offene Fragen zu klären.28.03.2025 | 2:21 min

    Junge sehen "Große" Koalition kritisch

    Reddig sagt, es seien vor allem schwarz-rote Koalitionen gewesen, die in der Vergangenheit eben keine strukturellen Reformen umgesetzt hätten. Genau das müsse sich jetzt ändern, so Reddig.
    Was das für ihn heißt? Das Rentensystem reformieren. Die Wirtschaft ankurbeln. Steuern runter und "an den Staat ran".

    Die Menschen haben kein Verständnis dafür, dass der Staatsapparat immer weiter aufgebläht wird.

    Pascal Reddig, CDU

    Dafür fordert Reddig beispielsweise eine Reduzierung der rund 950 Bundesbehörden und einen sukzessiven Stellenabbau. "Der Staat ist in den letzten Jahren immer weiter gewachsen, die Wirtschaft nicht. Jetzt müssen wir das wieder umkehren."
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    Es grummelt an den CDU-Stammtischen. Die Kehrtwende von CDU-Chef Friedrich Merz in Sachen Schuldenbremse sehen viele an der Basis skeptisch.20.03.2025 | 2:49 min

    Scharfe Worte Richtung SPD

    Seit diesem Freitag verhandeln die Parteichefs die strittigen Fragen zwischen Union und SPD. Vor allem bei den Themen Migration und Finanzen gibt es noch Dissens. Reddig sieht bei den Verhandlungen noch Nachbesserungsbedarf:

    Wir werden jetzt in jedem Fall in den nächsten Tagen auch noch mal als junge Generation Druck machen.

    Pascal Reddig, Vorsitzender "Junge Gruppe"

    Es sei vor allem an der SPD, sich zu bewegen. "Wir haben insgesamt erkannt, dass sich was in dem Land ändern muss. Mein Eindruck ist, dass es bei der SPD nicht der Fall ist." Insgesamt müsse die neue Koalition ein Signal an Jüngere senden.

    Sonst darf man sich am Ende auch nicht beschweren, warum so viele junge Menschen AfD oder Linkspartei wählen.

    Pascal Reddig, Vorsitzender "Junge Gruppe"

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    Ab heute versucht die Führungsebene von Union und SPD, aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen einen Koalitionsvertrag zu formen. Dabei gibt es noch eine Reihe strittiger Punkte.28.03.2025 | 2:49 min

    Sondervermögen als Belastung für junge Menschen

    Kritisch sieht Reddig auch das von Union und SPD verhandelte Sondervermögen, über das noch der alte Bundestag abgestimmt hat. Insbesondere hier sei es wichtig, die jungen Generationen nicht zu vergessen.

    500 Milliarden Euro Sondervermögen sind 500 Milliarden Euro Schulden und die muss irgendwann eine Generation auch wieder zurückzahlen.

    Pascal Reddig, Vorsitzender "Junge Gruppe"

    Deswegen würden sie als "Junge Gruppe" nun besonders darauf achten, wie das Geld investiert wird. Was nicht gehe, sei, dass künftige Generationen die Schulden zurückzahlen müssten, "wenn das, was wir jetzt sanieren, schon wieder marode ist und deswegen wollen wir früh anfangen mit der Tilgung."
    Abstimmungsurne in der 214. Sitzung des Deutschen Bundestages zur Änderung des Grundgesetzes im Reichstagsgebäude.
    Der Bundestag stimmte für das Finanzpaket von SPD und Union. Jetzt ist es möglich, Milliarden Euro Schulden für Rüstung, Infrastruktur und Klimaschutz aufzunehmen.18.03.2025 | 2:11 min

    Bundestag: Nur jeder Zwanzigste ist unter 30

    Junge Menschen sind im Bundestag unterrepräsentiert. Nur etwa fünf Prozent der Abgeordneten sind unter 30. Von den 208 Sitzen der Union sind 18 Abgeordnete unter 35. Sie bilden die "Junge Gruppe", der Reddig vorsitzt.

    Wir werden uns auf jeden Fall so stark machen wie möglich und auch klar machen, dass wir als junge Generation den Anspruch haben, das auch junge Themen in der Fraktion und im Parlament stattfinden.

    Pascal Reddig, Vorsitzender "Junge Gruppe"

    Grafikvideo zum neuen Bundestag starten
    Im neuen Bundestag kommen 400 erfahrene und 230 neue Abgeordnete zusammen. Wie viele Männer und wie viele Frauen es sind und weitere Zuordnungen zeigt das grafische Video.24.03.2025 | 1:09 min
    Sich Gehör zu verschaffen beschäftigt auch die jungen Abgeordneten der anderen Fraktionen. Max Lucks ist mit 27 Jahren einer der jüngsten Abgeordneten der Grünen. Das Durchschnittsalter des Bundestages sei den meisten jungen Menschen in seinen Augen allerdings egal.

    Was für die Lebensrealität von jungen Menschen aber nicht egal ist, ist ob sie noch eine Zukunft auf diesem Planeten haben.

    Max Lucks, Grüne

    Im Video: Der jüngste Abgeordnete im Bundestag.
    Luke Hoß
    Luke Hoß von der Linken ist mit 23 Jahren der jüngste Abgeordnete im neuen Bundestag. Er fordert einen Mietendeckel - und will sein Gehalt deckeln und den Rest spenden.27.03.2025 | 0:54 min

    Entscheidende Phase der Verhandlungen

    Seit Freitagnachmittag verhandeln die Parteichefs die neue Koalition. CDU-Chef Friedrich Merz zeigt sich zuversichtlich, dass es mit der SPD gelinge, ein gemeinsames Bild zu zeichnen, auch wenn noch einige Brocken vor ihnen liegen würden. Ähnlich äußert sich SPD-Chef Lars Klingbeil.

    Ich kann sagen, die Gespräche der letzten Tage und Wochen sind von einem immer größer werdenden persönlichen Vertrauen geprägt.

    Friedrich Merz, CDU

    Er gehe mit großer Zuversicht in die nächsten Tage.

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