Koalitionsverhandlungen: Wo Union und SPD noch streiten
FAQ
Schwarz-rote Koalition:Wo es bei den Verhandlungen noch hakt
von Christian Hauser und Patrick Müthing
|
Die erste Phase der Koalitionsverhandlungen ist vorbei, Unterhändler von Union und SPD haben erste Ergebnisse vorgelegt. Welche Punkte strittig sind und wie es jetzt weitergeht.
Gründlich will man in den Arbeitsgruppen sein und sich bei den Koalitionsverhandlungen nicht unter Druck setzen lassen, heißt es von Union und SPD.24.03.2025 | 2:55 min
Wie ist der aktuelle Stand?
Die Atmosphäre zwischen Union und SPD soll beständig besser werden, das Vertrauen zueinander wachse. So hat sich CDU-Chef Friedrich Merz nach ZDFheute-Informationen am Montagabend in der Unionsfraktion geäußert.
Es gebe in einigen Arbeitsgruppen sehr gute Ergebnisse. An anderer Stelle müsse aber noch nachgearbeitet werden. Man wolle sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen.
Die 16 Arbeitsgruppen haben am Abend erste Ergebnisse vorgelegt, also zum Beispiel in den Bereichen Digitales, Arbeit und Soziales sowie Klima und Energie.
Die Koalitionsverhandlungen laufen "wenig gefühlig" ab, sagt Diana Zimmermann. Die Gründe dafür seien sachliche Differenzen, aber auch Verletzungen aus dem hartgeführten Wahlkampf.24.03.2025 | 3:23 min
Wo gibt es keine Einigkeit?
Insbesondere bei den Themen Migration, Steuern und Bürgergeld soll es noch keine Einigungen geben. Auf die Spitzen der Parteien, die Kompromisse finden müssen, wartet in den kommenden Tagen viel Arbeit. Sie müssen die eckigen Klammern, mit denen die Arbeitsgruppen strittige Punkte markieren, einen.
SPD-Chef Lars Klingbeil räumt am Abend ein, dass es an einigen Stellen noch ein bisschen knirsche. Es gebe noch Unterschiede, das sei aber normal, sagt Klingbeil:
Das wäre ja auch verwunderlich, wenn wenige Wochen nach einem harten Wahlkampf, man sofort sich einig wäre.
„
Lars Klingbeil, SPD
Strittig ist vor allem das Thema Zurückweisungen an den Grenzen. Sie sollen "in Abstimmung" mit den europäischen Nachbarn geschehen. Die SPD sagt, das bedeutet, dass die Nachbarländer Zurückweisungen aktiv zustimmen müssen. Die Union widerspricht. Dieser Konflikt belastet die Verhandlungen.
Die Koalitionsverhandlungen gingen gut voran, sagt Arbeitsminister Hubertus Heil im ZDF. Es lägen aber auch "noch Brocken vor uns".23.03.2025 | 5:18 min
Wer setzt sich durch?
Friedrich Merz steht intern unter Druck. Beim Thema Schulden hat er nach dem Beschluss des Milliarden-Pakets in Bundestag und Bundesrat schon ein Wahlversprechen nicht gehalten. Weitere Positionen darf er eigentlich nicht zugunsten der SPD aufgeben.
Die SPD zeigt sich selbstbewusst im Umgang mit der Union - trotz des historisch schlechten Wahlergebnisses von 16,4 Prozent. "Es muss natürlich alles auf Augenhöhe passieren", so SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Die Sozialdemokraten wissen, dass die Union zur Regierugsbildung auf sie angewiesen ist. Diese verweist auf das Wahlergebnis:
Augenhöhe ja, aber Größenverhältnisse gibt's halt auch.
„
Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef
Im neuen Bundestag kommen 400 erfahrene und 230 neue Abgeordnete zusammen. Wie viele Männer und wie viele Frauen es sind und weitere Zuordnungen zeigt das grafische Video.24.03.2025 | 1:09 min
"Die SPD ist in Koalitionsverhandlungen schon immer gut gewesen", so ZDF-Haupstadtkorrespondentin Patricia Wiedemeyer. "Sie bereiten sich intensiv vor und sind harte Verhandler." Gerade die Verhandlungen mit den Grünen haben gezeigt, dass Friedrich Merz nicht der beste Stratege und Verhandler sei, analysiert Wiedemeyer.
Wie geht es weiter?
Mit der Vorlage der Ergebnisse der 16 Arbeitsgruppen endet die erste Phase der Koalitionsverhandlungen. Bevor es zu einer Einigung kommt, wird zunächst in kleineren Kreisen beraten. Zunächst analysiert jede Partei für sich selbst. Später verhandelt dann eine 19-köpfige Verhandlungsgruppe aus den Spitzen der Parteien die Punkte.
Vor der Bundesratsabstimmung über das Finanzpaket grummelte es an den CDU-Stammtischen. Forscher befürchten eine weitere Demokratieverdrossenheit, gerade im Osten der Republik.20.03.2025 | 2:49 min
"Alle wissen, sie müssen sich einigen und es wird wahrscheinlich auch eine Einigung geben", sagt ZDF-Haupstadtkorrespondentin Patricia Wiedemeyer. Beide Parteien hätten kein Interesse an Neuwahlen. Merz hatte angekündigt, bis Ostern eine neue Regierung bilden zu wollen.
Wie soll die neue Koalition heißen?
Neben inhaltlichen Punkten beschäftigt Teile des politischen Berlins aktuell auch die Frage nach einem neuen Namen für die Koalition. Wurde ein Bündnis aus Union und SPD bislang als Große Koalition bezeichnet, erscheint der Name bei einem Wahlergebnis von zusammengerechnet knapp 45 Prozent überholt.
Die Grünen sprachen schon von einer "KleinKo" (Kleine Koalition), die FDP von einer "SchuKo" (Schuldenkoalition), Friedrich Merz in der Bild von einer "schwarz-roten-Arbeitskoalition" oder "Koalition von Aufbruch und Erneuerung".