Update am Abend: Ampel in Scherben - und wo bleiben wir?

besser kann ich - als Dortmunderin - meine Fassungslosigkeit gar nicht ausdrücken. Natürlich wünsche ich Ihnen, wie sonst auch, einen guten Abend. Aber vielleicht ist Ihnen heute auch eher nach "Boah ey".

Mir hätte schon die Ungewissheit, was die Trump-Wahl für uns bedeuten wird, für ein "Boah ey" gereicht. Aber dann ist auch noch die Ampel zerbrochen - in dem Moment, in dem zumindest ich mir Stabilität gewünscht hätte, wenigstens im eigenen Land.

Wie geht es Ihnen damit? Gar nicht im politischen Sinne. Sondern Ihnen ganz persönlich? Ist es Wut, Angst oder vielleicht sogar die Hoffnung auf etwas Positives in diesem Wirrwarr? Oder haben Sie anderes im Sinn als Ampel-Bruch, Trump und Ukraine-Krieg - nur um Beispiele zu nennen. Schreiben Sie uns gerne an zdfheute-feedback@zdf.de, es interessiert uns wirklich.

Und Olaf Scholz? Ein paar Projekte will er schon noch abschließen. Den Weg gegen die kalte Progression ebnen. Die Rente stabilisieren. Die Asylpolitik klarmachen. Die Industrie stärken. Ach ja, und dann noch den Haushalt festzurren, um den ging es ja eigentlich bei dem ganzen Streit.

Der Bundeskanzler hat sich viel vorgenommen. Und warum auch nicht. So lange eine Ampel noch Rot und Grün anzeigt, muss es nicht unbedingt krachen. Aber Olaf Scholz weiß auch: Wenn Gelb ausfällt, bleibt das Signal schwarz.

Konkret heißt das: Wenn Scholz bis zur Vertrauensfrage am 15. Januar noch Gesetze durch den Bundestag bringen will, braucht er die Unterstützung der Opposition.

Also hat sich der SPD-Kanzler heute mit CDU-Chef Friedrich Merz zusammengesetzt. Der signalisiert zwar grundsätzlich Gesprächsbereitschaft - aber von kleiner Großer Koalition ist nichts zu spüren. Merz macht Druck in Sachen Neuwahlen. Die Ampel-Koalition sei "gescheitert", und damit sei die Legislaturperiode zu Ende, sagte Merz. Ähnlich sehen es alle anderen Oppositionsparteien - zu denen jetzt auch offiziell die FDP gehört.

Nur die Grünen stehen nach wie vor an Scholz' Seite - auch wenn Robert Habeck nicht so recht an eine Unterstützung von CDU/CSU glauben kann. "Punktuell" würde er diese aber begrüßen, sagte der Wirtschaftsminister.

Support kommt auch aus ganz unerwarteter Richtung - von Volker Wissing. Der bisherige FDP-Verkehrsminister hatte sich schon im Vorfeld klar gegen einen Bruch der Koalition ausgesprochen. Gemeinsamkeiten suchen, Lösungen finden - das sei der Auftrag einer Regierung. Die logische Konsequenz für ihn jetzt: Weitermachen - und zwar ohne die Liberalen.

Am Vormittag erklärte Wissing - nach 26 Jahren in der FDP - seinen Parteiaustritt. Neben seinem alten Job übernimmt er nun auch den Posten von Marco Buschmann als Justizminister, während sein Chef Christian Lindner den Posten als Finanzminister für Staatssekretär Jörg Kukies von der SPD räumen muss. Bettina Stark-Watzinger übergibt derweil an den Grünen Cem Özdemir, der nun Bildungs- und Agrarminister im Doppelpack ist.

Die Situation in Schloss Bellevue könnte unangenehm gewesen sein. Während die einen Wissing womöglich als Aufrechten, die anderen vielleicht als Abtrünnigen sehen, mussten alle zusammen beim Bundespräsidenten antreten, um ihre Entlassungs- und Ernennungsurkunden entgegen zu nehmen.

Wie geht es weiter nach dem Ampel-Aus? Mit dem Rauswurf der FDP-Minister um Finanzminister Lindner endet die Ampel-Koalition. SPD und Grüne bleiben in einer Minderheitsregierung. ZDFheute live analysiert, wie es weitergeht.

Um 19.25 Uhr informieren wir außerdem in einem ZDF spezial über die aktuellen Entwicklungen rund um den Bruch der Ampel-Koalition. FDP-Chef Christian Lindner wird im Interview bei "Was nun, Herr Lindner?" ausführlich Stellung beziehen. Das Spezial sehen Sie im TV oder hier im Livestream.

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