Neuwahlen im März? Wie es nach dem Ampel-Aus weitergeht

    FAQ

    Neuwahlen im März?:Wie es nach dem Ampel-Aus weitergeht

    von Daniel Heymann
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    Die Ampel-Koalition ist am Ende, am Haushaltsstreit ist sie endgültig zerbrochen. Welchen Plan das Grundgesetz für das Scheitern einer Regierung vorsieht.

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    Bundeskanzler Olaf Scholz will am 15. Januar im Bundestag die Vertrauensfrage stellen und damit vorgezogene Neuwahlen herbeiführen. "Es gibt im Grundgesetz klare Regeln, wenn eine Regierung platzt", so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke. 07.11.2024 | 3:49 min
    Die selbsternannte "Zukunftskoalition" ist Vergangenheit. Die seit Monaten schwelenden Streitigkeiten zwischen SPD, Grünen und FDP haben sich in den letzten Wochen so zugespitzt, dass der Bruch unvermeidlich schien. Die unterschiedlichen Ansichten zum Haushalt 2025 haben schließlich auch in der Ampel-Spitze das Fass zum Überlaufen gebracht: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) um die Entlassung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) bitten.
    Neuwahlen, wie sie von der Opposition schon lange gefordert werden, gibt es damit zwar nicht automatisch - der Weg dorthin ist nun aber ein ganzes Stück kürzer. Ein Überblick, wie es in den nächsten Tagen und Wochen weitergehen könnte:

    Wann will Scholz die Vertrauensfrage stellen?

    Auch wenn die Koalition mit Lindners Rauswurf faktisch beendet ist, gilt zunächst: Scholz ist weiterhin im Amt, denn er wurde zu Beginn der Legislaturperiode von der Mehrheit der Abgeordneten gewählt. Und der Bundeskanzler hat in seiner Pressekonferenz angekündigt, die Regierungsarbeit bis Weihnachten fortsetzen zu wollen.
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    Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist nach knapp drei Jahren im Amt gescheitert. Das Ende der Ampel war "die logische Konsequenz", so Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte.07.11.2024 | 5:07 min
    Bis dahin wolle man Gesetze vorlegen, die "keinen Aufschub dulden": Dabei geht es unter anderem um Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft, die Umsetzung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und die Rentenstabilisierung.
    In der ersten Sitzungswoche des Bundestages im neuen Jahr will Scholz dann die Vertrauensfrage stellen, über die die Abgeordneten am 15. Januar 2025 abstimmen sollen. Ohne die FDP hat der Bundeskanzler keine Mehrheit im Parlament - und wird die Vertrauensfrage voraussichtlich verlieren. Damit wäre der Weg zu Neuwahlen geebnet.
    Neuwahlen
    Nach dem Scheitern der Ampel-Koalition kündigte Bundeskanzler Scholz für Januar die Vertrauensfrage im Bundestag an. Somit will er den Weg für vorgezogene Neuwahlen ebnen.07.11.2024 | 1:58 min

    Welche Rolle spielt Bundespräsident Steinmeier?

    Scheitert nämlich der Bundeskanzler mit einer Vertrauensfrage, kann er dem Bundespräsidenten vorschlagen, den Bundestag aufzulösen. Dann wäre Frank-Walter Steinmeier am Zug. Binnen 21 Tagen, so steht es in Artikel 68 Grundgesetz, kann er den Bundestag in diesem Fall auflösen. Der Bundespräsident muss dem Vorschlag des Kanzlers zwar nicht zwingend folgen - er würde es aber wahrscheinlich tun, um durch Neuwahlen wieder die Bildung einer stabilen Regierung zu ermöglichen.
    Entlassung Lindners: der Kanzler erklärt sich
    Der Finanzminister habe Scholz "auf der ganzen Linie enttäuscht", sagt ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann. Lindners neue Wirtschaftspläne waren dann "eine Reizung zu viel."06.11.2024 | 2:49 min
    Sollte Steinmeier das Parlament auflösen, muss eine Neuwahl gemäß Artikel 39 Grundgesetz innerhalb von 60 Tagen stattfinden. Mit diesen zeitlichen Vorgaben aus der Verfassung kann man ungefähr ausrechnen, wann im Fall der Fälle ein Termin für eine Neuwahl angesetzt würde, nämlich im März 2025 - so hat es Scholz auch selbst in seiner Pressekonferenz in Aussicht gestellt. Die Berechnung erscheint realistisch, wie ein historischer Vergleich zeigt: Bei der letzten Vertrauensfrage, gestellt von Gerhard Schröder am 1. Juli 2005, vergingen etwa zweieinhalb Monate bis zur Neuwahl am 18. September 2005.

    Gibt es noch andere Optionen?

    Vertrauensfrage mit anschließenden Neuwahlen, das ist aktuell der wahrscheinlichste Verlauf - zwingend ist das aber nicht. In seiner Pressekonferenz hat Scholz angekündigt, auch das Gespräch mit Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) suchen zu wollen:

    Ich möchte ihm anbieten, in zwei Fragen, gern auch mehr, die entscheidend sind für unser Land, konstruktiv zusammenzuarbeiten: bei der schnellen Stärkung unserer Wirtschaft und unserer Verteidigung.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    So schneiden die Parteien in Umfragen ab

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    Wie agiert die Union?

    Theoretisch könnte die SPD zusammen mit CDU/CSU bis zum regulären Termin für die nächste Wahl im September 2025 noch verschiedene Projekte umsetzen, eine ausreichende Mehrheit im Bundestag wäre dafür gegeben. Es erscheint allerdings fraglich, ob die Union sich darauf einlässt. Sie wäre dann quasi Teil einer großen Koalition - als Juniorpartner. Wenig überraschend fordern Unionspolitiker deshalb - auch mit Blick auf die aktuellen Umfragen - seit Wochen Neuwahlen.
    Die Grafik zeigt den Weg von der Vertrauensfrage zu Neuwahlen: Scheitert der Kanzler mit der Vertrauensfrage im Bundestag, kann der Präsident innerhalb von 21 Tagen das Parlament auflösen. Innerhalb von 60 Tagen müssen dann Neuwahlen stattfinden.
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    Nach dem Aus der Ampel-Koalition fordert der stv. CDU-Parteivorsitzende zügige Neuwahlen. "Die Vertrauensfrage muss jetzt gestellt werden. Der Kanzler hat jetzt die Verantwortung, dem Land eine Hängepartie zu ersparen", so Jung. 07.11.2024 | 2:46 min
    Auf die Frage, ob die Ampel-Koalition zusammen Weihnachten feiern werde, antwortete Bundeskanzler Scholz Ende Oktober auf seiner Indien-Reise vielsagend: "Weihnachten wird immer gefeiert." Nach dem Mittwochabend steht fest: Besinnliche Feiertage werden es nicht - es sieht danach aus, dass an Heiligabend schon der nächste Bundestagswahlkampf vorbereitet wird.
    Daniel Heymann ist Redakteur in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.

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    Quelle: ZDF

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