Die Hamas und Israels Regierung haben einen von Ägypten vorgelegten Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs abgelehnt. Dazu gehörte auch eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln.25.12.2023 | 1:09 min
Die islamistische Hamas hat eine nur vorübergehende Feuerpause im
Gaza-Krieg abgelehnt und einen dauerhaften Waffenstillstand gefordert. "Wir bekräftigen, dass es keine Verhandlungen ohne eine umfassende Einstellung der Aggression geben wird", teilte die Terrororganisation am Montagabend mit.
Die Führung der
Hamas setze sich mit "aller Kraft für ein vollständiges und nicht nur vorübergehendes Ende der Massaker an unserer Bevölkerung" ein, stand in der Mitteilung weiter.
Ägyptens Drei-Stufen-Plan
Die Hamas reagierte damit auf einen arabischen Medienbericht, Ägypten habe einen Entwurf zur Beendigung des Gaza-Krieges in mehreren Stufen erarbeitet.
Wie der saudische TV-Kanal Aschark News am Sonntag berichtete, ginge es in der ersten Phase darum, eine mindestens zwei Wochen andauernde Feuerpause durchzusetzen. In dieser Zeit sollten auch 40 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln gegen 120 in Israel inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden.
Das Kibbuz Be‘Eri ist nach dem Angriff der Hamas eine Ruine, die Bewohner verschleppt, getötet oder geflohen. Angehörige kommen zurück, um zu gedenken.23.12.2023 | 2:36 min
In einer zweiten Phase solle es einen palästinensischen Dialog unter der Schirmherrschaft Ägyptens geben, um die "Spaltung zu beenden" und eine technokratische Regierung zu bilden, hieß es. Dieser Passus bezieht sich auf die Rivalität zwischen den beiden größten Palästinensergruppen, der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der islamistischen Hamas.
Erst in einer dritten Phase solle es um einen vollständigen Waffenstillstand und ein umfassendes Abkommen zum Austausch von Geiseln und Gefangenen gehen, der in einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen münden solle.
Exil-Hamas-Führung verhandelt angeblich über Nachkriegs-Zeit
Berichten zufolge soll die im Exil lebende politische Hamas-Führung allerdings bereits hinter dem Rücken der beiden Hamas-Anführer im Gazastreifen,
Sinwar und Mohammed Deif, Gespräche führen, wie der Gazastreifen und das Westjordanland nach Ende des Krieges regiert werden.
Israel will Sinwar und Deif, die als Drahtzieher des Terroranschlags am 7. Oktober gelten, gezielt töten. Es wird vermutet, dass sie sich im unterirdischen Tunnelnetzwerk
im Süden des Gazastreifens verstecken.
Netanjahu kündigt Verstärkung der Kämpfe an
Einem Bericht der Zeitung "Times of Israel" zufolge wollte sich Israels Kriegskabinett am Montag mit dem ägyptischen Vorschlag befassen. Allerdings sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen, Israel werde "den Kampf in den kommenden Tagen vertiefen". Er sprach von einem langen Kampf gegen die Hamas, dessen Ende nicht kurz bevorstehe.
Angehörige fordern intensivere Bemühungen um Freilassung der Geiseln
Bei einer Rede vor der Knesset versprach Netanjahu später, die noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu befreien. Die israelische Armee brauche jedoch "mehr Zeit", um den militärischen Druck auf die Hamas zu erhöhen.
Israels Kabinett berät über ein Vorschlag Ägyptens, den Krieg in Gaza schrittweise zu beenden. Laut Ministerpräsident Netanjahu müsse die Hamas aber zuvor zerschlagen werden.25.12.2023 | 0:26 min
Angehörige der Geiseln buhten Netanjahu während seiner Rede mehrfach aus und skandierten "Sofort! Sofort!", um ihre Forderungen nach mehr Bemühungen für eine schnellere Freilassung der Geiseln zu untermauern.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mittlerweile 80 Tagen an. Auslöser war ein großangelegter
Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem rund 1.140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
Quelle: dpa, AFP