Nach Hamas-Angriff in Israel: Spurensuche im Kibbuz Beeri

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    Spurensuche nach Hamas-Angriff:Was passierte im Kibbuz Beeri am 7. Oktober?

    Henriette de Maizière, Redakteurin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.
    von Henriette de Maizière
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    Sie führten zu den Bombardements und der Bodenoffensive Israels in Gaza: die Gräueltaten der Hamas. Im Kibbuz Beeri zeigt sich der Ursprung des Gaza-Kriegs - ein Ortsbesuch.

    ARCHIV, 27.11.23, Kibbuz Beeri: Ein zerstörtes Haus in Kibbuz Beeri.
    Das Kibbuz Be‘Eri ist nach dem Angriff der Hamas eine Ruine, die Bewohner verschleppt, getötet oder geflohen. Angehörige kommen zurück, um zu gedenken.23.12.2023 | 2:36 min
    Eine junge Frau steht in den Trümmern eines Hauses. Noa Levi ist gekommen, um ein paar letzte Dinge aus dem ehemaligen Haus ihrer Großmutter zu retten.
    Sie hat ein Schachspiel gefunden - Erinnerung an unbeschwerte Ferienbesuche bei der Großmutter, die am 7. Oktober 2023 hier im Kibbuz Beeri getötet wurde. Noa erzählt, dass alles hier verstöre sie:

    Viele Häuser sind komplett zerstört und daneben stehen andere noch so da, wie zuvor. Der Kibbuz ist grün - alles blüht. Aber meine Großmutter ist tot.

    Noa Levi, Angehörige eines Hamas-Opfers

    Kibbuz Beeri - nur vier Kilometer bis zum Gazastreifen

    Die Natur macht einfach weiter - an den Bäumen hängen reife Grapefruits, die niemand erntet. Zwischen verkohlten Holzresten blühen Blumen. Der Salbei duftet in den Pflanzkästen. Im Hintergrund donnert immer wieder Raketenlärm.
    Noa beruhigt - das seien Abschüsse von der eigenen, der israelischen Armee auf den Gazastreifen. Die Grenze ist nur vier Kilometer entfernt. Die junge Frau zuckt kaum zusammen - sie sei seltsam abgestumpft, sagt sie. Was sie empfinde, sei Verwirrung. Und Wut und Vermissung.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

    ZDFheute Infografik

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    Jedes Haus hat einen Schutzraum

    Vermissung - die Sehnsucht nach dem Davor. Als dieses Kibbuz ein friedlicher Ort war, in dem etwas mehr als 1.700 Menschen lebten. Zehn Prozent von ihnen wurden getötet, verschleppt oder verwundet. Jeder Zehnte aus der Gemeinschaft. Sie teilten - hatten keine Reichtümer, wenig privaten Besitz, die Gärten nicht umzäunt.
    Die nahe Grenze zum Gazastreifen sahen sie nicht als Gefahr. Und doch sind überall auf dem Gelände Bunkerräume an den Wegen und Straßen. Sie sehen aus wie fensterlose Bushaltestellen. Auch jedes Haus hat einen eigenen Schutzraum. Diese sollten Schutz bieten vor Raketeneinschlägen aus dem Gazastreifen.

    Kibbuz-Bewohner glaubten an friedliches Miteinander

    Dass die Hamas an einem frühen Samstagmorgen mit Motorrädern in ihre Siedlung einfallen und auf die Bewohner schießen würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Dass sie Handgranaten in die Schutzräume werfen würden, Menschen auf grausamste Art und Weise hinrichten würden, war außerhalb aller Vorstellungskraft. Im Kibbuz Beeri glaubten sie an ein friedliches Miteinander, auch mit ihren arabischen Mitmenschen.
    Israel: Zuversicht der Geflüchteten
    Nach dem 7. Oktober mussten Tini und ihre Tochter Maya ihr Zuhause verlassen und sind in den Süden Israels geflüchtet.19.12.2023 | 2:13 min
    Nach dem schrecklichen Überfall am 7. Oktober wurden alle Bewohnerinnen und Bewohner aus Beeri in Hotels am Toten Meer evakuiert. Ob sie je zurückkehren werden, ist mehr als ungewiss.

    Angehörige hoffen auf Rückkehr entführter Familienmitglieder

    Für heute haben Angehörige von Opfern und Geiseln aus dem Kibbuz zu einem Pressetermin geladen. Hunderte Journalistinnen und Journalisten sind gekommen - viel zu viele für die Organisatoren. Ehrenamtliche, die von ihrem Leid berichten wollen. Sie improvisieren eine Pressekonferenz - die zumeist jungen Menschen, ehemalige Bewohner des Kibbuz, sind überwältigt.
    Pressetermin im Kibbuz Be'eri
    Pressetermin im Kibbuz Beeri.
    Quelle: Henriette de Maizière

    Sie haben Unfassbares durchgestanden in den vergangenen Wochen. Jetzt stehen sie hier und bitten um Hilfe für ihre entführten Familienmitglieder, die noch immer als Geiseln in den Händen der Hamas sind.

    Hoffnung? "Dass mein Vater nach Hause kommt!"

    Ella Bem Ami steht in Shorts und barfuß vor der Menge. Genauso, wie ihr Vater an dem Morgen vor fast elf Wochen, als er entführt wurde. Auch ihre Mutter wurde zunächst in den Gazastreifen verschleppt. Sie ist inzwischen frei - doch kaum mehr die alte, erzählt Ella mit erstickter Stimme. Ella wirkt schwer traumatisiert, sagt:

    Ich habe keinen Kontakt zu meinen Gefühlen - wenn ich sie empfinden würde, könnte ich nicht damit umgehen.

    Ella Bem Ami, Angehörige von Hamas-Entführten

    Hier im Kibbuz, erzählt sie, fühle sie sich ihrem Vater nahe - auf die Frage, worauf sie hoffe, fängt sie an, zu strahlen: "Dass mein Vater nach Hause kommt!"
    Und währenddessen streichen die Katzen der ehemaligen Bewohner durch die Häuser, Trümmer und Gärten. Soldaten der israelischen Armee, die derzeit hier einquartiert sind, versorgen sie - ein wenig Normalität und Trost in den unwirklichen Schrecken dieses Krieges.

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