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FAQ
Quellen, Reporter, Faktenchecks:So berichtet das ZDF über den Gaza-Krieg
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Das ZDF berichtet im Fernsehen und online ausführlich über die Lage in Israel und Gaza. Fragen und Antworten.
Im Gespräch: Michael Bewerunge (rechts im Bild) leitet das ZDF-Studio in Tel Aviv.
Quelle: ZDF
Was macht die Berichterstattung über den Gaza-Krieg mit einem Reporter? "Mir hilft die Erfahrung aus vielen Krisengebieten der Welt, zum Beispiel Bosnien und Afghanistan", erzählt Michael Bewerunge, der das ZDF-Studio in Tel Aviv leitet.
In diesem Krieg spielten Bilder eine entscheidende Rolle, sagt Katrin Eigendorf, die als Internationale Sonderkorrespondentin des ZDF seit Beginn des Krieges aus der Region berichtet.
Welche Quellen nutzt das ZDF für seine Berichterstattung über Israel und Gaza?
Das ZDF greift in seiner Berichterstattung über den Gaza-Krieg auf eine Vielzahl von Quellen zurück. Zentral sind dabei insbesondere die Reporterinnen und Reporter in Israel, die direkt vor Ort Informationen recherchieren; dazu kommen freie Mitarbeiter im Gazastreifen.
Zudem bezieht das ZDF Informationen aus Nachrichtenagenturen, nutzt Recherchen und Bildmaterial von anderen Medien. Außerdem kommen Meldungen der Konfliktparteien hinzu und Aufnahmen, die von Privatpersonen in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, die besonders sorgfältig geprüft werden müssen.
In der Dokumentation "Bilder aus Gaza: Ein Balanceakt für die Medien" des NDR-Medienmagazins "ZAPP" kommt auch ZDF-Studioleiter Michael Bewerunge zu Wort. Sie ist hier in der ARD-Mediathek zu finden.
Wie geht das ZDF mit Aussagen der Terrorgruppe Hamas um? Wie mit denen von Israels Regierung oder Armee?
Viele Meldungen aus dem Gazastreifen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Häufig gibt es zunächst nur eine Quelle, beispielsweise Informationen der israelischen Armee oder Verlautbarungen der Terrorgruppe Hamas, die am 7. Oktober 2023 Israel angegriffen hat. Diese prekäre Informationslage macht das ZDF möglichst transparent, entweder sprachlich oder über Einblendungen der Quelle in Videobeiträgen.
Wie konnte es der Hamas gelingen die Grenze zu Israel zu überwinden, die als eine der am besten gesicherten der Welt gilt?10.11.2023 | 44:10 min
Zwischen den Konfliktparteien gibt es aber einen wesentlichen Unterschied: Auf der einen Seite stehen die Regierung und Armee eines demokratischen Staates, auf der anderen Seite eine radikalislamische Terrorgruppe, die - erwiesenermaßen - Falschmeldungen verbreitet.
Was heißt das konkret?
ZDFheute berichtete beispielsweise am 17. Oktober 2023 erst dann über eine Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen, die die Hamas einem Raketenangriff Israels zuschrieb, als sich dazu auch die israelische Armee geäußert hatte und die Behauptung der Terrorgruppe dementierte.
Eine Eilmeldung wurde nicht versendet, die schwierige Informationslage kenntlich gemacht, die Hamas-Angaben eingeordnet. Nach gründlicher Prüfung der Lage veröffentlichte ZDFheute einen Faktencheck, der die vorhandenen Informationen, Fotos und Videos des Vorfalls erklärte und auf weiterhin offene Fragen hinwies.
Stichwort: Verifizierung und Faktencheck. Was muss ich mir darunter vorstellen?
In der ZDFheute-Redaktion und in der Dokumentationsabteilung des ZDF arbeiten Menschen, die sich auf die Überprüfung von Informationen und Bildmaterial spezialisiert haben. Mittels sogenannter Open-Source-Intelligence-Techniken (OSINT) verifizieren sie beispielsweise kursierende Aufnahmen und prüfen, ob diese zeigen, was sie behaupten zu zeigen.
So kann mittels markanter landschaftlicher Merkmale festgestellt werden, ob der angegebene Ort stimmt. Der Sonnenstand verrät die Uhrzeit, die Wettersituation liefert weitere Informationen. Eine Rückwärtssuche kann klären, ob das Material bereits früher hochgeladen wurde.
Es passieren also keine Fehler?
Wer 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche sendet, im TV wie online, dem unterlaufen trotz aller Anstrengungen von Redaktion und Reportern auch Fehler und Ungenauigkeiten. Das gilt umso mehr, wenn die Informationslage so schwierig ist wie in diesem Konflikt.
Die Redaktionen sprechen täglich selbstkritisch über ihre Inhalte, ringen um die richtigen Formulierungen, versuchen den Zuschauerinnen und Nutzern ein möglichst umfassendes, wahrhaftiges Bild der Lage in Israel und Gaza zu vermitteln.
Dazu gehört neben der Berichterstattung über aktuelle Entwicklungen auch der Blick auf Zusammenhänge und Hintergründe. Was ist die Propaganda-Strategie der Hamas? Wie zuverlässig sind die Todeszahlen, die die Terrorgruppe verbreitet? Was ist die Geschichte des Nahost-Konflikts? Wie blicken Menschen im In- und Ausland auf den Konflikt? Wie positionieren sich die Supermächte?
Wut, Verzweiflung und häufig auch offener Hass herrschen in Israel und Gaza. Jahrzehntelange Versuche den Nahost-Konflikt einzudämmen liegen in Trümmern.09.11.2023 | 43:24 min
Wie arbeiten die Reporterinnen und Reporter in Israel?
Das ZDF hat ein Studio in Tel Aviv. Seit dem Überfall der Hamas wird Studioleiter Michael Bewerunge dort von mehreren entsandten Reporterinnen und Reportern unterstützt.
Diese berichten sowohl aus Tel Aviv als auch aus allen anderen Teilen des Landes, über das Trauma, das der Terrorangriff hinterlassen hat, die politische Lage, die ständigen Raketenangriffe aus dem Gazastreifen.
Katrin Eigendorf ist seit Oktober Internationale Sonderkorrespondentin des ZDF und berichtet in dieser Rolle auch über die Lage in Nahost, wie hier im Westjordanland.
Quelle: ZDF
Zusätzlich arbeiten im Studio Kamera-, Tonleute und Mitarbeiter, die bei Organisation und Recherche unterstützen.
Das bedeute, dass man nicht nur Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen müsse, sondern auch welche Intention die Quelle der Information damit verfolge. "Bei der Hamas geht es meist von vornherein um Propaganda. Aber auch die israelische Politik hat natürlich eine Agenda", so der ZDF-Korrespondent.
Hat das ZDF auch Mitarbeiter im Gazastreifen?
Das ZDF arbeitet seit Jahren mit einem erfahrenen Team aus palästinensischen Journalisten in Gaza zusammen. Diese berichten unter schwierigsten Bedingungen über die Lage vor Ort.
So schneiden sie die gedrehten Aufnahmen in einem Auto, das aus Sicherheitsgründen regelmäßig umgeparkt werden muss. Die Batterien müssen mit Solarstrom notdürftig geladen werden, häufig lassen sich keine Bilder übertragen, weil das Netz zusammenbricht.
Sie sind von der Notlage in Gaza auch ganz persönlich betroffen, fürchten angesichts der israelischen Luftschläge um das Leben ihrer Familien und berichten von Mangel an Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.
Quelle: ZDF
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