Israel: Vier Geiseln bei Familien - 200 Palästinenser frei

    200 Palästinenser entlassen:"Durch Hölle gegangen": Vier Geiseln frei

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    Die Terrororganisation Hamas hat weitere Geiseln freigelassen. Vier israelische Soldatinnen sind zurück bei ihren Familien. Dafür durften 200 palästinensische Häftlinge gehen.

    Liri Albag, die am 25. Januar 2025 an einem Kontrollpunkt der Armee in Reim im Süden Israels wieder mit ihrer Familie vereint ist.
    Im Waffenruhe-Abkommen hat die radikalislamische Hamas vier weitere Geiseln freigelassen. Israel entließ im Gegenzug 200 Palästinenser aus der Haft.25.01.2025 | 1:34 min
    Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas haben zum zweiten Mal im Rahmen des Gaza-Abkommens Geiseln und Gefangene ausgetauscht. Vier Soldatinnen kamen nach gut 15 Monaten aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen frei, sie wurden vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz an die israelische Armee übergeben - dort wurde ihnen ein emotionaler Empfang bereitet. Im Gegenzug entließ Israel etwa 200 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen.
    Israels Präsident Izchak Herzog schrieb auf X:
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    SGS Reichart Hayali
    Mit Blick auf das Waffenruhe-Abkommen sei das Prozedere des Austausches "ein hoher Preis, den Israel für die Freilassung der Geiseln bezahlt", so Thomas Reichart (ZDF).25.01.2025 | 2:02 min

    Soldatinnen während des Großangriffs auf Israel 2023 entführt

    Bevor die vier Frauen im Alter von 19 und 20 Jahren in Fahrzeuge des Roten Kreuzes steigen durften, waren sie in Gaza noch auf eine Bühne geführt worden. Dort winkten sie lächelnd - ob aus freien Stücken oder unter Drohungen, war unklar. Nach wenigen Minuten verließ der Konvoi den Platz.
    Bei den Freigelassenen handelt es sich um
    • Liri Albag,
    • Naama Levy,
    • Karina Ariev und
    • Daniella Gilboa.
    Während des Terrorangriffs der islamistischen Terrororganiation Hamas am 7. Oktober 2023 waren sie vom Armeestützpunkt Nahal Oz in den Gazastreifen verschleppt worden. Die jungen Frauen gehörten zum Team der Späherinnen, deren Aufgabe es war, Vorgänge an der Grenze zu beobachten.
    Lastwagen mit humanitärer Hilfe des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten
    Während Israel im Westjordanland eine Militäroffensive gestartet hat, gilt im Gazastreifen die Waffenruhe. 24.01.2025 | 1:26 min

    Irritation wegen fehlender israelischer Zivilistin

    Für Irritationen sorgte allerdings, dass eine Zivilistin, mit deren Freilassung die israelische Regierung gerechnet hatte, nicht unter den übergebenen Geiseln war. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte daraufhin mit, Bewohner des Gazastreifens dürfen nicht in den Norden des Gebiets zurückreisen, bis die Frau freigelassen ist.
    Armeesprecher Daniel Hagari warf der Hamas vor, die Vereinbarungen über die Freilassung von Geiseln verletzt zu haben. Danach sollte die Freilassung von Zivilistinnen Vorrang vor Soldatinnen haben. In den kommenden Wochen, der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens, sollen noch weitere 26 Geiseln freigelassen werden. Laut der Nachrichtenseite ynet dürften acht von ihnen nicht mehr am Leben sein.
    Aerial view taken with a drone showing general destruction in the city of Khan Yunis in the Gaza Strip, following the Israeli army withdrawal from the region, on 14 April 2024.
    Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas Israel und nahm über 250 Geiseln. Israel reagierte mit einem Bombardement des Gazastreifens. Eine Chronologie der Ereignisse.15.01.2025 | 1:48 min

    Emotionale Wiedersehen mit Angehörigen

    "Nach 477 langen Tagen des nervenzehrenden Wartens konnten wir endlich Liri sehen, sie umarmen und wissen, dass sie bei uns ist - sicher und umhüllt von der Liebe ihrer Familie", hieß es in einer Stellungnahme der Familie der 19-Jährigen.

    Liri hat übermenschliche Stärke gezeigt und ist durch die Hölle gegangen.

    Stellungnahme der Familie von Liri Albag

    Auch die Familien der anderen drei Frauen veröffentlichten Stellungnahmen, in der sie ihre Freude und Erleichterung ausdrückten, gleichzeitig aber an das Schicksal der verbleibenden Geiseln erinnerten.
    Israeli Hostages Returned Home After Spending More Than a Year in Hamas Captivity
    Unter den drei ersten freigelassenen Geiseln befindet sich auch die 28-jährige Emily Damari. Sie hat eine britische Mutter und enge Bindungen an ihre Zweitheimat Großbritannien.20.01.2025 | 1:49 min
    Im Austausch für die vier Frauen hat Israel 200 Palästinenser aus der Haft entlassen. Während in der ersten Phase in der vergangenen Woche vor allem Frauen und Jugendliche entlassen wurden, sind unter den nun freigelassenen auch verurteilte Mörder. Nicht allen von ihnen wurde daher eine Rückkehr ins Westjordanland oder den Gazastreifen erlaubt. Diejenigen, die weiterhin als Gefahr für Israels Sicherheit gelten, sollen in anderen Ländern Aufnahme finden.

    "Haben in der Hölle gelebt"

    Als die Busse des Roten Kreuzes in Ramallah im Westjordanland eintrafen, versammelte sich eine große Menge. Einige der Ex-Häftlinge wirkten ungläubig, als sie die Busse verließen, andere zeigten sich erleichtert über die Freilassung.
    Der 30 Jahre alte Mahmud Bisharat, der wegen eines Messerangriffs zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, sagte der Deutschen Presse-Agentur:

    Wir haben in der Hölle gelebt. Wir waren wie Tote, die in Gräbern lebten. Aber Gott sei Dank sind wir raus.

    Mahmud Bisharat, freigelassener palästinensischer Häftling

    Die vergangenen 15 Monate seien "wie 20 Jahre" gewesen.
    Ruinen in Gaza
    Im Großen und Ganzen hält die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas.24.01.2025 | 2:37 min

    70 Gefangene in Ägypten eingetroffen

    Aus Ägypten zeigte der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News Bilder, wie zwei Busse mit freigelassenen Palästinensern am Grenzübergang Rafah ankamen. Sie sollten von dort weiter nach Kairo gebracht werden.
    Mehrere Länder hätten sich bereit erklärt, sie aufzunehmen, hieß es. Arabischen Medienberichten zufolge könnten sie nach Katar, Jordanien oder in die Türkei überstellt werden. Einige könnten auch nach Europa gehen, hieß es.
    SGS Busse Barnick Israel Gaza
    Nahostexperte Jan Busse sieht Hoffnung, dass Israel und Hamas zwar Geiseln und Gefangene austauschen werden. Ob es danach jedoch zu einem Waffenstillstand komme, sei noch ungewiss.18.01.2025 | 3:42 min

    Scholz und Baerbock begrüßen Freilassung von Geiseln

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte unterdessen die Freilassung der Soldatinnen. Die Bundesregierung freue sich mit den Freigelassenen und ihren Familien, erklärte Scholz auf der Onlineplattform X. "Aber es befinden sich weitere Frauen und Männer in Geiselhaft", fügte er hinzu. Auch sie müssten freikommen, so Scholz.
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    Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begrüßte auf X die Freilassung der vier jungen Frauen, die "nach 477 Tagen in der Hölle endlich aus den Händer der Hamas-Terroristen" freigekommen seien. Es müsse alles getan werden, "dass der Waffenstillstand hält und alle Geiseln freikommen". Sie denke an die Familien, "die weiter um die Freilassung ihrer Liebsten bangen müssen - darunter auch weiterhin Deutsche". Die Bundesregierung stehe mit all ihren Bemühungen an ihrer Seite.

    Im Morgengrauen des 7. Oktober dringen hunderte Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels ein und verüben Gräueltaten überwiegend an Zivilisten, darunter an vielen Frauen und Kindern. Nach israelischen Angaben werden 1.210 Menschen getötet. 251 Menschen werden als Geiseln genommen. Wieviele von ihnen noch leben, ist unklar.

    Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher rund 42.000 Palästinenser getötet wurden, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche.

    Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    (Quelle: dpa/Stand: 16. Januar 2025)

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    Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
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