Nahost: Waffenruhe zwischen Israel und Hamas in Kraft
Liste mit Geiselnamen übergeben:Waffenruhe zwischen Israel und Hamas in Kraft
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Die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist mit Verspätung in Kraft getreten. Zuvor hatte die Hamas die Namen der Geiseln übermittelt, die heute freikommen sollen.
Jabalia im Norden des Gazastreifens: Hunderte Palästinenser machen sich auf den Weg zurück in ihre Häuser.
Quelle: AFP
Im Gazastreifen hat die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas begonnen. Sie gilt seit 10.15 Uhr MEZ (11.15 Ortszeit), teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Die Hamas hatte kurz zuvor mit stundenlanger Verspätung die Namen der drei Geiseln übermittelt, die heute im Rahmen des Gaza-Deals freikommen sollen. Die Details würden derzeit überprüft, hieß es von israelischer Seite.
Eigentlich hätte die Feuerpause ab 7:30 Uhr MEZ in Kraft treten sollen. Sie verzögerte sich jedoch, weil die Hamas zunächst nicht die geforderte Namensliste übergeben hatte. Die israelische Armee setzte deswegen ihre Angriffe auf Ziele in Gaza zunächst fort. Die Hamas machte "technische Gründe vor Ort" für die Verspätung verantwortlich, Details nannte sie nicht.
Waffenruhe nach rund 15 Monaten Krieg
Israel und die Hamas hatten sich nach rund 15 Monaten Krieg am Mittwoch auf ein Abkommen für eine Waffenruhe von zunächst 42 Tagen verständigt. Vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen, die von Ägypten, Katar und den USA vermittelt wurden.
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In der ersten Phase des Abkommens sollen 33 der 98 im Gazastreifen verbliebenen israelischen Geiseln gegen etwa 1.900 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden. Unter den Geiseln sind auch Israelis, die zusätzlich einen deutschen Pass haben. In Israel wird vermutet, dass 34 der Entführten nicht mehr am Leben sein könnten.
Erste drei Geiseln sollen heute freikommen
Die Freilassung der ersten drei Geiseln war heute um 15 Uhr MEZ geplant. Nach israelischen Angaben handelt es sich um drei Zivilistinnen. Die drei Frauen haben nach Aussage des katarischen Außenministeriums die israelische Staatsbürgerschaft. Eine von ihnen sei zudem auch rumänische und eine andere britische Staatsbürgerin.
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Etwa zur gleichen Zeit sollen in Israel die ersten rund 90 palästinensischen Häftlinge freigelassen und von Sicherheitskräften entweder ins besetzte Westjordanland oder in den Gazastreifen gebracht werden. Ob es wegen der verspätet in Kraft getretenen Waffenruhe bei dem Zeitplan bleibt, war zunächst unklar.
Bei den freikommenden Palästinensern handelt es sich nach Regierungsangaben vor allem um Häftlinge, die nicht an dem Massaker der Hamas und anderer Extremisten vom 7. Oktober 2023 in Israel mit 1.200 Toten und mehr als 250 Verschleppten beteiligt waren. Es dürften vor allem Hamas-Kämpfer freikommen, die während der Kämpfe im vergangenen Jahr gefangen genommen wurden, und wegen leichterer Delikte Inhaftierte.
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Mehr humanitäre Hilfe für Palästinenser
Die erste Phase des Abkommens sieht auch eine schnelle Verbesserung der Versorgung mit Lebensmitteln für die mehr als zwei Millionen Bewohner des weitgehend zerstörten Gazastreifens vor, von denen nach UN-Angaben 90 Prozent unter Hunger leiden.
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Zudem soll Israels Militär aus dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens abziehen. Die in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens geflohenen Einwohner sollen sich wieder frei bewegen und unter internationaler Aufsicht in ihre Wohngebiete im Norden Gazas zurückkehren dürfen.
Komplettabzug der israelischen Armee und Wiederaufbau
Verhandlungen über eine zweite Phase der Vereinbarung sollen am 16. Tag der ersten Phase aufgenommen werden. Dabei geht es dann auch darum, dass alle verbliebenen Geiseln freikommen. Auch ein dauerhafter Waffenstillstand und der komplette Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen sollen dann verhandelt werden.
Die erste Phase soll sechs Wochen (42 Tage) dauern - ab 19. Januar.
Sie sieht vor: eine vollständige Waffenruhe und einen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus allen dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens.
Palästinenser sollen demnach in alle Teile des Gazastreifens zurückkehren können.
Es soll außerdem zunächst eine bestimmte Gruppe von 33 Geiseln freigelassen werden - darunter Frauen, Ältere und Verletzte. Insgesamt sind noch etwa Hundert Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Im Gegenzug sollten etwa 1.900 Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind.
Ziel sei auch, sofort in großem Stil humanitäre Hilfe in das Küstengebiet zu bringen.
Während der ersten Phase sollen die notwendigen Vereinbarungen ausgehandelt werden, um zur zweiten Phase zu gelangen: einem dauerhaften Ende der Kämpfe.
Die Waffenruhe solle andauern, solange diese Verhandlungen laufen - auch falls sich dies länger als sechs Wochen hinzieht.
In der zweiten Phase sollten dann alle restlichen lebenden Geiseln freigelassen werden, darunter auch männliche Soldaten. Da fraglich ist, ob tatsächlich eine Einigung gelingt, gibt es jedoch bereits Vorwürfe an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, man habe mit dem jetzigen Abkommen die restlichen Geiseln im Stich gelassen.
Das israelische Militär soll sich komplett aus dem Gazastreifen zurückziehen.
In der dritten Phase sollen die Überreste getöteter israelischer Geiseln an ihre Familien zurückgegeben werden.
Außerdem soll dann der Wiederaufbau im Gazastreifen beginnen. US-Präsident Joe Biden hatte dafür Ende Mai eine Dauer von drei bis fünf Jahren genannt.
Quelle: dpa, Reuters, AFP
In einer dritten Phase soll es darum gehen, dass alle verbliebenen Leichen übergeben und der Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Gazastreifens begonnen wird. Der Wiederaufbau soll von Ägypten, Katar und den Vereinten Nationen (UN) überwacht werden.
Es ist allerdings weiter unklar, wie es politisch mit dem Gazastreifen weitergehen soll. Israel hat sich eine Zerschlagung der Hamas zum Ziel gesetzt und will eine Rückkehr der Islamisten an die Macht im Gazastreifen nicht zulassen.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.