Ägypten: Kann der "Friedensgipfel" Nahost Frieden bringen?

    Treffen in Ägypten:Kann der "Friedensgipfel" Frieden bringen?

    Anna Feist
    von Anna Feist
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    Ein derzeit in Ägypten stattfindendes internationales Gipfeltreffen soll den Weg für Frieden in Nahost bahnen. Einziger Haken: Keine der Konfliktparteien wird in Kairo erwartet.

    Der ägyptische Präsident al-Sisi (r.) mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak während eines Treffens in Kairo.
    Der ägyptische Präsident al-Sisi (r.) mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak.
    Quelle: AFP PHOTO / HO / EGYPTIAN PRESIDENCY

    Ägypten hat zu einem Gipfel geladen, sein Name suggeriert den großen Wurf: "Cairo Peace Summit" - "Kairo Friedensgipfel". In diesen Stunden reisen hochrangige Politiker aus dem Westen, Staatschefs aus arabischen Ländern nach Kairo - Politiker aus 31 Ländern werden erwartet.
    Doch einen Schönheitsfehler hat die Veranstaltung: Bisher fehlen die Zusagen der Vertreter der Konfliktparteien. Weder Israel, Amerika noch der Iran haben fest zugesagt.
    Golineh Atai in Kairo
    In Kairo beraten zahlreiche Regierungsoberhäupter über die Lage in Gaza. Eine Einschätzung zu den möglichen Auswirkungen des Nahost-Gipfels gibt ZDF-Reporterin Golineh Atai. 21.10.2023 | 1:11 min

    Westen buhlt um Aufmerksamkeit al-Sisis

    Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock dämpfte deshalb bereits im Vorfeld die Erwartungen: Das Treffen sei, "wenn überhaupt, nur ein Fünkchen Hoffnung".
    So könnte der große Wurf ausgerechnet seinen eigenen Initiator aus dem Spielfeld katapultieren: Gerade ist der ägyptische Präsident al-Sisi zurück in seiner neuen-alten Rolle, als großer Vermittler im Nahostkonflikt.
    Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi läuft neben UK Prämieminister Rishi Sunak.
    In Kairo sind zahlreiche Staats- und Regierungschefs zusammengekommen, um einen Flächenbrand im Nahost-Konflikt zu verhindern. Eine Einladung Israels bleibt aus.21.10.2023 | 0:23 min
    Der "Deal des Jahrhunderts", das geplante Friedensabkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien, hatte Ägypten aus dem Blickfeld der Diplomatie im Nahen Osten gedrängt.
    Doch seit dem Überfall von Hamas-Terroristen auf Israel, buhlt fast täglich neuer hochrangiger diplomatischer Besuch aus dem Westen um die Aufmerksamkeit al-Sisis.
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    Israel steht kurz vor einer Bodenoffensive in Gaza. Der Iran droht in diesem Fall jedoch zu intervenieren - und schwört Verbündete auf einen möglichen Zweifrontenkrieg ein.20.10.2023 | 2:44 min

    Westen hofft auf Ägypten als Vermittler

    Der Westen hofft Ägypten könne vermitteln zwischen Israel und der Hamas, etwa um humanitäre Korridore nach Gaza zu etablieren, oder um die Geiseln freizubekommen.
    Doch dass Ägypten wirklich Einfluss nehmen kann auf die Terrororganisation Hamas, daran gibt es selbst im eigenen Land großen Zweifel. So sagt ein ehemaliges Mitglied des ägyptischen Parlaments, Emad Gad, im ZDF-Interview:

    Ägypten ist nicht in der Lage Informationen zu bekommen über die Geiseln und die Hamas wird Ägypten keine Informationen geben.

    Emad Gad, Politiker in Ägypten

    "Wenn überhaupt die Hamas an jemanden Informationen geben sollte, dann an Katar und an den Iran."
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
    ZDFheute Infografik
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    Katar: Exil für Führung der Hamas

    Der Wüstenstaat Katar ist das Exil für die politische Führung der Hamas. Der Iran steuert die schiitische Terrororganisation Hisbollah im Libanon und gilt als Verbündeter der Terrororganisation Hamas in Gaza. Dazu kommen all die vom Iran gelenkten schiitischen Milizen im Irak, in Syrien, im Jemen.
    Seit Tagen zündeln diese mit immer neuen Dronenangriffen auf US-Militärbasen in der Region. Ein US-Kriegsschiff hat am Donnerstagabend im Roten Meer drei aus dem Jemen abgefeuerte Raketen abgefangen, die möglicherweise Israel zum Ziel hatten.
    Im Irak berichten uns junge Männer von ihrer Kampfbereitschaft, sie versuchten in den vergangenen Tagen die Green Zone (Grüne Zone), das Viertel in Bagdad, wo westliche Botschaften angesiedelt sind, zu stürmen.

    USA als Schutzmacht Israels?

    Provoziert auch davon, dass Amerika in der Region aufrüstet: Erst ein, dann zwei Flugzeugträger im Mittelmeer, dann die Ankündigung 2.000 zusätzliche Soldaten zu schicken - alles nur Maßnahmen zur "Abschreckung", wie es offiziell aus dem Weißen Haus heißt. Denn die USA verstehen sich als Schutzmacht Israels.
    Auch der Iran versteht sich als Schutzmacht - und als revolutionäre Widerstandsmacht. Ihr Widerstand gilt den US-amerikanischen Truppen in der Region und ihrem erklärten Erzfeind, dem Staat Israel.

    Für Stabilität in der Region: USA, Israel, Iran an einem Tisch

    Um die Region zu stabilisieren, braucht der Friedensgipfel also unbedingt Vertreter aus den USA, aus Israel und aus dem Iran am Tisch, da sind sich westliche und arabische Diplomaten einig - ausnahmsweise einmal in diesen Tagen.

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