Bundestrainerin Voss-Tecklenburg: "Bin noch nie weggelaufen"

    Nach WM-Debakel:Voss-Tecklenburg: "Bin noch nie weggelaufen"

    von Frank Hellmann, Sydney
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    Martina Voss-Tecklenburg will als Bundestrainerin weitermachen. Nach dem WM-Aus muss sie aber auch andere Dinge erklären: die angeblichen Risse im Team und die Quartierwahl.

    Es lag nicht nur ein leiser Hauch von Abschied, sondern auch ein feiner Brandgeruch in der Luft, als Martina Voss-Tecklenburg und Joti Chatzialexiou ein letztes Mal vom Hof des Wyong Race Club fuhren.

    Eine Stunde Analyse des WM-Aus'

    Fast eine Stunde hatten sich die Bundestrainerin und der Sportliche Leiter am Samstag noch von der australischen Central Coast an die erste Analyse des historischen schlechten WM-Abschneidens der DFB-Frauen gemacht, als nahe dem Tuggerah Lake ein Feuer ausbrach.
    Spöttisch hieß es auf der Terrasse vor dem Medienzelt, im ungeliebten Basecamp habe jemand vielleicht "Waru" angezündet, weil selbst das Maskottchen seinen Zweck verfehlte. So schlimm war es dann doch nicht, und überhaupt muss jetzt nicht alles in Schutt und Asche geredet werden.

    Voss-Tecklenburg: "Hartnäckig und stark"

    Voss-Tecklenburg sandte jedenfalls die klare Botschaft aus, als Bundestrainerin weiterzumachen. "Das Einfache ist, wenn es im Leben schwierig wird, wegzulaufen. Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig geworden ist. Also habe ich weiterhin den festen Willen, zusammen mit allen Beteiligten die nächsten Schritte im deutschen Frauenfußball zu gehen", sagte die 55-Jährige auf ZDF-Nachfrage. Sie werde "hartnäckig und stark" bleiben.
    Nach der für den deutschen Frauenfußball schlechtesten WM aller Zeiten löste sich die stattliche Delegation erst nach und nach auf, was beinahe zu einem Krisenreport der "Bild"-Zeitung ("Risse zwischen Mannschaft und Trainerin") passte.

    Risse im Team? "Nicht erlebt"

    Berater mehrerer Spielerinnen stützen offenbar diesen Bericht. Chatzialexiou versuchte, solche Brandherde umgehend auszutreten: "Wir haben direkt den Spielerrat zusammengeholt."
    Vorwürfe wie fehlende Vorgaben oder mangelhafte Kommunikation seien ihm gegenüber "nicht übermittelt" worden, aber der gegenüber "Feedback und Fehlerkultur" aufgeschlossene 47-Jährige kündigte an, sich nachträglich mit "mehreren Spielerinnen im Eins zu Eins" noch mal austauschen zu wollen.
    Auch Voss-Tecklenburg widersprach den anonymen Behauptungen: "Wir haben das in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren nicht so erlebt". Gerade ihre Führungskräfte wie Alexandra Popp oder Svenja Huth seien ständig in alle Prozesse eingebunden gewesen:

    Wenn wir Risse vorher erlebt hätten, dann hätte man sich dem gestellt.

    Martina Voss-Tecklenburg

    Sie könne nur betonen: "Ich habe vollstes Vertrauen in die Spielerinnen. Ich habe auch vollstes Vertrauen in die Ehrlichkeit der Spielerinnen."

    Vertrauen vom DFB-Präsidenten erneuert

    Chatzialexiou empfahl, dass alle erstmal zuhause "runterkommen, dann stecken wir auf dem Campus die Köpfe zusammen, wie man so was in Zukunft vermeidet".
    DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat ohne tiefgreifende Aufarbeitung bereits übermittelt, die vertraglich bis 2025 gebundene Bundestrainerin behalten zu wollen: "Ich bin doch sehr sicher, dass sie mit der Mannschaft wieder die Kurve kriegen kann."

    Nach dem bitteren WM-Aus
    :Die Leere nach der Lehrstunde

    Dass sich nach den DFB-Männern auch die deutschen Fußballfrauen aus der Weltelite verabschieden, ist nur folgerichtig, kommentiert ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann das WM-Aus.
    Claudia Neumann, Brisbane
    Alexandra Popp, Lena Oberdorv, Nicole Anyomi und Lena Lattwein (l-r)
    Kommentar

    Die Ziele vielleicht niedriger ansetzen

    "Die mentale Situation", erklärte Voss-Tecklenburg, sei diesmal ungleich schwieriger gewesen als vor der EM in England. "Vielleicht müssen wir demnächst niedrigere Ziele formulieren, aber wer hätte uns das glaubwürdig abgenommen?" Sie sieht es elementar an, "dass wir mit Drucksituationen besser umgehen".
    Auch hinter der äußerst umstrittenen Quartierwahl steht die Bundestrainerin rückblickend, denn: "Die optimale Lösung hätte es unter den Voraussetzungen nicht gegeben."

    "Einöde" in Wyong

    "Vielleicht hat der Ort den kleinen Nachteil, dass man hier kein Café, keine Eisdiele oder sonst was hat, und man vielleicht auch mal noch rausgehen kann", sagte Chatzialexiou: "Aber grundsätzlich sollte das keine Ausrede für das Ausscheiden sein."
    Die Herberge in der "Einöde" (O-Ton Nationalspielerin Lena Lattwein) will sicher auch Voss-Tecklenburg so schnell nicht mehr wiedersehen: Am Sonntag macht auch sie sich auf den Heimweg.

    Direkt ans Finalturnier vom 23. bis 28. Februar 2024 (Erster und Zweiter für Olympia qualifiziert. Wird Gastgeber Frankreich Erster oder Zweiter rückt der Dritte für Olympia nach) folgt im Frühjahr 2024 die nächste Auflage in der Nations League. Sie ist erstmals die Qualifikation für die EM 2025.

    Die UEFA will damit den Wettbewerb ausgeglichener gestalten. Deutschland muss in der A-Kategorie mindestens Gruppenerster oder -zweiter werden, um sich direkt zu qualifizieren. Als Gruppendritter oder -vierter gäbe es noch die Möglichkeit, über zwei Playoff-Runden ein EM-Ticket zu lösen. 16 Teams sind bei der EM in der Schweiz dabei. Die Gastgeber sind automatisch qualifiziert.

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