Nach bitterem WM-Aus: Die Leere nach der Lehrstunde beim DFB

    Kommentar

    Nach dem bitteren WM-Aus:Die Leere nach der Lehrstunde

    Claudia Neumann
    von Claudia Neumann, Brisbane
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    Dass sich nach den DFB-Männern auch die deutschen Fußballfrauen aus der Weltelite verabschieden, ist nur folgerichtig, kommentiert ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann das WM-Aus.

    Alexandra Popp, Lena Oberdorv, Nicole Anyomi und Lena Lattwein (l-r)
    ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann über das bittere WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft um Alexandra Popp, Lena Oberdorf, Nicole Anyomi und Lena Lattwein (v. l.).
    Quelle: dpa

    Der Schock, die Enttäuschung und ganz sicher auch eine gehörige Portion Wut auf sich selbst standen allen ins Gesicht geschrieben. Bei den meisten Spielerinnen liefen die Tränen deutlich flüssiger als der Ball zuvor in insgesamt 105 Minuten gegen Südkorea.

    Ein WM-Aus mit Ansage

    Es ist ein schmerzhafter, aber letztendlich folgerichtiger Abschied der deutschen Fußballerinnen aus dem Kreis der Weltelite. Ein schleichender Prozess, der schon vor Jahren einsetzte, aber nicht konsequent und ehrlich genug eingeordnet wurde. Die zweimaligen Weltmeisterinnen, achtmaligen Europameisterinnen haben auch bei ihren letzten Titelgewinnen schon nicht mehr diese spielerische Dominanz gezeigt, die sie einst auszeichnete. Weder beim EM-Triumph 2013, noch beim Olympiasieg 2016.
    Einerseits natürlich der Tatsache geschuldet, dass andere Nationen seit Jahren sukzessive aufholen in Bezug auf Spielqualität und Professionalität, andererseits aber eben auch eine gewisse Lethargie eingesetzt hat.

    Qualität und Begabung reichen nicht allein

    "Wir haben technisch top ausgebildete Spielerinnen, die Qualität ist sogar in der Breite enorm", hörten wir immer wieder, von allen aus dem engen Dunstkreis dieser Mannschaft. Nicht falsch, denn Deutschland hat tatsächlich technische Hochbegabung in seinen Reihen zu bieten, aber eben zumeist nur dann, wenn alles passt. Heißt, wenn der Gegner so agiert wie in der Matchanalyse zuvor präsentiert.
    Diesen Gefallen hat Südkoreas Trainer Colin Bell seiner Kollegin Martina Voss-Tecklenburg nun so gar nicht getan. Seine zuvor enttäuschende Mannschaft hat hingebungsvoll einen mutigen Matchplan verfolgt, der genau auf die Schwächen der Deutschen ausgerichtet war.

    Ausbildung muss dringend neu justiert werden

    Auf unvorhergesehene Spielsituationen kann diese Mannschaft nur sehr mangelhaft reagieren. Dann wird das deutsche Spiel häufig kopflos, geradezu hilflos. Widerstände überwinden ist eine große Qualität im Sport. Die deutsche Frauennationalmannschaft ist genau daran gescheitert. Diese Generation Spielerinnen hat augenscheinlich verlernt, Widrigkeiten zu trotzen. Eine Beobachtung, die wir auch bei den Männern gemacht haben.
    Der Verdacht liegt nahe, dass im Ausbildungsbereich neu justiert werden muss. Das Gesetz des Stärkeren, mit dem einst die Bolzplatzgeneration aufgewachsen ist, war nicht immer so smart, aber schulte unweigerlich eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit. Das ist genau das, was im deutschen Fußball heute so arg vermisst wird. Bei allem Respekt vor "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei" und vor allem vor tollen jungen Persönlichkeiten.

    Schwarzer Tag für den deutschen Fußball

    Deutschlands historisches Aus in der WM-Gruppenphase hat weitreichende Folgen. Der Aufschwung durch die erfolgreiche EM im vergangenen Jahr, als sich die Mannschaft in einen wahren Flow gespielt hat, ist jäh gestoppt. Der viel zitierte Hype kaschierte schon damals die fundierte Analyse komplizierterer Spielsituationen. Die Bemühungen, jetzt die Frauen-Bundesliga endlich auf das nächste Niveau zu heben, werden eine schwierige Hypothek.
    Der 3. August 2023 ist ein schwarzer Tag für den deutschen Fußball. Mit dem Frauennationalteam verabschiedet sich die dritte Auswahlmannschaft des Deutschen Fußballbundes nacheinander zum frühestmöglichen Zeitpunkt aus einem internationalen Turnier. Das ist ein Novum, das erfordert dringend Veränderungen in Methodik und Didaktik.

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