Vor der Kuss-Affäre: Die Verwicklungen des Luis Rubiales

    Vor der Kuss-Affäre:Die Verwicklungen des Luis Rubiales

    von Fernando Mateos, Madrid
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    Luis Rubiales ist nach der Kuss-Affäre angezählt. Doch schon zuvor war der Chef von Spaniens Fußballverband in Kalamitäten verwickelt, darunter eine Party mit jungen Frauen.

    Luis Rubiales
    Seit fünf Jahren Chef des spanischen Fußballverbandes: Luis Rubiales
    Quelle: Reuters

    Die FIFA hat ihn vorläufig suspendiert, die Ära von Luis Rubiales an der Spitze des Königlichen Spanischen Fußballverbands scheint zu Ende. Der Kuss für die Spielerin Jennifer Hermoso und sein Verhalten beim Finale der Frauen-WM: Das sind die jüngsten Aufreger in einer Reihe von Skandalen, in die der Präsident verwickelt war.

    Die Entlassung von Julen Lopetegui

    In seinem ersten Jahr als Verbandspräsident musste sich Rubiales mit dem Präsidenten von Real Madrid, Florentino Pérez, auseinandersetzen. Denn wenige Tage vor dem Auftaktspiel Spaniens bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland gaben die Madrilenen bekannt, dass sie den aktuellen spanischen Nationaltrainer Julen Lopetegui verpflichten.
    Rubiales, der Real Madrid gebeten hatte, die Ankündigung zu verschieben, entließ daraufhin Lopetegui kurz vor Beginn des Turniers. Mit Fernando Hierro als Lopeteguis Ersatz schied die Nationalmannschaft im Achtelfinale aus.

    Die Siegerehrung beim Frauen-Supercup

    Auch im Frauenfußball hat Rubiales schon eine Kontroverse erlebt. Nach dem Finale des spanischen Frauen-Supercups zwischen FC Barcelona und Real Sociedad San Sebastian Ende März wurden die Medaillen nicht von offizieller Seite überreicht. Stattdessen mussten sich die Spielerinnen die Medaillen von einem Tisch nehmen und sich selbst umhängen.
    Die Szene stand in krassem Gegensatz zur feierlichen Siegerehrung, die die Barça-Männermannschaft eine Woche zuvor erlebt hatte, als sie ebenfalls den spanische Supercup gewann, diesmal in Saudi-Arabien. Hier gab's den großen Bahnhof.

    Der Supercup und das Geschäft mit Gerard Piqué

    Die Tatsache, dass der spanische Supercup der Männer in Saudi-Arabien ausgetragen wird, hängt auch mit einem anderen vermeintlichen Skandal von Rubiales zusammen. Der Präsident hatte mit Gerard Piqué - damals aktiver Barça-Spieler - für eine Millionenprovision vereinbart, das Finale an den Persischen Golf zu vergeben.
    Dem Verband wurden 40 Millionen Euro für jede Ausgabe des Events garantiert, während Kosmos - die Firma von Piqué - vier Millionen Euro für jede der sechs Ausgaben erhielt, die mit den Saudis vereinbart wurden (insgesamt 24 Millionen Euro).

    Onkel prangert Party mit "jungen Mädchen" an

    Im September 2022 zeigte der Onkel und ehemalige Stabschef von Rubiales, Juan Rubiales, bei der Anti-Korruptionsstaatsanwaltschaft an, dass der Präsident und sein Team in einer luxuriösen Villa in Granada eine "Party mit acht oder zehn jungen Mädchen" veranstaltet habe. Die Party sei mit Geldern des Verbandes bezahlt worden.
    Vier Monate später informierten Luis Rubiales und andere Direktoren den Richter, sie hätten die Ausgaben für diese Feier, die der Vorsitzende in einer Pressekonferenz als "interne Arbeitssitzung" bezeichnete, zurückerstattet.
    Merkwürdig nur der Termin dieser "Sitzung": Mitten im August, mitten in der Sommerpause des nationalen Fußballs.