Interview
Briefe von der WM:Das abrupte Ende für Deutschland
von Josephine Henning, Brisbane
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Die DFB-Frauen haben sich bei der WM 2023 nach der Gruppenphase verabschiedet. Was man daraus lernen kann.
Abschied statt Achtelfinale: Lena Oberdorf, Svenja Huth und Marina Hegering (von links).
Quelle: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Der Schlusspfiff ertönt - und sofort bleiben die Spielerinnen der deutschen Elf auf dem Rasen stehen, knien sich hin und lassen die Köpfe in die Hände sinken. Ich beeile mich, vom Co-Kommentatoren-Platz hinunter zum Spielfeldrand zu kommen. Dort umarme ich Marina Hegering für gefühlt eine Ewigkeit. 2008 haben wir zusammen die U20-WM gespielt.
Ihr Comeback nach so vielen Jahren Verletzungspause beeindruckt mich noch immer. Fassungslos schüttelt sie den Kopf und sagt: "Wie kann man so viel Pech haben?"
Ich verstehe, was sie meint. Das eigene Team findet absolut keinen Weg ins Turnier, und dann gewinnt Marokko unerwartet gegen Kolumbien. Alle anderen Sachen drumherum laufen eben "gegen dich".
Diese Taktik ging nicht auf
So wie Marina hat jede einzelne Spielerin ihre Geschichte. Kurz vor dem Spiel kommt Lina Magulls Bruder 16.000 Kilometer nach Brisbane geflogen, um seine Schwester spielen zu sehen. Sie bekommt jedoch keinen Einsatz, da Martina Voss-Tecklenburg auf ein neues System mit zwei Spitzen umstellt.
Doch auch diese Taktik geht nicht auf. Zu viele defensive Probleme, nicht widerstandsfähig genug, keine spielerische Lösung nach vorne, nur das sich Verlassen auf die Flanken und Alexandra Popps Kopfballstärke.
Die berechtigte Kritik der Medien höre ich schon im Vorbeigehen, als MVT ihr Interview so gefasst gibt, wie man eben nach so einem historischen Ausscheiden sein kann. Auch sie kann noch nicht wissen, was heute wirklich alles zu so einem Auftreten geführt hat, sonst hätte sie es anders gemacht.
Der höchste Maßstab, den es gibt
Kritik gehört dazu, reflektieren gehört dazu. Aber klar ist auch, dass der Maßstab der höchste ist, den es gibt. Vorschusslorbeeren gibt es für unsere Nation nicht, sie hat die größten Titel nach Hause gebracht, war Leader für so viele Jahre.
Doch die Fußballwelt verändert sich. Noch nie haben so viele "Underdogs" schon in der Gruppenphase überrascht. Immer mutiger fordern Spielerinnen mit der Hilfe von Gewerkschaften ihre Rechte ein.
Deutscher Fußball: Mehr reagieren als agieren
Lebendig bedeutet, dass etwas geschaffen wird, was auch wieder vergehen muss, sich neu erfinden muss. Es hat den Anschein, als reagiere der deutsche Fußball mehr, als dass er agiert.
Manche sagen, Zurückbesinnen auf die alten Werte sei die Lösung. Für mich ist es eine Verbindung von traditionellen Werten und dem Erlauben von Neuem.
Scheitern gehört dazu. Es lehrt uns so viel, wenn wir es ehrlich benennen, akzeptieren und wiederaufbauen. Diese Verbindung war für dieses Turnier nicht fest genug.
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