Sydney Lohmann (l.) und Laura Freigang nehmen das Fahrrad zum DFB-Training.
Quelle: Imago/Beautiful Sports
Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen ist für die
Fußball-WM 2023 in Australien angekommen. Sportlich erwartet die DFB-Frauen ein
spannendes WM-Turnier mit so vielen Teams wie noch nie im Favoritenkreis, und privat haben die Fußballerinnen außergewöhnliche Geschichten zu erzählen.
32 Fußball-Teams kämpfen vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland um den WM-Pokal. Mit dabei die DFB-Frauen, die zu den Favoriten zählen. Die wichtigsten Fakten.
von Elena Oser
Ann-Katrin Berger, 32 Jahre, Nummer 12 – Die beste Nummer zwei
In der Nationalmannschaft ist sie die Nummer zwei hinter Merle Frohms – ein Edel-Ersatz, denn Berger kam bei der Wahl zur Welttorhüterin des Jahres 2022 unter die Top drei.
Wird im Champions-League-Viertelfinale zur Heldin: Die für den FC Chelsea spielende Ann-Katrin Berger hält zweimal im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon.
Quelle: dpa
Doch ihre starken Leistungen sind nicht selbstverständlich. Berger erhielt im vergangenen Jahr einen harten Schicksalsschlag. Während der EM 2022 erfuhr sie, dass bei ihr zum zweiten Mal nach 2017 eine aggressive Form von Schilddrüsenkrebs aufgetreten war. Nach einer erfolgreichen Radiotherapie konnte Berger bereits im September 2022 in den DFB-Kader zurückkehren. Bei der WM ist sie nun dabei.
Melanie Leupolz, 29 Jahre, Nummer 18 – Die alles unter einen Hut bekommt
Die erfahrene Mittelfeldspielerin spielt aktuell beim FC Chelsea, allerdings war sie dort zwischen März 2022 und Januar 2023 ausgefallen, denn Melanie Leupolz ist
Mutter geworden.
Melanie Leupolz tritt mit ihrem Kind und einer Babysitterin die weite Reise nach Australien zur WM an. Sie will die Rollen als Fußballerin und Mutter bei der WM nicht vermischen.
von Frank Hellmann
Dass sie nun bei der WM dabei ist, ist etwas Besonderes. Ihren Sohn und eine Babysitterin hat Leupolz mit nach Australien und Neuseeland genommen. Nicht selbstverständlich, selbst in der heutigen Zeit. Doch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kann die Situation von Leupolz gut nachvollziehen: Sie war in den 1990ern die erste Spielerin, die nach der Geburt ihres Kindes in die Nationalmannschaft zurückgekehrt ist.
Svenja Huth, 32 Jahre, Nummer 9 – Die Aufklärerin
Auf der Außenbahn ist Svenja Huth bei der Nationalmannschaft gesetzt. Privat dagegen kämpft sie für mehr Gleichberechtigung und sensibilisiert für bestehende Missstände. So klärt sie in der
ZDF-Dokureihe "Born for this" zusammen mit ihrer Frau Laura darüber auf, wie zwei Frauen ein Kind bekommen können, von dem sie beide die biologische Mutter sind.
Nach einer erfolgreichen Europameisterschaft haben die DFB-Fußballerinnen die Herzen der Fans erobert. Wie geht es mit den Spielerinnen weiter? Was bewegt sie?
Laura Huth trägt das Kind aus, die Eizelle stammt aber von Svenja Huth. Diese ROPA-Methode genannte Eizellspende ist beliebt, aber in Deutschland laut Embryonenschutzgesetz verboten. Deshalb musste das Paar die künstliche Befruchtung im Ausland durchführen lassen, im spanischen Valencia.
Doch damit waren noch lange nicht alle bürokratischen Hürden überwunden. Svenja Huth muss ihren biologischen Sohn nach der Geburt adoptieren: "Es ist teils auch demütigend, weil die Mutter, die das Kind dann eben adoptieren möchte, sich bis auf die Unterhose ausziehen und einen Drogentest machen muss", sagt Huth. Beide wünschen sich mehr Gleichberechtigung in Bezug auf den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Familien in Deutschland.
Svenja Huth und ihre Frau Laura Huth (li.) freuen sich auf ihr gemeinsames Kind.
Quelle: Imago
Lea Schüller, 25 Jahre, Nummer 7 – Die Ausgezeichnete
Die Stürmerin ist Deutschlands Fußballerin des Jahres 2022 und amtierende Meisterin mit dem FC Bayern München.
In Kleidung von Dior und Schmuck von Tiffany inszeniert, erzählte die, die man eigentlich in Trikot und mit hochgebundenem Pferdeschwanz kennt, dem deutschen Modemagazin "Vogue" in der Aprilausgabe von ihrer Unterleibskrankheit
Endometriose: "Sie verursacht starke Schmerzen. Ich hatte während meiner Menstruation zum Beispiel immer extreme Schulterschmerzen, die in den Nacken ausgestrahlt haben."
Lea Schüller ist die erste Profi-Fußballerin auf dem Cover der deutschen Vogue.
Quelle: dpa
Bei ihrem Verein führen die Spielerinnen jeden Tag Protokoll, wie sie sich fühlen, und zum Beispiel auch, ob sie ihre Periode oder Schmerzen haben. Anhand der Angaben wird die Trainingseinheit des Tages abgestimmt – diese Anpassung wird
Zyklustraining genannt.
Laura Freigang, 25 Jahre, Nummer 10 – Der Social-Media-Liebling
"Ich hab’s euch gesagt sie kommt – hier ist sie", sagt Laura Freigang zu Beginn der zweiten Staffel "Born for this". So selbstbewusst und humorvoll präsentiert sie sich und ihre Teamkolleginnen auch in kurzen Videos auf dem sozialen Netzwerk "
TikTok" und gewährt über 130.000 Followerinnen und Followern einen Blick hinter die Kulissen. Das kommt gut an – die 25-Jährige hat für ihre lustigen Clips bis jetzt fast drei Millionen Likes erhalten.
Immer auf der Suche nach einem coolen Motiv für ihre Social-Media-Kanäle: Laura Freigang
Quelle: Imago
Dagegen lief es im DFB-Team nicht immer nach Freigangs Vorstellung. In der ZDF-Dokureihe erzählt sie, dass sie mit ihrer Position in der Nationalmannschaft gehadert hat. Während sie bei ihrem Verein Eintracht Frankfurt flexibel zwischen Sturm und Mittelfeld spielt, muss sie sich unter Voss-Tecklenburg als zentrale Stürmerin einreihen, womit sie in der Vergangenheit Probleme hatte.
Weitere sportliche und private Einblicke gibt es in der
zweiten Staffel "Born for this". Exklusiv zeigt das ZDF am Freitag, den 14. Juli, die Doku in der Mediathek und am Samstag, den 15. Juli um 21.45 Uhr im ZDF.
Scheitern, Aufstehen und neuer Druck: Das verlorene EM-Finale 2022 hat bei den Fußballerinnen der Nationalmannschaft Wunden hinterlassen. Wie gehen die Spielerinnen damit um?
von Martina Hänsel und Björn Tanneberger