Fußball-Frauen-WM: Dämpfer für Ansprüche der DFB-Frauen

    Kolumbien schockt DFB-Frauen:Rückschlag für die Titelmission

    von Frank Hellmann
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    Mit der bitteren 1:2-Niederlage gegen Kolumbien geben die deutschen Fußballerinnen nicht nur den WM-Gruppensieg aus der Hand - plötzlich wackelt auch das Weiterkommen.

    Enttäuschte deutsche Spielerinnen nach der Niederlage gegen Kolumbien.
    Enttäuschte deutsche Spielerinnen nach der Niederlage gegen Kolumbien.
    Quelle: epa

    Party machen geht in Sydney ziemlich gut. Darling Habour und Kings Cross sind die bekanntesten Anlaufpunkte, in denen am Wochenende der größte Trubel veranstaltet wird. Hochstimmung herrschte auch am Sonntagabend noch im Sydney Football Stadium.

    Kolumbien feiert nach Sieg gegen DFB-Elf

    Aber nicht der zweifache Weltmeister Deutschland hat sich hier nach dem zweiten Gruppenspiel abgeklatscht, sondern die bislang nie übers Achtelfinale hinausgekommenen Fußballerinnen aus Kolumbien feierten ausgelassen. Auch auf den Rängen wurde die faustdicke Überraschung dieser Frauen-WM bejubelt.
    Der verrückte, aber nicht unverdiente Last-Minute-Sieg gegen das konsternierte DFB-Team sorgte für eine Explosion der Gefühle: In der siebten Minute der Nachspielzeit wuchtete Manuela Vanegas nach einer Ecke völlig freistehend die Kugel zum 2:1 über die Linie - und veränderte die Ausgangslage in der Gruppe H komplett.

    Jetzt ist gegen Südkorea Druck da

    "Wir haben es nicht mehr selbst in den Füßen - das ist jetzt eine andere Situation", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einigermaßen ernüchtert.
    Direkt nach Abpfiff war die 55-Jährige schon um Aufbauarbeit für das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea in Brisbane (Donnerstag 12 Uhr/live ZDF) bemüht, denn die erste Niederlage in einer WM-Vorrunde seit 1995 - damals im zweiten Spiel gegen Gastgeber Schweden (2:3) mit Martina Voss als Spielerin - sät Zweifel an der Mission vom dritten Stern.

    1:2 nach einer Ecke

    Vor allem die Entstehung der entscheidenden Ecke ärgerte die Trainerin immens. "Das müssen wir sauber runterspielen. Wir müssen mehr an Ergebnisfußball denken!" Da hatte jemand zu viel Übermut beobachtet.
    Ein Remis hätte ja wegen des Kantersiegs gegen Marokko (6:0) letztlich gereicht, "nun ist Druck da", wie Voss-Tecklenburg zugab. Zu viele Sorgen würden aber nicht helfen: "Wir müssen uns jetzt schütteln und die Aufgabe bewältigen."
    Südkoreas Nationaltrainer Colin Bell wird sich trotz zweier Niederlagen für die abgeschlagenen Asiatinnen was überlegen, um der deutschen Elf ein Bein zu stellen.

    Voss-Tecklenburg sieht vorne viele Mängel

    Deren Mängel verschwieg Voss-Tecklenburg erfreulicherweise nicht. In der ersten Hälfte hätten ihre Spielerinnen "die Räume nicht erkannt, ein Tick zu viel lange Bälle gespielt".
    Auch in der zweiten Halbzeit lief trotz einer Steigerung umso weniger zusammen, desto näher es an den Strafraum ging. "Wir haben die 100-prozentigen Torchancen nicht in Hülle und Fülle gehabt", gab die Bundestrainerin zu, die "Positionierung, Passqualität und Präzision" vermisste, um gefährlicher ins letzte Drittel zu kommen. Ein Manko, das sich wie ein roter Faden durchs Länderspieljahr zieht.

    Viel Kampf, wenig Ideen beim DFB-Team

    Das Mittelfeld mit Lena Oberdorf, Lina Magull und Sara Däbritz verrichtete in der extrem intensiven und höchst spannenden Auseinandersetzung viel Lauf- und Defensivarbeit, doch die zündenden Ideen wie vor dem 1:1 von Alexandra Popp (89.) hatten Seltenheitswert.
    Da hatte Däbritz mal einen Steckpass gespielt, die eingewechselte Lea Schüller verlängerte, so dass Oberdorf von Kolumbiens Keeperin Catalina Pérez von den Beinen geholt wurde. Deutschlands Kapitänin verwandelte den Elfmeter nervenstark - und war doch später ziemlich angefressen.

    Es ist megabitter, durch einen solchen Standard zu verlieren. Uns hat aber auch der letzte Mut Richtung Tor gefehlt.

    Alexandra Popp

    Brand und Bühl laufen sich zu oft fest

    Der Vorwurf geht vor allem an die beiden Außenstürmerinnen Jule Brand und Klara Bühl, die sich viel zu häufig festliefen, Bälle verloren oder in die Mitte zogen. Die als Rechtsverteidigerin zweckentfremdete Svenja Huth könnte vorne sicherlich mehr bewirken - und eigentlich hätte Nicole Anyomi auch mal einen Startelfeinsatz verdient.
    Gerade bei der erst 20-jährigen Brand wirkt das im vergangenen Jahr nach der Europameisterschaft verpasste Etikett vom "Golden Girl" ein bisschen verfrüht.

    Caicedos Kunstschuss

    Definitiv alle Lobpreisungen verdient hat Linda Caicedo. Als die 18-Jährige den Ball beim 1:0 kunstvoll in den Winkel schlenzte (52.), brachte das mindestens zur Hälfte mit Anhängern Kolumbiens gefüllte Stadion erstmals fast zum Beben. Und ganz am Ende ging hier in Sydney wieder die Post ab.

    Das deutsche Team spielt gegen Südkorea um den Einzug ins Achtelfinale. Den Gruppensieg kann der Turnier-Mitfavorit nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, mit einem Erfolg gegen Südkorea wäre das Weiterkommen jedoch gesichert. Kolumbien liegt vor dem letzten Vorrundenspieltag mit sechs Punkten vor Deutschland und Marokko, die jeweils drei Zähler haben.

    So kommt Deutschland ins Achtelfinale:
    • Bei einem Sieg gegen Südkorea
    • Bei einem Unentschieden gegen Südkorea, wenn Marokko gleichzeitig nicht gegen Kolumbien gewinnt
    • Bei einer Niederlage gegen Südkorea mit maximal vier Toren Unterschied, wenn Marokko gegen Kolumbien verliert

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