Trump-Spektakel: Lektionen vom Parteitag der Republikaner

    Analyse

    Parteitag der Republikaner :Was vier Tage Trump-Spektakel zeigen

    Anna-Kleiser mit Mütze, Fluss/ Hafenviertel im Hintergrund
    von Anna Kleiser, Milwaukee, Wisconsin
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    Donald Trump hat sich die Republikaner unterworfen. Der Parteitag zeigt das auf allen Ebenen. Es ist sein Spektakel in Milwaukee und macht deutlich, wie Trump auf die Welt blickt.

    In riesigen Leuchtbuchstaben ist Trump zu lesen, davor steht im Anzug Donald Trump
    Von Beginn an hatte dieser Parteitag nur einen Namen: Trump, von Merchandising über Aufsteller und Fotos auf den Fluren bis zur Musikauswahl.
    Quelle: AP

    Vier Tage lang lässt sich Donald Trump beim Parteitag der Republikaner feiern. Es sind seine Regeln, seine Sprecher. Es ist seine Musik. Im Parteivorsitz sitzen seine Verbündeten und seine Familie. Das Parteiprogramm besteht aus seinen Ideen. In jedem Detail zeigt sich seine Macht über die Republikaner.
    2016 war Trump noch Gegenwind ausgesetzt, 2020 überschatteten die Pandemie und Proteste gegen Polizeigewalt den Parteitag. 2024 sind es seine Festspiele. Zum dritten Mal in Folge macht ihn die Partei zu ihrem Kandidaten - trotz verlorener Wahl in 2020. Gegenstimmen oder Kritik gibt es nicht.
    Donald Trump mit Verband am Ohr hält den rechten Daumen hoch und lächelt
    Donald Trump und J.D. Vance - damit gehen die Republikaner in die finale Phase des US-Wahlkampfs. Was ist aus der Partei geworden? Der Global Talk vom Nominierungsparteitag. 17.07.2024 | 29:58 min

    Das Ziel: Die Stärke des Donald Trump darstellen

    Vor allem der Abschlussabend zeichnet das Bild eines übermächtigen Kämpfers. Die ganze Woche über greifen die Menschen im Publikum immer wieder Trumps Rufe nach dem überstandenen Attentat auf und skandieren: "Kämpfe! Kämpfe! Kämpfe!"
    Am Donnerstagabend greift auch Rockmusiker Kid Rock das in seinem Auftritt auf. Wrestling-Ikone Hulk Hogan nennt den Ex-Präsidenten einen "amerikanischen Helden". Hogan zerreißt sich auf der Bühne ein T-Shirt und ruft ins Mikrofon, er kenne viele harte Kerle, aber:

    Donald Trump ist der Härteste von allen.

    Hulk Hogan, Wrestler

    Trump spricht auf einer Bühne, am Ohr hat er einen Verband.
    Auf dem Parteitag der Republikaner hat Donald Trump seine Nominierung als Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl angenommen. Er sprach auch über das kürzliche Attentat.19.07.2024 | 1:48 min

    Politik tritt in den Hintergrund

    Durch Trump selbst und durch viele Redner vor Ort spielt Gott und Glauben ebenfalls eine wichtige Rolle auf diesem Parteitag. So sagt Trump, allein die Gnade Gottes habe ihn gerettet. Der evangelikale Prediger Franklin Graham bringt einen der seltenen Verweise auf Abtreibungen. Er dankt Trump für die Ernennung konservativer Richter und lobt J.D. Vance für seinen Einsatz gegen Schwangerschaftsabbrüche.
    Politische Visionen werden wenig debattiert bei diesem Parteitag. Vor allem der finale Tag gibt vielen rechten Unterhaltungsgrößen und Trump-Freunden eine Plattform.

    "Project 2025"
    :Radikale Wunschliste für Trump 2.0

    Mehr Macht für Präsidenten, ein kompletter Umbau des Regierungsapparats, mehr erzkonservative und ultrareligiöse Politik: Was Project 2025 verspricht und wie Trump dazu steht.
    Anna Kleiser, Milwaukee
    Donald Trump sitzt im Oval Office hinter dem großen Schreibtisch und zeigt mit erhobenem Zeigefinger in Richtung Kamera.

    Trump als menschlicher Kämpfer

    Eine der wichtigsten und häufigsten Botschaften über Trump in Milwaukee: Er interessiert sich und kümmert sich um die normalen Leute. Eine breite Auswahl an Sprechern erzählt von persönlichen Begegnungen mit Trump. Seine Enkeltochter macht Witze über ihren Opa, ehemalige Mitarbeiter sprechen von ihm. Sie zeichnen eine liebevolle, bescheidene Persönlichkeit. Oft wird dabei ganz konkret auf Unterschiede zu US-Präsident Joe Biden hingewiesen.
    Ein bemerkenswerter Moment ist dabei der Auftritt Hinterbliebener von Soldaten, die beim überstürzten Abzug auf Afghanistan gefallen sind. Als die Familien von Biden erzählen, der sich nicht um sie geschert habe, der die Namen der jungen Soldaten nie genannt habe und der in der TV-Debatte davon sprach, es seien in seiner Amtszeit keine Militärs gestorben, buht die Menge. Trump hingegen habe sich Zeit genommen, habe zugehört, heißt es.
    Julius-van-de-Laar
    US- Präsident Joe Biden hat immer noch Corona und schließt laut „New York Times“ einen Rückzug aus dem Rennen nicht mehr kategorisch aus. USA-Experte Julius van de Laar hält einen "offenen Schlagabtausch" bei den Demokraten für denkbar. 19.07.2024 | 4:27 min

    Umgeben von Lügen, Populismus und Verschwörungen

    Bei diversen Rednern innerhalb der vier Tage klingt es entweder subtil an oder es wird offen das Ergebnis der Wahl 2020 angezweifelt, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Ähnlich verhält es sich mit der Behauptung, Biden und die Demokraten würden Trump juristisch verfolgen und der Behauptung, die Migranten seien die größte Gefahr für das Land.
    Menschen wie der konservative Kommentator Tucker Carlson oder Trumps Sohn Eric halten scharfe Reden. Sie peitschen die Menge gegen Joe Biden und seine Politik auf. Carlson sagt etwa, die Ukraine-Hilfen seien ein "ausgestreckter Mittelfinger in Richtung eines jeden Amerikaners". Bei rechten Aktivisten, Politikern und Trump mischen sich Übertreibungen mit Lügen und Verschwörungen.

    Präsidentschaftswahl in den USA
    :Trump vs. Biden - so steht es in den Umfragen

    Wahlkampf von 2020 reloaded: Joe Biden und Donald Trump werden erneut als Präsidentschaftskandidaten antreten. Wie steht es in den Umfragen und wie funktioniert das US-Wahlsystem?
    von Robert Meyer
    Donald Trump und Joe Biden, dahinter ein Liniendiagramm mit ihren Umfragewerten
    Grafiken

    MAGA-Republikaner geben sich neuen Anstrich

    Insgesamt gibt sich die Republikanische Partei hier ihrem Schicksal hin, von einer Bewegung übernommen worden zu sein. Figuren wie Nikki Haley sind eingeknickt, sprachen für Trump und wurden dennoch ausgebuht. In den Fokus rückt der amerikanische Traum, Menschen aus der unteren Mittelschicht erzählen ihre Geschichten. Einer davon ist der Vize-Kandidat Vance.
    Auch Trumps Dankesrede, die nach einem versöhnlichen Start direkt zu einem Best-of seiner Wahlkampfreden wird, zeigt, es geht um die Basis der Bewegung. Trump nimmt keine Rücksicht auf die traditionellen Republikaner mehr. Nicht bei der Wahl des Vize, nicht bei der Wahl der Themen, nicht bei der Wahl der Sprecher oder der Musik am Parteitag, nicht in seinem Tonfall.
    Die große Frage nun: Wie reagieren die Demokraten, die in vier Wochen ihren Parteitag haben.
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
    Amerikanische Flagge vor einem Gebäude und das gelbe aj-a
    Die USA sind so polarisiert wie selten zuvor. Entzweit in politische Lager. In 40 US-Staaten kann eine Partei kompromisslos durchregieren. Die Republikaner oder die Demokraten. 18.07.2024 | 29:14 min

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