Israel: Netanjahu entlässt Verteidigungsminister Galant

    Überraschung in Israel:Netanjahu entlässt Verteidigungsminister

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    Israels Premier Netanjahu hat überraschend Verteidigungsminister Galant entlassen. Das Vertrauen sei "zerbrochen". Dagegegen gingen überall im Land Tausende auf die Straßen.

    Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant
    Israels Verteidigungsminister Joav Galant ist entlassen worden.
    Quelle: Reuters

    Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Verteidigungsminister Joav Galant entlassen. Er habe das Vertrauen in den Minister verloren, hieß es in einer Mitteilung.
    Yoav Galant (r), Verteidigungsminister von Israel, nimmt an einer Gedenkfeier für Israels Gefallene und Terrorismusopfer teil.
    Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant lehnt eine militärische oder zivile Kontrolle Israels über den Gazastreifen ab. Es brauche Klarheit über die Nachkriegsordnung.16.05.2024 | 0:26 min

    Netanjahu spricht von "Vertrauenskrise"

    Der Regierungschef und sein Verteidigungsminister waren im Verlauf des Gaza-Kriegs immer wieder aneinandergeraten. Im März 2023 wollte Netanjahu Galant schon einmal entlassen. Damals ging es um die umstrittene Justizreform der Regierung in Israel.
    In seiner Erklärung am Dienstagabend sprach Netanjahu von "erheblichen Differenzen" und einer "Vertrauenskrise" zwischen den Männern.

    Inmitten eines Krieges ist mehr denn je volles Vertrauen zwischen dem Premierminister und dem Verteidigungsminister erforderlich.

    Benjamin Netanjahu, Premierminister

    Benjamin Netanjahu, ein älterer Mann mit grauen Haaren, sitzt vor einer israelischen und einer US-amerikanischen Flagge in einer Pressekonferenz.
    Der Krieg im Gazastreifen – das Ergebnis einer gescheiterten Friedenspolitik. Israels Premier Netanjahu und die USA als Israels Verbündete spielen dabei eine zentrale Rolle.31.05.2024 | 76:19 min

    Meinungsverschiedenheiten zwischen Galant und Netanjahu häuften sich

    In den ersten Tagen des Krieges präsentierte die israelische Führung eine einheitliche Front, als sie auf den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 reagierte. Mit der Zeit traten wesentliche politische Differenzen zutage. Während Netanjahu zu anhaltendem militärischen Druck auf die Hamas aufrief, verfolgte Galant einen pragmatischeren Ansatz und sagte, dass die militärische Gewalt die notwendigen Voraussetzungen für ein diplomatisches Abkommen geschaffen habe, das die Freilassung der von der militanten Gruppe festgehaltenen Geiseln ermöglichen könne.
    sgs eigendorf
    Einen Tag vor dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel spüre man vor Ort "Trauer, aber auch Angst und Verunsicherung", sagt Karin Eigendorf in Tel Aviv.06.10.2024 | 1:53 min
    Galant, ein ehemaliger General, der sich mit seiner schroffen, sachlichen Persönlichkeit den Respekt der Öffentlichkeit erworben hat, sagte in einer Erklärung:

    Die Sicherheit des Staates Israel war und wird immer meine Lebensaufgabe bleiben.

    Joav Galant, Ex-Verteidigungsminister Israels

    Galant: Drei Streitpunkte Auslöser für Entlassung

    Galant warnte vor einer "moralischen Finsternis" in seinem Land. Der Staat Israel sei mit vielen Herausforderungen konfrontiert im Kampf gegen den Erzfeind Iran und seine Helfershelfer, mahnte er.
    Galant nannte drei Streitpunkte mit Netanjahu als Auslöser seiner Entlassung:
    Galant warnte vor einem "Kainsmal" für die israelische Gesellschaft, sollten die noch lebenden Geiseln nicht befreit werden.
    Gedenken in Israel - Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall
    Es ist ein düsterer Jahrestag: Am 7. Oktober 2023 überfielen Hamas-Terroristen Israel, töteten mehr als 1200 Israelis und verschleppten etwa 250 Menschen in den Gazastreifen. 07.10.2024 | 43:54 min

    Opposition kritisiert Netanjahus Schritt, Tausende demonstrieren

    Mitglieder der Opposition kritisierten die Entlassung. "Politik auf Kosten der nationalen Sicherheit", monierte der Vorsitzende der Nationalen Einheit, Benny Gantz. Der rechtsgerichtete Polizeiminister Ben Gvir hingegen begrüßte die Entlassung. Mit Galant sei der Sieg im Krieg unmöglich.
    Die Entlassung Galants hat in Israel einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. In Tel Aviv und anderswo gingen spontan Tausende Menschen auf die Straße, um zu demonstrieren. In Tel Aviv blockierten sie die wichtige Stadtautobahn Ajalon mit brennenden Autoreifen und skandierten "Bibi ist ein Verräter", "Bibi ins Gefängnis" und "kriminelle Regierung".

    Präsident Herzog warnt vor "Umsturz"

    Israels Präsident Isaac Herzog hat nach der Entlassung von Gallant vor politischen Turbulenzen in Kriegszeiten gewarnt. "Das Letzte, was der Staat Israel jetzt braucht, ist ein Umsturz und ein Bruch mitten im Krieg", erklärte Herzog am Dienstagabend. Die Sicherheit des Landes "muss über allen Überlegungen stehen", ergänzte er. "Aufgabe der Führung ist es, in dieser Zeit mit großer Verantwortung zu handeln", hieß es in der Erklärung.

    Katz kommt für Galant, Saar wird Außenminister

    Galant wird durch Außenminister Israel Katz ersetzt, einen Netanjahu-Loyalisten und erfahrenen Kabinettsminister, der ein junger Offizier beim Militär war. Gideon Saar, ein ehemaliger Rivale Netanjahus, der kürzlich wieder in die Regierung eingetreten ist, wird den Posten des Außenministers übernehmen.

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    Quelle: AP, AFP, Reuters, dpa

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