Israel greift Ziele im Iran an: Was zum Angriff bekannt ist

Ein israelischer Vergeltungsschlag auf den Iran war seit Wochen erwartet worden. In der Nacht auf Samstag flog die israelische Luftwaffe umfangreiche Angriffe auf Ziele in mehreren Landesteilen. Laut israelischen und US-Medienberichten sollen rund 20 Ziele in insgesamt drei Angriffswellen getroffen worden seien.

Das israelische Militär teilte mit, dass die Angriffe militärischen Zielen galten. Iranische Atom- und Ölanlagen waren aber offenbar nicht betroffen.

Die Regierung in Teheran verurteilte den Angriff. Der Iran habe "das Recht und die Pflicht, sich gegen ausländische Aggressionen zu verteidigen", erklärt das Außenministerium Samstagmittag. Es verwies dabei auf das in Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen festgeschriebene Recht auf Selbstverteidigung. Die iranischen Streitkräfte hatten zuvor mitgeteilt, dass zwei Armeeangehörige getötet worden seien.

Iranische Staatsmedien berichteten von Explosionen unter anderem nahe der Hauptstadt Teheran, ausgelöst durch iranische Flugabwehrraketen.

Der iranische Luftraum wurde für den zivilen Luftverkehr geschlossen, auch das irakische Transportministerium kündigte die Schließung aller Flughäfen im Land an.

Die israelischen Angriffe sind eine Reaktion unter anderem auf den großen iranischen Raketenangriff vom ersten Oktober, bei denen Iran rund 200 ballistische Raketen auf Israel feuerte.

Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben iranische Produktionsstätten von Raketen sowie Luftabwehrsysteme an. Israel habe die Ziele "aus einer Reihe von möglichen Zielen ausgesucht" und könne auch andere wählen "falls nötig", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Bislang gibt es keine Hinweise, dass etwa Teile des iranischen Atomprogramms getroffen wurden.

Explosionen wurden nahe den Großstädten Teheran und Schiras vermeldet. Videos von Anwohnern zeigen heftiges Flugabwehrfeuer über der Hauptstadt:

Die "Jerusalem Post" berichtete, dass insgesamt mehr als 100 israelische Kampfflugzeuge an der Operation beteiligt seien. Damit wäre das die bislang umfangreichste Militäraktion Israels gegen Iran. In einer ersten Angriffswelle sollten vor allem iranische Flugabwehrstellungen getroffen worden sein. Das ermöglichte weitere Angriffe mit geringerem Risiko.

Die USA sind eigenen Angaben zufolge nicht an den israelischen Angriffen im Iran beteiligt. Das sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter dem Sender CNN.

Sean Savett, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, wird von CNN zitiert:

In ersten Reaktionen versuchten iranische Offizielle das Ausmaß der Angriffe herunterzuspielen - ähnlich wie man auf vergleichbare Vorfälle in der Vergangenheit reagiert hatte. Am Mittag erklärte das Außenministerium in Teheran dann, der Iran habe "das Recht und die Pflicht, sich gegen ausländische Aggressionen zu verteidigen".

ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa betonte, Iran habe immer wieder gedroht, dass der nächste iranische Angriff noch härter ausfallen würde. "Dieser Moment wäre dann jetzt eigentlich gekommen. Aber derzeit sieht es wirklich danach aus, als wäre Teheran eher daran gelegen, den israelischen Angriff von heute Nacht als "überschaubar" darzustellen." Obwohl zwei Soldaten der islamischen Republik dabei getötet worden seien, spreche das iranische Staatsfernsehen von einem "gescheiterten israelischen Angriff" und zeige Filmbeiträge, wie das normale Leben in Teheran heute weitergehe.

Die den Revolutionsgarden nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim schrieb auf dem Nachrichtendienst X, "Iran ist bereit, auf die Aggression Israels zu reagieren". "Es besteht kein Zweifel daran, dass Israel auf jede Aktion eine angemessene Antwort erhalten wird", zitierte Tasnim eine anonyme Quelle aus dem Staatsapparat. Bislang ist eine militärische Reaktion Irans oder seiner Proxy-Milizen in der Region nicht angelaufen.

Israels Militär warnte Teheran vor weiteren Angriffen. "Sollte das iranische Regime den Fehler begehen, eine neue Runde der Eskalation einzuleiten, sind wir verpflichtet, zu reagieren", erklärte Militärsprecher Daniel Hagari.