Iran droht Israel: Kriegspropaganda ohne klaren Plan?

    Teheran droht Israel:Irans Kriegspropaganda ohne klaren Plan?

    von Anna Feist
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    Kriegspropaganda im Iran nach den jüngsten Vergeltungsschlägen Israels: Teherans Regime droht mit markigen Worten. Welche Absicht verfolgt es damit?

    Teheran: Iraner verbrennt Israel-Flagge bei Demonstrationen anlässlich des 45. Jahrestags der Erstürmung der US-Botschaft.
    Tausende Menschen haben in Teheran den 45. Jahrestag der Geiselnahme in der US- Botschaft gefeiert. In der Menge waren Rufe wie "Tod den USA" und "Tod für Israel" zu hören. Demonstrierende verbrannten israelische und US-Flaggen.03.11.2024 | 1:42 min
    Wer in diesen Tagen in Teheran unterwegs ist, dem dürfte der inflationäre Gebrauch von "Tod Amerika"- und "Tod Israel"-Rufen kaum entgehen. Erst bei der Gedenkfeier für Haschim Safi al-Din - ein bei einem israelischen Angriff getöteter Hisbollah-Anführer, der als möglicher Nachfolger des zuvor ebenfalls getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gehandelt worden war.
    Dann waren die Rufe an diesem Wochenende zu hören bei den großen Gedenkfeiern anlässlich des 45. Jahrestags der Geiselnahme von 52 Amerikanern in der US-Botschaft in Teheran. Am 4. November 1979 erstürmten iranische Studenten das Gebäude und nahmen die US-Diplomaten für 444 Tage in Geiselhaft. So sollte Druck ausgeübt werden auf die Regierung in Washington, Oppositionelle auszuliefern.

    Chamenei droht mit "vernichtender Antwort"

    Die Geiseln überlebten, der Hass ist geblieben: So putscht Irans Oberster Religionsführer, Ajatollah Ali Chamenei, nun 45 Jahre später, wieder die Studenten auf: "Der Feind, ob das zionistische Regime oder die Vereinigten Staaten von Amerika, werden auf jeden Fall eine vernichtende Antwort auf das erhalten, was sie dem Iran, dem iranischen Volk und der Widerstandsfront antun."
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    Zur Inszenierung gehört auch der regimetreue Poet Hussein Teheri, der in Gedichtform auf einen Krieg einschwört: "Wenn Chamenei uns die Erlaubnis gibt zu kämpfen, dann werden wir unsere Reihen aufstellen, wenn er uns diese Erlaubnis heute gibt, dann werden wir zum Sonnenaufgang in Jerusalem sein."

    Experte: Iran wartet Ergebnis der US-Wahl ab

    Also neue Vergeltung für die jüngste israelische Vergeltung? US-Medien jedenfalls rechnen damit. Ein Angriff mit Drohnen und ballistischen Raketen könnte vom Irak aus gestartet werden, berichtete die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf israelische Quellen. Demnach gehen die israelischen Geheimdienste davon aus, dass die Attacke möglicherweise noch vor der US-Wahl am Dienstag erfolgen könnte.
    Der iranische Soziologe Ahmad Bokharaei hat die Auftritte von Irans oberstem Führer in den vergangenen Tagen beobachtet. Eine klare Strategie fehle, sagt er:

    Es sieht nicht so aus, als hätte der Iran einen klaren Plan, denn er will vor allem reagieren.

    Ahmad Bokharaei, Soziologe

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    Deshalb warte das Regime in Teheran erstmal das Ergebnis der US-Wahl ab. Denn diese Wahl sei für den Iran von großer Bedeutung: Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatte sich beispielsweise vor einem Monat noch - anders als US-Präsident Joe Biden - für einen israelischen Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen. Das wäre eine neue Eskalationsstufe.

    Daher denke ich, dass sie bis zum Ende der US-Wahlen warten werden und das Ergebnis der Wahl die nächste Entscheidung des Irans bestimmen wird.

    Ahmad Bokharaei, Soziologe

    "Wahrscheinlich keine Raketen direkt aus dem Iran"

    Das Szenario eines Angriffs etwa aus dem Irak, hält der Soziologe dagegen für sehr wahrscheinlich. Das ergebe sich aus der Wortwahl des obersten Führers:
    "Soweit ich Chameneis Rede entnommen habe, sagte er, dass eine Antwort gegeben werden wird. Der Täter oder das Subjekt ist hier unbekannt. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Hauptdruck von den Stellvertreter- und Widerstandskräften mit einem hohen Volumen an Raketenbeschuss ausgeübt wird und der Iran in diesem Stadium wahrscheinlich keine Raketen direkt aus dem Iran abfeuern wird."
    Eine Teilnehmerin einer Solidaritätsdemonstration mit den Protestierenden im Iran hat sich das Gesicht mit den Farben der iranischen Flagge und mit rotem Blut geschminkt.
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    Experte: Regime will von Problemen im Iran ablenken

    Weshalb aber läuft dann die Kriegspropaganda im Land auf dieser Frequenz? Es gehe auch darum, von den Problemen im Land abzulenken, sagt Bokharaei. Erst am Samstag ging wieder ein Video viral: Zu sehen eine Studentin nur in Unterwäsche - aus Protest. Sie war wegen der strikten iranischen Kleiderordnung in Streit mit dem Sicherheitspersonal geraten. Sie wurde verhaftet. So wie alle, die gegen das Regime aufbegehren.
    Dazu kommt die anhaltende Wirtschaftskrise: Es fehlt an Investitionen, um Arbeitsplätze zu schaffen, und die Inflation frisst Löhne und Erspartes auf. Laut Schätzungen lebt ein Drittel der Bevölkerung in absoluter Armut. Doch die Angst vor einem Krieg fresse alle anderen Gedanken auf. Dabei sei der Wunsch von dem Großteil der Bevölkerung ein anderer: "80 Prozent der Menschen möchten keinen Krieg", sagt Bokharaei. Sie wollen Frieden.

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