Nahost: Hisbollah bestätigt Tod von Kommandaeur im Libanon

    Israel tötet Miliz-Kommandant:Hisbollah bestätigt Tod von Fuad Shukr

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    Die israelische Armee hat in Beirut einen Hisbollah-Kommandeur getötet. Der Einsatz erfolgte als Vergeltung für den tödlichen Raketenangriff auf die Golanhöhen.

    Libanon, Beirut: Von einem israelischen Angriff zerstörtes Gebäude
    Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Angriff in Beirut einen Hisbollah-Kommandeur getötet. (Symbolbild)
    Quelle: AP

    Drei Tage nach dem tödlichen Raketenangriff auf die Golanhöhen hat Israel am Dienstag in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut einen "gezielten Angriff" auf einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah durchgeführt. Das berichtete zunächst die israelische Armee. Dabei sei der Kommandeur Fuad Schukr getötet worden.
    Schukr sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die Ortschaft Madschdal Schams getroffenen Kinder und Jugendlichen sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hieß es weiter.
    Die vom Iran unterstütze Hisbollah bestätigte seinen Tod. Sie bezeichnete den Angriff als "sündigen Angriff und schweres Verbrechen". Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah werde sich dazu bei der Beerdigung des Kommandeurs äußern, hieß es. Diese werde am Donnerstag stattfinden.

    Hisbollah hatte sich mit Reaktion lange zurückgehalten

    Die Hisbollah hatte sich mit Reaktionen auf den Angriff vom Dienstagabend zunächst weitestgehend bedeckt gehalten und nur angegeben, dass bei dem israelischen Vergeltungsschlag mindestens ein Mensch getötet worden sei - ohne den Tod Schukrs zu bestätigen.
    Nahost-Experte Fabian Hinz
    Inzwischen gingen viele Akteure koordiniert gegen Israel vor, so Nahost-Experte Fabian Hinz. Die neuesten Entwicklungen habe man in dieser Schärfe noch nicht gesehen.31.07.2024 | 16:26 min
    Bei dem Angriff auf den Beiruter Vorort Haret Hreik wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zudem zwei Kinder und drei Frauen getötet. Nach Schukurs Leiche wurde stundenlang gesucht.
    Die libanesische Nachrichtenagentur NNA hatte von einem "feindlichen Überfall" in Haret Hreik berichtet. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.

    Fuad Schukr war "hochrangiges Mitglied der Hisbollah-Führungsriege"

    ZDF-Korrespondentin Golineh Atai erklärt, der offenbar getötete Kommandeur Fuad Schukr sei "ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah-Führungsriege" gewesen. "Ein Mann, der jahrelang von den USA gesucht wurde, weil er verantwortlich gemacht wurde für einen verheerenden Anschlag auf US-Streitkräfte in Beirut vor 40 Jahren."

    Er agierte mittlerweile als Militärberater des Generalsekretärs der Hisbollah und war auch für Einsätze in Syrien verantwortlich.

    Golineh Atai, ZDF-Korrespondentin

    die ZDF-Korrespondentinnen Golineh Atai in Beirut
    Nach der Tötung eines Kommandeurs kündigte die Hisbollah Rache an, berichtet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. Eine koordinierte Antwort der Terror-Miliz werde wahrscheinlicher.31.07.2024 | 4:34 min
    Schukr soll als rechte Hand von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah gedient haben und dessen Berater für Planung und Leitung von Kriegseinsätzen gewesen sein. Seit 2017 wird er von US-Behörden gesucht. Für Informationen zu Schukr hatten die USA eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) ausgeschrieben.

    Hagari: Hisbollah zieht Region in Eskalation hinein

    In einer Pressekonferenz nach dem Vergeltungsschlag sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari:

    Wir haben nicht vor, in den Krieg zu ziehen, aber wir sind darauf vorbereitet. Die Hisbollah zieht den Libanon und den gesamten Nahen Osten in eine Eskalation hinein.

    Daniel Hagari, israelischer Armeesprecher

    Israels Verteidigungsminister Joav Galant schrieb auf der Online-Plattform X: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten."
    Joav Galant auf X
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    Bereits am Dienstagachmittag war bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet worden. Zuvor hatte es in Ortschaften an der Grenze zum Libanon Raketenalarm gegeben.
    Lage Nahost 1. Beitrag
    Premierminister Benjamin Netanjahu besuchte die Golanhöhen, wo ein Raketenangriff 12 drusische Kinder getötet hat. Die Gefechte an der Grenze zum Libanon werden immer heftiger. 29.07.2024 | 2:49 min

    Beirut in Aufruhr: "Netanjahu wird den Preis zahlen"

    Nachdem am Samstag bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, hatte die israelische Regierung einen Vergeltungsschlag angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich.
    Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals.
    28.07.2024, Israel, Madschdal Schams: Angehörige der drusischen Minderheit trauern bei der Beerdigung ihrer Angehörigen in den israelisch kontrollierten Golanhöhen.
    Es droht eine Eskalationsspirale.29.07.2024 | 2:00 min

    Israel-Libanon-Konflikt: Schwerste Eskalation seit 2006

    Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
    Sowohl in Israel als auch im Libanon kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zehntausende Anwohner verließen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

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    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel gleicht die Region einem Pulverfass. Ein Frieden scheint weit weg. Alles zum Nahost-Konflikt hier im Ticker.
    Israel: Raketen fliegen über Tel Awiw
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    Quelle: dpa, AP, AFP, ZDF

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