Ex-Hamas-Geisel berichtet vor UNO von Folter und Hunger

    Gequält, gefesselt, ausgehungert:Ex-Geisel vor UN: "Und wo war da die Welt?"

    |

    Gefoltert, ausgehungert, die Familie ermordet: 491 Tage lang quälte die Hamas Eli Sharabi (53). Der Israeli hat überlebt - und sich in einer bewegenden Rede an die Welt gewandt.

    USA, New York: Eli Sharabi, der am 07. Oktober von Hamas-Truppen aus seinem Haus entführt wurde, hält ein Foto von seiner Freilassung durch die Hamas im Rahmen eines Geiselaustauschs hoch
    Ging in Hamas-Gefangenschaft durch die Hölle: Eli Sharabi vor dem UN-Sicherheitsrat.
    Quelle: dpa

    Mit schockierenden Worten hat eine ehemalige Geisel der islamistischen Terrorgruppe Hamas vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ihre Gefangenschaft geschildert. "Am 7. Oktober verwandelte sich mein Himmel in die Hölle", sagte der Israeli Eli Sharabi vor dem mächtigsten UN-Gremium in New York.
    Er lebte bis zum Tag des Angriffs in einem Kibbuz nahe dem Gazastreifen. Dann drangen bewaffnete Hamas-Kämpfer in das Haus ein, in dem er mit seiner Frau und seinen Töchtern lebte.
    Israelis, die israelische Flaggen, Banner und Poster ihrer Verwandten tragen, versammeln sich auf dem Geiselplatz, um den Geiselaustausch zwischen der Hamas und Israel auf Großbildschirmen in Tel Aviv zu verfolgen
    Nach 16 Monaten Gefangenschaft hat die Hamas drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Entsetzen herrscht über den schlechten gesundheitlichen Zustand der Männer.08.02.2025 | 1:42 min
    Als die Terroristen ihn verschleppten, habe er seiner Familie noch zugerufen: "Ich komme wieder", sagte Sharabi. "Ich musste es glauben, aber das war das letzte Mal, dass ich sie sah. Ich wusste nicht, dass ich mich für immer hätte verabschieden sollen." Draußen vor seinem Haus habe er dann mehr als 100 Kämpfer gesehen, "die sich selbst filmten, wie sie feierten, lachten und in unseren Gärten Party machten, während sie meine Freunde und Nachbarn massakrierten."

    Mit Ketten und Handschellen gefesselt

    Seit diesem Tag bis zu seiner Freilassung war Sharabi nach eigenen Worten in Tunneln der Hamas gefangen - und in 50 Meter Tiefe unter der Erde mit Ketten und Handschellen gefesselt, bei nur minimaler Versorgung.

    Manchmal wurde ich vor Schmerzen ohnmächtig, nur um immer wieder mit denselben Schmerzen aufzuwachen.

    Eli Sharabi, ehemalige Hamas-Geisel

    "Ich überlebte mit Essensresten ohne medizinische Versorgung und ohne Gnade. Als ich entlassen wurde, wog ich nur noch 44 Kilo. Ich hatte über 30 Kilo abgenommen, fast die Hälfte meines Körpergewichts. 491 Tage lang klammerte ich mich an die Hoffnung", sagte Sharabi. Er habe davon geträumt, Frau und Kinder wiederzusehen.

    Doch erst als ich nach Hause zurückkehrte, erfuhr ich die Wahrheit: Meine Frau und meine Töchter waren von der Hamas abgeschlachtet worden.

    Eli Sharabi, frühere Hamas-Geisel

    Bei einem Auftritt vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen machte Eli Sharabi nun seiner Entrüstung Luft: Warum musste er so lange leiden, jeden Tag Angst haben, getötet zu werden?
     Die befreite israelische Geisel Omer Wenkert reagiert aus einem Fahrzeug heraus, nachdem er mit einem Militärhubschrauber im Beilinson Hospital Rabin Medical Center in Petah Tikva, Israel, angekommen ist, 22. Februar 2025.
    Die Terrororganisation Hamas hat weitere sechs Geiseln freigelassen. Es ist der letzte Austausch im Rahmen der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens.22.02.2025 | 1:11 min

    Verzweifelter Appell an die Welt

    Sharabi fragte:

    Wo waren die Vereinten Nationen? Wo war das Rote Kreuz? Wo war die Welt?

    Eli Sharabi, Ex-Hamas-Geisel

    Er kritisierte das mächtigste UN-Gremium: "Wenn Sie für Menschlichkeit stehen, beweisen Sie es", forderte er den Sicherheitsrat auf, die 59 noch in der Gewalt der militant-islamistischen Palästinenserorganisation verbliebenen Geiseln nach Hause zu holen, von denen viele bereits nicht mehr leben sollen.
    Eine Frau kniet nieder, als sie während einer Gedenkzeremonie anlässlich des ersten Jahrestages des Hamas-Angriffs auf Israel in Bangkok, Blumen zum Gedenken an Geiseln und Opfer niederlegt.
    Der Überfall der Hamas auf ein Musikfestival und mehrere Orte in Israel hat das Land in einen Schockzustand versetzt. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf hat mit einer ehemaligen Geisel der Hamas gesprochen.07.10.2024 | 1:32 min

    Sharabi: Hamas-Kämpfer bedienten sich an gestohlenen Hilfslieferungen

    Sharabi sagte, der Sicherheitsrat habe über die Notwendigkeit gesprochen, den Palästinensern humanitäre Hilfen zu liefern. Doch er habe Hamas-Kämpfer gesehen, die sich an gestohlenem Essen aus Boxen mit UN-Emblem bedienten, während die Geiseln hungerten. Sie bekamen vielleicht ein Stück Pitabrot und einen Schluck Tee pro Tag und gelegentlich eine trockene Dattel, sagte er.
    Als Sharabi am 8. Februar freigelassen wurde, wog er 44 Kilogramm - weniger als seine jüngste Tochter, die zusammen mit seiner Frau und seiner älteren Tochter ermordet wurde, als Extremisten unter Führung der Hamas am 7. Oktober 2023 über den Süden Israels herfielen. Etwa 1.200 Menschen fielen den Massakern zum Opfer. Sharabi war eine von 251 Geiseln, die die Angreifer verschleppten.
    Sharabis Erscheinen vor dem Sicherheitsrat war der zweite Fall, in dem eine freigelassene Geisel vor dem UN-Organ sprach. Zuvor hatte Israel eine Sitzung zum Schicksal von Sharabis Leidensgenossen eingefordert.
    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Sharabi sagte nichts zum israelischen Vorgehen. Er berichtete nur, wie er seine Frau am Morgen des 7. Oktobers zu beruhigen versuchte, als er hörte, dass die Extremisten den Kibbuz Be'eri erreicht hatten, in dem er lebte: "Die Armee wird kommen, sie kommen immer." An diesem Morgen kamen sie nicht.

    "Bringen Sie alle nach Hause! Jetzt!"

    Er sagte dem Sicherheitsrat, er sei gekommen, um für den 24-jährigen Alon Ohel zu sprechen, eine andere Geisel, die er in einem Tunnel der Hamas zurücklassen musste, und für all die anderen, darunter auch sein Bruder Jossi, der getötet wurde und dessen Leiche sich noch im Gazastreifen befindet. "Bringt Sie alle nach Hause. Jetzt!", sagte Sharabi.

    Nahost-Konflikt
    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Mit dem Hamas-Angriff auf Israel eskalierte der Nahost-Konflikt. Anfang des Jahres konnte eine Waffenruhe vereinbart werden. Nun fliegt Israel wieder Angriffe in Gaza.
    PALESTINIAN-ISRAEL-CONFLICT
    Liveblog
    Quelle: dpa, AP, AFP

    Mehr Nachrichten aus Israel

    Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt