Israel: "Intensivster Tag" der Gaza-Bodenoffensive

    Gaza-Krieg:Israel: "Intensivster Tag" der Bodenoffensive

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    Israels Armee rückt im Süden von Gaza weiter vor, bis ins "Herz" von Chan Junis. Die Lage der Paläsinenser dort verschlechtert sich weiter. Die Kritik an Israel wächst.

    Mit Luftangriffen und Bodeneinsätzen treibt Israel seine Offensive im Gazastreifen voran - trotz internationaler Aufrufe zu mehr Rücksichtnahme auf Zivilisten. Der Gesandte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Palästinensischen Gebiete, Richard Peeperkorn, kritisierte:

    Die Lage wird von Stunde zu Stunde schlimmer.

    Richard Peeperkorn, WHO-Gesandter

    Laut der WHO wird alle zehn Minuten ein Kind oder ein Jugendlicher in Gaza getötet.

    Israels Militär will Chan Junis einkesseln

    Israels Militär sprach angesichts der heftigen Kämpfe vom "intensivsten Tag seit Beginn der Bodenoffensive". Die Truppen seien nun auch "im Herzen" von Chan Junis, der größten Stadt im Süden des Gazastreifens, teilte das Militär am Dienstag mit. Auch im Norden gebe es heftige Kämpfe.
    Mit Blick auf die Zahl "der getöteten Terroristen, der Anzahl der Gefechte und des Einsatzes von Feuerkraft an Land und in der Luft" sei dies der bislang intensivste Tag seit Beginn der Offensive im Norden des Küstenstreifens Ende Oktober. Die israelische Armee bereitete sich darauf vor, Chan Junis einzukesseln. Generalstabschef Herzi Halevi sagte:

    Unsere Kräfte kreisen nun den Raum Chan Junis ein.

    Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Armee

    Das Militär gehe nun auch gegen Hochburgen der islamistischen Hamas im Süden des Küstengebiets vor. Indes gab es an der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite erneut Raketenalarm, genauso in Tel Aviv und dem Zentrum des Landes.

    Wachsende Kritik an Israels Vorgehen

    Nach der Ausweitung des Militäreinsatzes auf den Süden wächst angesichts des Leids der Zivilbevölkerung die Kritik am Vorgehen der Armee. Hilfsorganisationen sprechen im Süden von "Horror" und "unerträglichem Leid der Zivilbevölkerung".
    Nach Angaben der Vereinten Nationen führen die Angriffe zu immer mehr Todesopfern unter der Zivilbevölkerung. Der Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, schrieb in einer Mitteilung:

    Die Zahl der getöteten Zivilisten nimmt rapide zu.

    Philippe Lazzarini, Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks UNRWA

    Mit der Ausweitung der Einsätze im Süden wiederholten sich "die Schrecken der vergangenen Wochen", beklagte Lazzarini.
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    Zwei Krankenhäuser im Süden, das Al-Aksa-Krankenhaus sowie das Nasser-Krankenhaus, können nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen den Zustrom von Patienten kaum mehr bewältigen.

    Baerbock ruft zu Einhaltung des Völkerrechts auf

    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock rief Israel angesichts der dramatischen humanitären Lage zur Einhaltung des Völkerrechts auf. Die Grünen-Politikerin sagte am Dienstag nach einem Treffen mit der slowenischen Außenministerin Tanja Fajon:

    Israel hat das Recht, seine Bevölkerung im Rahmen des Völkerrechts zu schützen. Entscheidend ist aber, wie Israel in dieser neuen Phase vorgeht.

    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne)

    Unicef-Sprecher: Es gibt keine sicheren Zonen

    Die israelische Armee hat derweil eine Evakuierungskarte aktiviert, die den Gazastreifen in Hunderte kleiner Zonen unterteilt, um die Zivilisten über Kampfzonen zu informieren. Kritiker beklagen jedoch, dass die Menschen vielfach weder Strom noch Internet hätten, um sich die Karte anzusehen. Viele wüssten auch nicht, wie sie mit ihr umgehen sollten.
    Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, kritisierte die Aufrufe Israels, die Menschen sollten Stadtviertel verlassen und in sichere Zonen gehen. Es gebe keine sicheren Zonen im Gazastreifen, sagte Elder über Videolink aus Kairo. Solche Zonen müssten Gesundheitseinrichtungen haben, Wasser und Essen, es handele sich aber lediglich um kleine Brachflächen oder manchmal nur um Bürgersteige.

    Ich glaube die Behörden wissen dies, und ich finde das herzlos. Es untermauert die Gleichgültigkeit gegenüber Kindern und Frauen, und diese Gleichgültigkeit ist tödlich.

    James Elder, Unicef-Sprecher

    Ein israelischer Armeesprecher dementierte unterdessen einen erneuten Totalausfall der Telekommunikationsdienste in dem Küstenstreifen.

    Israel hat wohl geheime Informationen zu Geiseln

    Der Armeesprecher sagte zudem, man habe nachrichtendienstliche Hinweise zum Verbleib der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Israel geht davon aus, dass noch 137 Geiseln festgehalten werden. Unter ihnen sind laut Verteidigungsminister Joav Galant 15 Frauen und zwei Kinder.
    Die Hamas will nach eigenen Angaben Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln erst nach Ende des Kriegs fortsetzen. Man wolle alle Geiseln zurückholen, sagte der israelische Armeesprecher Conricus. Falls dies nicht durch Verhandlungen möglich sei, werde man andere Mittel anwenden.

    Erneut Gefechte an Israels Grenze zum Libanon

    Israels Militär hat unterdessen in Reaktion auf Beschuss aus dem Libanon Stellungen der dortigen Hisbollah-Miliz angegriffen. Wie die israelische Armee mitteilte, hätten Kampfflugzeuge kurz zuvor Raketenstellungen der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz getroffen. Auch "Terrorinfrastruktur und ein Militärgelände" seien unter Feuer genommen worden. Man habe auf Beschuss auf Ziele in Israel aus dem Libanon vom Vortag reagiert.
    Quelle: dpa, Reuters

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