Wähler zu Bidens Rückzug : "Davor war ich hoffnungslos"

    So reagieren die Wähler:"Bevor Biden aufgab, war ich hoffnungslos"

    von Anna Kleiser, Washington D.C.
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    Über Wochen war der Druck auf Joe Biden gestiegen, nun ist er aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausgestiegen. Die Wählerinnen und Wähler reagieren gespalten.

    Schild mit der Aufschrift: "Kamala Harris for the people"
    Für die Republikaner scheint schon festzustehen, dass Kamala Harris für die Demokraten als Kandidatin ins Rennen ziehen wird. Aus dem Trump-Lager kommen bereits scharfe Attacken.22.07.2024 | 1:57 min
    Lange wurde darüber spekuliert und debattiert, nun steht fest: Joe Biden ist nicht weiter der Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahl. Dass er am Sonntag seine Kandidatur abgelegt hat, stellt den Wahlkampf in den USA auf den Kopf.
    Die Entscheidung kommt spät, könnte aber auf fruchtbaren Boden fallen, denn selten waren beide Präsidentschaftskanidaten in den USA so unbeliebt wie Donald Trump und Joe Biden. Weniger als vier Monate vor der Wahl startet das Rennen komplett neu.
    Der Weg zur Präsidentschaftswahl
    ZDFheute Infografik
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    Einige Demokraten zeigen sich erleichtert

    Hoffnungslos habe er sich gefühlt, bevor Biden ausgestiegen sei, sagt John. Die Demokraten bräuchten dringend einen kraftvollen Anführer, das habe der US-Präsident weise erkannt. Die neuen Optionen würden ihm Hoffnung geben so John, der Anwalt in Washington ist.
    Ein Mann mit grauen Haaren steht im T-Shirt am Rand einer Straße.
    "Egal was wir machen, es muss jetzt schnell gehen," sagt Howard Bauleke. Etwas Konkurrenz gegen Harris hält der Demokrat für gesund.
    Quelle: ZDF

    Auch Howard Bauleke zeigt sich erleichtert, Biden habe das richtige getan. Der pensionierte Anwalt hat jahrelang im US-Kongress gearbeitet und sagt, die Partei dürfe nun keine Zeit verlieren. Er hat Biden lange unterstützt, aber zuletzt sei der Fokus verrutscht und die Zweifel an seiner Fitness seien zu groß geworden.

    Offen gesagt, mit einem jüngeren Kandidaten, der über die Themen spricht und über Trumps Bilanz und seine Ideen spricht, sind wir besser dran.

    Howard Baukele, Demoktrat aus Washington D.C.

    Eine ältere Dame mit Kurzharrschnitt seht am Rande einer Straße.
    "Es wird ein kurzer und intensiver Wahlkampf und nicht viel Zeit, um den Schwung zu verlieren", sagt Kahns. Das sei ein Vorteil.
    Quelle: ZDF

    Die 62-Jährige Margot Kahns ist "sehr begeistert und voller Hoffnung."

    Dies wird keine Krönung von irgendjemandem, sondern ein Nominierungsprozess. Wir werden sehen, was auf dem Parteitag herauskommt, aber es wird eine neue Generation sein, eine jüngere Generation, und das ist aufregend.

    Margot Kahns, Demokratin aus Washington D.C.

    Andere äußern sich wesentlich zurückhaltender. Sie hoffe, dass das gut gehe, sagt eine Frau die nicht genannt werden möchte.

    ZDF spezial
    Quelle: ZDF/Corporate Design

    Anlässlich des Rückzugs von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten sendet das ZDF am heutigen Montag, 22. Juli, eine Sondersendung. Sehen Sie ab 19:20 Uhr das ZDF spezial: "Rückzug von Joe Biden - Wer tritt für die Demokraten an?" in der ZDF Mediathek oder auf ZDFheute.

    Presseschau
    Nach Bidens Rückzug scheint es, "dass die Unterstützung für Kamala Harris gewachsen ist und auch neue Parteispenden gekommen sind", so die freie Journalistin Ursula Weidenfeld.22.07.2024 | 4:00 min

    Kritik an Bidens Entscheidung

    Yvette Young ist eine 54-jährige Demokratin aus dem wichtigen Swing State Pennsylvania. Ende April traf ich sie bei einer Wahlkampfverantstaltung von Biden in Philadelphia. Sie kritisiert, dass die "Eliten Biden aus dem Rennen gedrängt haben."
    Jetzt bliebe ihr nichts anderes übrig, als Harris zu unterstützen. Sie glaubt, ein offener Parteitag würde die Demokraten die Wahl kosten.

    Wenn wir uns nicht um einen Kandidaten scharen können, werden wir verlieren.

    Yvette Young, Demoktatin aus Pennsylvania

    Young fürchtet zudem, dass demokratische und unabhängige Männer Harris nicht unterstützen könnten.
    Eine junge schwarze Frau steht in einem sportlichen Outfit an einer Kreuzung.
    "Es hängt davon ab, wie Harris ihre Kampagne aufbaut und was sie dem amerikanischen Volk verspricht," sagt Castle auf die Frage wen sie wählen wird.
    Quelle: ZDF

    Chloe Castle ist es suspekt, dass Biden jetzt ausgestiegen ist, nachdem er so lange betont hatte, weitermachen zu wollen. Die 21-Jährige Stundentin ist von der Entscheidung überrascht.

    Es wirft bei mir die Frage auf, wer wirklich die Fäden zieht und die Entscheidungen trifft. Ist es Bidens Entscheidung oder ist es die Entscheidung der Demokratischen Partei?

    Chloe Castle, Studentin aus Kalifornien

    Wie andere junge Wählerinnen spricht Castle davon, dass es zu viel Korruption in der Politik gebe. Sie wisse noch nicht, wie sie wählen wird. Bei Harris ist sie skeptisch, da sie als Senatorin für ihren Heimatstaat Kalifornien keinen besonders guten Job gemacht habe.
    US Vice President Harris visits Tyra Banks' Ice Cream Shop in Washington, DC
    Nach seinem Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen hat Joe Biden seine Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin für die US-Wahl im November vorgeschlagen.21.07.2024 | 2:14 min

    Unterstützung für Harris als neue Kandidatin

    Jacob Schrader ist bei den jungen Republikanern in Iowa. Er sieht in Trump eine Gefahr für demokratische Institutionen und denkt deshalb darüber nach, bei der US-Wahl demokratisch zu wählen. "Der Schaden, den ein demokratischer Präsident anrichten würde, wäre leichter zu beheben als vier weitere Jahre Trump", sagt Schrader.
    Seit der TV-Debatte hat er gehofft, dass die Demokraten den Kandidaten austauschen. Seine Reaktion heute:

    Ich bin zuversichtlich und hoffe, dass sie [Harris] eine gute Kampagne führt, die nicht zu weit links ist.

    Jacob Schrader, Republikaner aus Iowa

    Eine junger schwarzer Mann steht im T-shirt und mit einer Baseballmütze Rand einer Straße.
    "Ich bin nicht bereit für eine weitere Trump-Amtszeit," sagt Marshall. Er hofft auf Harris als Nachfolgerin.
    Quelle: ZDF

    Auch Yoshid Marshall hofft auf Harris. Auch seine größte Sorge: Eine zweite Trump-Amtszeit. Andere potentielle Kandidaten hätten noch nicht so sehr Fuß gefasst wie die Vizepräsidentin.

    Wenn Kamala die Hauptrolle übernimmt, dann bin ich einverstanden. Aber ich bin ein bisschen nervös, wenn sie es nicht tut.

    Yoshid Marshalln

    Was halten die Befragten von Kamala Harris?
    ZDFheute Infografik
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    Junge, linke Wähler wirken desillusioniert

    Rachel sagt, an ihrer Wahl wird die Entscheidung nichts ändern. Sie hätte Biden gewählt, auch wenn sie ihn nicht mochte, und wird nun weiter bei den Demokraten bleiben, nur um Trump zu verhindern.

    Ich bin ziemlich pessimistisch. Ich glaube, dass Donald Trump leider gewinnen wird.

    Rachel

    Harris sei Teil der Biden-Regierung und daher ebenso verhasst, sagt sie noch. Ihre Freundin Ava fügt hinzu, es sei traurig, aber aktuell sei ihre einziger Wunsch, dass Amerika einen Präsidenten bekomme, der mental auf der Höhe sei.
    Eine junge Frau mit Sonnenbrille in den Haaren steht auf dem Bürgersteig.
    "Ich mag Kamala Harris auch nicht wirklich. Insgesamt habe ist das Gefühl, es ist ein Desaster", sagt Rachel.
    Quelle: ZDF

    Der 36-Jährige Coilean sagt Bidens Entscheidung sei historisch, aber was es heiße, müsse er erst noch verarbeiten. Er bezeichnet sich selbst als sehr progressiv und Biden habe seine Unterstützung durch seine Gaza-Politik verloren.
    Das Zweiparteiensystem in den USA repräsentiere die Menschen im Land schon lange nicht mehr.

    Die Optionen sind schlechter geworden. Das kleinere Übel ist böser geworden.

    Coilean

    Über den Abend hat sich in den USA die politische Unterstützung für Harris verfestigt. Ob sie am Ende die Kandidatin der Demokraten wird, entscheiden die Delegierten in vier Wochen in Chicago. Bis dahin hat sie Zeit, ihre Vision an das Volk zu verkaufen.
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

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