Vor Vorwahlen in Pennsylvania:Bidens Basis hat "Angst um Amerika"
von Anna Kleiser, Philadelphia, Pennsylvania
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Diverse Bühnen, unterschiedliche Wählergruppen, ein Wahlkämpfer: US-Präsident Joe Biden tourt durch Pennsylvania. Ein Staat, den er gewinnen muss. Ein Besuch bei der Basis.
Im Norden Philadelphias macht Joe Biden Wahlkampf bei der afroamerikanischen Wählerschaft.
Quelle: Reuters
Es ist halb zehn an einem Donnerstagmorgen im Norden von Philadelphia. Vor dem Martin-Luther-King-Zentrum steht viel Polizei, ein paar erste Besucher, viel Presse. Am Ende der Straße baut sich eine Gruppe von pro-palästinensischen Demonstranten auf.
Vor mir in der Schlange zur Kontrolle durch den Secret Service steht Kellan White, einer der Wahlkampfberater für Joe Biden in Pennsylvania. "Wer außer uns, den Medien und denen hat auch Zeit an einem Werktag", sagt er in Richtung der Demonstrierenden und lacht.
Biden braucht Pennsylvania im November
Am Dienstag sind Vorwahlen in Pennsylvania, US-Präsident Joe Biden tourt daher durch den Bundesstaat. Er klappert seinen Heimatort Scranton, Gewerkschaften und Straßenarbeiter ab, verspricht höhere Steuern für Reiche, Zölle auf chinesischen Stahl, sichere Jobs. Jede Zuschauerschaft bekommt ihre eigene Botschaft.
Auch wenn Biden die Stimmen aus der Vorwahl rechnerisch nicht braucht: Ohne viele Stimmen aus dem Swing State Pennsylvania kann er im November die Wahl kaum gewinnen. Im Norden Philadelphias ist das handverlesene Publikum hauptsächlich afroamerikanisch. Umfragen deuten drauf hin, dass Biden an Unterstützung in dieser Gruppe verliert.
Präsidentschaft: Biden oder Trump?
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Präsident Joe Biden eröffnet in South Carolina die Vorwahlen der Demokraten. Dort setzt er bei der Wählerklientel vor allem auf die Schwarzen.31.01.2024 | 6:24 min
Junge Demokraten und junge Schwarze
Lange haben Demokraten die Stimmen der Afroamerikaner als selbstverständlich erachtet. Das steht nun in Frage. Junge Wählerinnen und Wähler sehen gebrochene Versprechen und Politiker, die nur vor Wahlen auftauchen. Zu diesem Frust kommt massive Kritik an Bidens Israel-Politik.
Heaven Whitaker ist 35 Jahre alt, hat bisher immer gewählt und schreit sich die Wut aus dem Leib. Sie wird am Dienstag statt Biden "uncommitted" wählen, er sei unwählbar. Ähnliches haben wir schon in South Carolina und Michigan mehrfach gehört.
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Biden-Unterstützer besorgt
Drinnen frage ich die 54-jährige Demokratin Yvette Young, ob sie optimistisch auf die Wahlen blickt. Sie wünschte, es wäre so, sagt sie.
"Wenn Biden gewinnen will, muss er das Gaza-Problem sofort angehen", sagt Yvette Young.
Quelle: ZDF
Auch in ihrem Umfeld wollen mehrere Leute Biden die Stimme verwehren. Sein Team müsse vieles besser erklären, sagt sie. Und: Wenn Biden gewinnen wolle, müsse er das Gaza-Problem sofort angehen. Für sie die wichtigsten Themen: Partizipation für Afroamerikaner, Waffenkontrolle und Bildung.
Die Kandidatur ist ihm so gut wie sicher. Sollte Donald Trump auch die Präsidentschaftswahl gewinnen – auf Europa und Deutschland kämen schwierige Zeiten zu. Wie stehen seine Chancen?09.04.2024 | 44:30 min
Auch den 65-jährigen Doug Bower treibt die Sorge um die Demokratie an.
Deshalb nehme er die Sache sehr ernst, sagt Doug. Er fährt in seinem Wahlbezirk von Tür zu Tür, um Demokraten von Biden zu überzeugen.
"Ich gehe von Tür zu Tür und versuche, die Leute dazu zu bringen, ausnahmslos für die Demokraten zu stimmen", sagt Rentner Doug Bower. Er könne nicht anders.
Quelle: ZDF
Die Hauptthemen der Wähler seien die Grenzsicherung zu Mexiko und die Inflation - in beiden Fällen gingen Bidens Errungenschaften unter. Er will, dass mehr Frauen wählen, um einen Sieg "zu garantieren", so Bowler - Stichwort Abtreibung.
Unterstützung für Biden - auch von Kennedys
Auf der Bühne wirbt der ehemalige Abgeordnete John W. White mit aller Kraft für Biden. Nach der Ermordung von Martin Luther King habe das Land vor einer ähnlichen Wahl gestanden: Zusammenhalt oder Spaltung, Demokratie oder Diktatur, Gleichheit oder Ausgrenzung. Es sei unabdingbar, Biden zu wählen, zu viel stehe auf dem Spiel.
In diese Reihe stellt sich an dem Tag auch ein Großteil der legendären Kennedy-Familie. Diese Wahl sei zu wichtig, um jemand anderen als Joe Biden zu wählen, betont Kerry Kennedy. Ein besonderes Signal, da ihr Bruder, Robert F. Kennedy Jr., als unabhängiger Kandidat antreten will, was Biden wichtige Stimmen kosten könnte.
Kerry Kennedy spricht Unterstützung der Familie aus
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"Trump hat mit dicken und düsteren Farben alles Positive zugekleistert" und Biden "zu einem Monster erklärt", so Elmar Theveßen in Washington. Dies ängstige demokratische Wähler.06.03.2024 | 2:56 min
Bidens Team hat noch Weg vor sich
Joe Biden selbst hält seine Rede kurz, spricht zehn Minuten, zeichnet das Bild des demütigen Staatsdieners, der von Martin Luther King und Präsident Kennedy inspiriert werde. Seine Vision sei eine hoffnungsvolle, in der Demokratie und Freiheit geschützt und gestärkt würden, in der die Wirtschaft aus der Mitte heraus wachse.
Die etwa 200 Zuschauer entlassen ihn mit stehenden Ovationen und Rufen nach vier weiteren Jahren. Überbordende Euphorie spüre ich nicht.
Biden sei inspirierend gewesen, sagt auch Yvette Young nach der Rede. Aber es gebe weiter große Probleme: "Ich bin immer noch nervös." Sie dürfte nicht die Einzige sein.
Bei der US-Wahl können wenige Stimmen darüber entscheiden, wer Präsident wird. Den Ausschlag geben die so genannten Swing States. Was diese sind und warum sie so wichtig sind.