Mit dem 6:0 gegen Marokko ist der WM-Auftakt schonmal gelungen.
Quelle: Christoph Gollnow/dpa
Elf Minuten brauchte Alexandra Popp, die Nummer 11 des deutschen Teams, um die Kugel mit ihrer charakteristischen Wucht ins Tor der Marokkanerinnen zu köpfen. Dass Kathrin Hendrich hier als Flankengeberin diente, ist für eine Innenverteidigerin zunächst ungewöhnlich, zeigt jedoch einmal mehr, wie gut das Gegenpressing beim 6:0 gegen die Marokkanerinnen funktioniert hat.
Fünf Tore folgten - und spätestens beim Siegerfoto nach Abpfiff wurde klar: Der Schlüssel dieser ersten Elf ist, dass es keine gibt.
Lina Magull trägt das Trikot von Linda Dallmann, Marina Hegering das von
Caro Simon und Klara Bühl das von
Giulia Gwinn - Trikots der Spielerinnen, die verletzungsbedingt nicht dabei sein können. Dieses Team lebt von Solidarität.
Leichtigkeit hier, Disziplin dort
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg betonte vor dem Spiel, wie wichtig es sei, dass "wir bei uns selbst bleiben". Doch wie geht das eigentlich?
Noch Stunden nach dem Spiel tanzen und singen die marokkanischen Fans vor dem Rectangular Stadium. Eine Leichtigkeit, die deutschen Teams oft abgesprochen wird. Die deutsche Spielkultur ist vielmehr bekannt für Disziplin, Fleiß und mentale Stärke.
Vom Druck freimachen
Gerade letztere erfordert konstantes Reflektieren. Hier ist also jede Spielerin (und auch der Betreuerstab) gefragt, sich von äußerer Erwartungshaltung und dem immensen Druck freizumachen.
Kurz innehalten, um die Momente zu genießen. So wie es Merle Frohms, Jule Brandt, Chantal Hagel, Laura Freigang, Klara Bühl und Anyomi in ihren ersten WM-Minuten sichtlich getan haben.
Das offensichtliche Geheimnis
Das Headquarter der deutschen Nationalmannschaft liegt fernab von Stadt und Trubel. Fluch oder Segen? Was für die eine ein zu ruhiges Plätzchen mit Lagerkollerpotenzial ist, kann für die andere eben dieser Rückzugsort zum Fokussieren sein.
Wie ironisch, dass im Sport, wo Vergleiche essenziell und an der Tagesordnung sind, das Konträre, nämlich bei sich selbst bleiben, das offensichtliche Geheimnis ist.
Die Skeptiker bislang nicht bestätigt
Dass bei dieser WM mehr denn je Teams starten, hat so manchen Skeptiker aufhorchen lassen. Die Sorge, dass es somit gar zweistellige Ergebnisse geben könne, ist nach fast einer Woche unbegründet.
Die Neuseeländerinnen gewinnen
im Eröffnungsspiel mit 1:0 gegen Norwegen, und auch der Großteil der weiteren Spiele endet eng: Die England tun sich gegen Haiti schwer, Frankreich muss sich gegen Jamaika sogar mit einem 0:0 zufriedengeben, die Philippinen schlagen Norwegen.
Wie die WM im Alltag Einzug hält
Neben Deutschland überzeugen bisher Spanien, Japan und Brasilien. In Brasilien werden die Arbeitszeiten kurzerhand geändert, damit die Menschen dort ihre Elf am TV verfolgen können.
Die Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft erreichen gleichzeitig Bilder aus Klassenzimmern. Ein Hoch auf die Lehrer und Lehrerinnen, die die Schultafeln in Projektionsflächen umgebaut haben. Damit die Schüler beim 6:0 gegen Marokko dabei sein konnten, vielleicht noch weitere Siege sehen und vom dritten Stern träumen können.
Josephine Henning ist Ex-Nationalspielerin und in Australien als ZDF-Expertin dabei. An ZDFheute schickt sie "Briefe von der WM".
Verstärkung für das Experten-Team: Die ehemaligen Nationalspielerinnen Tabea Kemme und Josephine Henning unterstützen das ZDF bei der Berichterstattung für die Frauen-WM.