Fußball-WM 2023: Kolumbiens Perez - starker Rückhalt im Team

    Viertelfinale gegen England:Kolumbiens Perez - starker Rückhalt im Team

    von Frank Hellmann, Sydney
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    Torfrau Catalina Pérez verkörpert viele der Qualitäten, die Kolumbien vor dem WM-Viertelfinale gegen England so stark machen. Bald spielt sie in der Bundesliga bei Werder Bremen.

    Catalina Perez
    Kolumbiens Torfrau Catalina Perez gibt ihrem Team Rückhalt
    Quelle: AP

    Inzwischen ist Nadine Angerer zwar wieder daheim in Portland, aber natürlich schaut die zweifache Weltmeisterin und fünffache Europameisterin immer noch genau hin, was sich in Australien und Neuseeland noch tut. Schließlich gehört die 44-Jährige der Technischen Studiengruppe an, die die Entwicklungen dieser Frauen-WM untersucht.
    Und eines kann Angerer schon sagen: "Meine wichtigste Erkenntnis ist erstmal, dass die Torwartleistungen unfassbar gut geworden sind." Wo früher Schwachpunkte lagen, zeigt sich nun Stärke.
    Der Außenseiter Kolumbien gibt vor dem Viertelfinale gegen England (Samstag, 9 Uhr/live ZDF) ein gutes Beispiel. Catalina Pérez reitet wie die lässigen Surfer am Bondi Beach auf einer Welle durchs Turnier. Für das Kräftemessen mit dem Europameister im Olympic Park von Sydney sagt sie:

    Wir wollen unsere Nation im besten Licht präsentieren.

    Catalina Pérez, Nationaltorfrau Kolumbiens

    Pérez in den USA ausgebildet

    Die 28-Jährige verkörpert viel von dem, was diese homogene Einheit stark macht. Eifer, Hingabe, Leidenschaft und Temperament. Auch, wenn der Ball in der gegnerischen Hälfte ist, bewegt sie sich ständig. "Ruhig stehen kann ich nicht", sagt sie. Vor dem Spiel versuche sie immer eine Verbindung mit Gott aufzunehmen, erzählte die streng gläubige Torfrau einmal.

    Viel von ihrem Können hat sie der Ausbildung im US-Soccer zu verdanken. Zwar wurde sie in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota geboren, aber ihre Eltern siedelten in die USA über, als sie vier Jahre alt war.
    Wie viele Mädchen entwickelte sie früh ein Faible für den Fußball, der sich mit High-School und University bestens verbinden ließ.

    Popp als großes Vorbild

    Ein Erweckungserlebnis sollte zwischendrin die U20-WM in Deutschland 2010 werden, als Pérez mit 15 Jahren bei Kolumbien auf der Bank saß und eine Alexandra Popp bewunderte, die damals mit dem deutschen Nachwuchs die Benchmark bildete. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich ins Gegenteil verkehrt.
    Nicht Deutschland, sondern Kolumbien fordert jetzt den Europameister heraus. Abermals werden Abertausende in Australien lebende Landsleute die "Cafeteras" anfeuern.

    Es fühlt sich hier an wie zuhause, diese Unterstützung bedeutet uns sehr viel.

    Catalina Pérez, Nationaltorfrau Kolumbiens

    Dies beteuerte Pérez nach dem Zittersieg im Achtelfinale gegen Jamaika (1:0) im ZDF. Dass sie nach dem Interview artig "Danke" sagte, hatte eine besondere Bewandtnis.
    Das Gruppenspiel in voller Länge:

    Pérez bald Rückhalt bei Werder Bremen

    Ihr Vertrag bei Betis Sevilla ist ausgelaufen, bald wird sie bei Werder Bremen spielen. Erst kürzlich machte der Frauen-Bundesligist die Verpflichtung publik, als nicht zu ahnen war, welche Erfolgsstory die Torhüterin mitprägen würde.
    Klar, dass Werder-Trainer Thomas Horsch am Fernseher in diesen Tage genau hinschaut. Er hatte erst kürzlich noch einen Videocall mit dem Neuzugang, den er als "starke Persönlichkeit" belobigt.

    Uns war es wichtig, eine Torhüterin mit einer aggressiven Ausstrahlung zu verpflichten, die gleichzeitig ein richtiger Ruhepol sein soll. Diese Position durchdringt die ganze Mannschaft.

    Thomas Horsch, Trainer Frauenteam von Werder Bremen

    So erklärte der 54-Jährige, der früher selbst als Torwart auf Amateurebene gespielt hat, die Beweggründe für die Verpflichtung. Ihm gefällt die "positive, mutige Körpersprache": Pérez pusht ihre Mitspielerinnen unentwegt.

    Bei Bremen wartet Konkurrenz aus der Schweiz auf Pérez

    Nur ist nicht garantiert, dass eine der neuen Nationalheldinnen Kolumbiens wirklich in Bremen einen Stammplatz ergattert. Denn wegen der Abgänge von Anneke Borbe (VfL Wolfsburg) und Lena Pauels (Benfica Lissabon) hatte Werder bereits die Schweizer Nationaltorfrau Livia Peng verpflichtet. Die bei der WM nicht eingesetzte 21-Jährige soll bald in der "Nati" das Erbe der ewigen Gaëlle Thalmann antreten.
    Dass die Schweizerin ebenso auf Spielpraxis hofft, versteht sich von selbst. Horsch bezeichnet das Rennen um die Nummer eins als völlig offen: "Wir haben beide Torhüterinnen seit längerem beobachtet und sind von ihnen überzeugt."
    An der Weser ist die Vorbereitung längst in vollem Gange, aber auf seine Torfrau, die jetzt vor großem Publikum eine WM auf der anderen Seite der Erde spielt, wartet Horsch natürlich gerne.

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