Die Rückkehrerinnen Wendie Renard und Eugenie Le Sommer sollen mit ihrer Routine Frankreichs Frauen bei der WM zum Erfolg verhelfen.
Quelle: AFP
Eugénie Le Sommer war nie von ihrem Traum abgerückt. Sie wolle die
Olympischen Sommerspiele 2024 in ihrer Heimat mit Frankreichs Fußballerinnen spielen, erklärte die Topstürmerin von Olympique Lyon, als der neue Nationaltrainer Hervé Renard bei ihr anrief. Zunächst wollte der 54-Jährige, der das Amt von der äußerst unbeliebten Corinne Diacre übernommen hatte, sich erst mal nur nach ihrem Befinden.
Le Sommer beim Comeback gleich mit Doppelpack
Als der Coach davon erfuhr, wie sie sehr die 34-Jährige eigentlich noch für einen nationalen Auftrag brennt, obwohl sie von seiner Vorgängerin ausgemustert worden war, dauerte es nicht mehr lange, bis Le Sommer zurückkehrte. Gleich im ersten Länderspiel beim Comeback schoss die nur 1,61 Meter große Angreiferin gegen den deutschen Gruppengegner Kolumbien (5:2) zwei Tore.
Als Nummer neun stand sie auch in den Testspielen gegen Olympiasieger Kanada (2:1) und WM-Teilnehmer Irland (3:0) in der Startelf. Die Generalprobe bestreiten Frankreichs Frauen nun am Freitag gegen den WM-Gastgeber Australien.
Auch Wendie Renard tritt wieder an
Die Rekordtorschützin Le Sommer mit ihren 178 Länderspielen gilt gemeinsam mit der zuvor zurückgetretenen, aber nun ebenfalls zurückgekehrten Kapitänin Wendie Renard als Hoffnungsträgerin für die
WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August). Zuvor war eigentlich nach einem Testspiel gegen die USA im April 2021 für eine der prägenden Spielerinnen der 2010-er Jahre Schluss gewesen.
Fußball ist Leidenschaft - aber für viele Frauen und Mädchen weltweit noch immer schwer zugänglich, eine Männerdomäne voll von Vorurteilen und Machismo.
Offenbar kann dem Ensemble mit vielen Talenten ein Schuss mehr Erfahrung helfen, damit Frankreich bei einer WM endlich mal aufs Podium kommt - Platz vier bei der WM 2011 in Deutschland war bislang das Höchste der Gefühle. Dass es noch nie bei WM, EM oder Olympischen Spielen zum großen Wurf reichte, könnte damit zu tun haben, dass Frankreich erst vergleichsweise spät Frauen und Mädchen im Fußball förderte.
Frankreich 2003 erstmals bei einer Frauen-WM dabei
Erst 1997 bei der EM tauchten "Les Bleues" erstmals auf der internationalen Bühne auf. 1998 half der Männer-"Weltmeistermacher" Aime Jacquet, dass auch die Frauen- und Mädchennationalteams die "Kaderschmiede" Clairefontaine systematisch nutzen konnten. 2003 qualifizierte sich die Grande Nation erstmals für eine WM.
20 Jahre später gilt die
Gruppe F mit Brasilien, Panama und Jamaika als machbar, wobei die Platzierung darüber entscheidet, wer von den beiden Favoriten Brasilien oder Frankreich danach womöglich in einem Achtelfinale auf die DFB-Frauen trifft. Niemand sollte denken, dass die deutschen 2:1-Siege im EM-Halbfinale in Milton Keynes und dann in einem stimmungsvollen Freundschaftsspiel in Dresden aus dem Vorjahr einfach so auf Knopfdruck wiederholbar wären.
Denn die Atmosphäre ist dank dem neuen Nationalcoach eine andere: Es herrscht endlich Harmonie. Zu Hervé Renard können alle aufblicken, denn der detailverbliebte Workaholic führte bei der
Fußball-WM 2022 der Männer in Katar den Außenseiter Saudi-Arabien zur Sensation gegen den späteren Weltmeister Argentinien mit Lionel Messi. Wer solch einen Coup orchestriert, dem hören die Spielerinnen zu.
32 Fußball-Teams kämpfen vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland um den WM-Pokal. Mit dabei die DFB-Frauen, die zu den Favoriten zählen. Die wichtigsten Fakten.
von Elena Oser
Entlassung von Corinne Diacre war fast alternativlos
"Es wird wieder gelacht", heißt es, weil die meisten mit dem Führungsstil der wenig kritikfähigen, oft starrsinnigen und vor allem distanzierten Fußballlehrerin Diacre wenig anfangen konnten. Ihre Entlassung war im Grunde für Frankreichs Fußball-Verband alternativlos. Doch zur offenen Rebellion kam es erst nach dem "Tournoi de France" im Februar dieses Jahres, als auch die Angreiferinnen Kadidiatou Diani und Marie-Antoinette Katoto ihren Unmut bekundeten: Gegen die mittlerweile 48-Jährige hatte es schon bei der Heim-WM 2019 Vorwürfe gegeben, sie haben die Kabine verloren.
Übergangspräsident Philippe Diallo konnte gar nicht anders, als seine Nationaltrainerin zu entlassen, weil sonst zu viele Leistungsträgerinnen nicht mehr angetreten wäre. Diacre soll aber noch das Quartier für diese WM ausgesucht haben: ein Lodge-Hotel im Großraum Sydney. Es heißt, dass Hervé Renard lieber zentraler gewohnt hätte. Näher am Australia-Stadion, wo das Viertelfinale, Halbfinale und Finale ausgespielt werden. Noch ein Traum, der in Erfüllung geht?
Die Fußball-WM 2023 in Autralien/Neuseeland live im ZDF. Exklusive Livestreams, Highlights, Liveticker, Infos rund um das DFB-Team und Hintergründe zur WM.