Nahost-Konflikt: Hat Israel langfristige Strategie für Gaza?

    Nahost-Konflikt:Hat Israel langfristige Strategie für Gaza?

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    Israel hat einen Plan für den Kampf gegen die Terrorgruppe Hamas vorgelegt. Eine Idee, wie es mit der Gaza-Region nach den Kämpfen weitergehen soll, sehen Experten jedoch nicht.

    Israel hat einen Plan für den Gaza-Krieg vorgestellt. Das Land wolle sich nach der "Eliminierung der Hamas" aus der Verantwortung für das Leben in der Küstenenklave zurückziehen, sagte Verteidigungsminister Joav Galant am Freitag. Wer die Geschicke im Gazastreifen dann übernehmen soll, teilte er jedoch nicht mit. Der radikalislamischen Hamas sollen den Angaben nach durch den Krieg ihre militärischen und ihre Regierungsfähigkeiten genommen werden.
    Auf den Großangriff der Hamas auf Zivilisten hat Israel bisher mit Bomben auf den Gazastreifen reagiert, eine Bodenoffensive wird erwartet. Israel will die radikal-islamische Gruppe, die in dem dichtbesiedelten Küstenstreifen herrscht, eigenen Angaben zufolge auslöschen - als Vergeltung für die Morde und Geiselnahmen in Israel am 7. Oktober. Der Krieg selbst sei in drei Phasen unterteilt, erklärte Galant.

    Wir befinden uns jetzt in der ersten Phase - einer Militärkampagne, die derzeit Angriffe und später auch Manöver umfasst, mit dem Ziel, Terroristen zu neutralisieren und die Hamas-Infrastruktur zu zerstören.

    Joav Galant, israelischer Verteidigungsminister

    In der zweiten Phase soll es demnach nur noch Kämpfe mit geringer Intensität geben, um letzte Terrornester zu beseitigen. Die dritte sei dann die Schaffung einer "neuen Sicherheitsrealität", sagte er; ohne weitere Details zu nennen.
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    Was kommt nach den Bomben?

    Einen genauen Plan für die Zukunft des Gazastreifens mit seinen 2,3 Millionen Einwohnern hat Israel aber nicht, wie hochrangige Vertreter des Sicherheitsapparats einräumen. "Die Strategie besteht darin, Tausende Bomben abzuwerfen, alles zu zerstören und einzumarschieren - aber was dann? Man hat keine Exitstrategie für die Zeit danach", sagt ein Informant aus Sicherheitskreisen in der Region.
    "Das Problem ist aber, dass wir bislang noch keinen politischen Plan haben", sagte auch Militärexperte Carlo Masala zu Beginn der Woche im ZDF. Das Fehlen eines solchen Plans schürt Sorgen sowohl bei Israels Partnern wie den USA als auch bei den Nachbarn im Nahen Osten.

    Ziel der Auslöschung der Hamas ist neu

    Der neuerliche Krieg zwischen der Hamas und Israel ist mit mittlerweile mehr als 5.000 Toten auf beiden Seiten beispiellos in der 75-jährigen Geschichte Israels. Seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Jahr 2006 kam es dreimal zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Doch anders als diesmal hatte Israel in den Jahren 2008/2009, 2012 und 2014 nicht das Ziel ausgegeben, die Hamas vollständig auszuschalten.
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    Bodenoffensive birgt viele Gefahren

    Insidern zufolge ist das kurz- und mittelfristige Vorgehen der Militäroperation zwar formuliert: die Zerstörung der Infrastruktur des Gazastreifens, auch um den Preis hoher ziviler Opfer, die Vertreibung der Bevölkerung nach Süden in Richtung der ägyptischen Grenze und das Ausschalten der Hamas, auch indem ihr militärisches Tunnelsystem gesprengt wird. Das sagten drei Insider, die mit den Gesprächen der USA mit Spitzenvertretern der Nahost-Staaten vertraut sind, der Nachrichtenagentur Reuters.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Doch bereits ein Kampf um die unterirdischen Anlagen sei nicht zu unterschätzen. Dagegen sei das Tunnelsystem, mit dem im Vietnamkrieg die Vietcong-Guerilla zur Niederlage der US-Truppen beigetragen hatten, ein Kinderspiel gewesen, sagte einer der Insider aus Sicherheitskreisen in der Region.

    Israel wird die Hamas nicht mit Panzern und Feuerkraft ausschalten.

    Insider aus Sicherheitskreisen

    USA pochen auf Exitstrategie

    Diese Frage, welchen Erfolg die Militäroperation haben kann, treiben auch die USA als engsten Partner Israels um. Einige Berater von US-Präsident Joe Biden trauen Israel zwar zu, die Hamas nachhaltig zu schwächen. In der US-Regierung herrsche jedoch Skepsis, ob Israel in der Lage sei, die Gruppe vollständig zu zerstören, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person in Washington.
    Das Dringen der USA auf eine Exitstrategie habe auch bei den jüngsten Israel-Reisen von Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin eine wichtige Rolle gespielt, sagte der Insider.

    Friedensplan in sehr weiter Ferne

    Eingeweihten aus der Nahostregion zufolge plädieren die USA für eine Stärkung der Palästinensischen Autonomiebehörde, die 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen an die Hamas verloren hatte. Doch bestünden große Zweifel daran, dass diese oder irgendeine andere Institution in der Lage sei, das Gebiet im Falle einer Entmachtung der Hamas zu regieren.
    Ein Friedensplan für den Gazastreifen unter Mitwirkung der Vereinten Nationen, der Palästinensischen Autonomiebehörde, Saudi-Arabiens, Ägyptens sowie der USA und Europas passe "in eine weit entfernte Galaxie und nicht auf den Planeten Erde", sagte der Aaron David Miller, früheret US-Unterhändler für den Nahen Osten.

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    Quelle: dpa, Reuters

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