US-Wahl: Kamala Harris und die Macht von Alpha Kappa Alpha
Präsidentschaftswahl in den USA:Alpha Kappa Alpha als Geheimwaffe für Harris
von Cornelius Janzen
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Mit Kamala Harris als Mitglied ist Alpha Kappa Alpha in den USA ins Rampenlicht gerückt. Die Mobilisierungskampagne der Schwesternschaft könnte die Wahl entscheidend beeinflussen.
Mit Kamala Harris ist die älteste Schwesternschaft schwarzer Frauen in den USA ins Rampenlicht gerückt. Sie könnte die Wahl entscheidend beeinflussen.04.11.2024 | 9:08 min
Alpha Kappa Alpha (AKA) sei wie eine Familie für sie, sagte Kamala Harris einmal. Bei der Mitgliederversammlung der ältesten Schwesternschaft schwarzer Frauen in den USA in Dallas im Juli sprach sie davon, dass die Verbindung an vorderster Front dafür kämpfe, dass Amerikas Versprechen der Freiheit, Chancen und Gleichheit wahr werden.
Kamala Harris wurde 1986 in Alpha Kappa Alpha aufgenommen
Kamala Harris in ihrer Studienzeit: 1986 trat sie der Schwesternschaft Alpha Kappa Alpha bei.
Quelle: Howard University
1986 wurde Harris an der Howard, einer historischen schwarzen Universität in Washington D.C., in die Schwesternschaft aufgenommen. Dabei war für sie eine mittlerweile verstorbene Freundin der Familie wegweisend: Christine Simmons. Bei einem von Simmons organisierten Treffen traf Harris auch AKA-Gründerin Norma E. Boyd und bekam eine Autobiographie geschenkt. "Dieses Buch steht jetzt in meinem Westwing-Büro im Weißen Haus", sagte Harris. "Als Beweis unseres unsterblichen Vermächtnisses."
Bei der US-Wahl 2024 könnte nun erstmals eine schwarze Frau aus den Reihen von AKA ins Oval Office einziehen. AKA vereint bekannte Persönlichkeiten wie Bürgerrechtlerin Rosa Parks, Jazzsängerin Ella Fitzgerald, Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison, Mae Jemison (erste schwarze Frau im Weltall) oder Pop-Queen Alicia Keys.
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Schwesternschaft als lebenslange verschworene Gemeinschaft
Vieles, was im Inneren dieser Elite-Organisation vor sich geht, bleibt Außenstehenden verschlossen. Wer AKA zur Familie wählt, wird Teil einer verschworenen Gemeinschaft.
Es ende also nicht mit der Universität, erklärt Karen Grant-Selma. Sie lebt in Windsor Hills, einem der reichsten afroamerikanischen Viertel von LA, und ist bei AKA-Informationsveranstaltungen für Studierende beteiligt. "Und genau deshalb ist es eine Familie, weil man für immer dabei bleibt. Wie in einer richtigen Familie. Man hat keine Wahl", sagt Grant-Selma.
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Alpha Kappa Alpha organisierte Proteste der Bürgerrechtsbewegung
1908 begann an der Howard Universität eine Geschichte, die Amerika nachhaltig veränderte. Ethel Hedgeman Lyle gründete mit acht weiteren Frauen Alpha Kappa Alpha. Das Ziel: die Förderung von Bildung und Vernetzung schwarzer Frauen und die Situation schwarzer Gemeinschaften zu verbessern.
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1938 gründete Norma E. Boyd eine der ersten Lobbygruppen im US-Kongress für die Rechte von Afroamerikanern, aus der später der "American Council on Human Rights" hervorging. AKA institutionalisierte in den USA den Kampf gegen Rassendiskriminierung. Während Martin Luther King in den 1960er Jahren in der Bürgerrechtsbewegung zur Ikone stilisiert wurde, organisierten AKA-Frauen im Hintergrund die Proteste.
Quelle: Vogue
Von ihrer Mutter, die selbst AKA-Mitglied ist, hat Karen Grant-Selma ein T-Shirt geschenkt bekommen, auf dem Chucks und Perlen abgebildet sind - beides Markenzeichen von Kamala Harris.
Vor drei Jahren ließ sich Harris auf dem Cover des Magazins "Vogue" mit Chucks und Perlen ablichten - vor Pink und Grün, den Farben von AKA. Die Perlen haben eine tiefere Bedeutung: Sie symbolisieren die Gründungsmitglieder der Verbindung.
Schwesternschaft sorgt für Bildung von schwarzen Frauen
AKA verbindet Aktivismus mit Bildung. So hat deren Stiftung bis heute allein für Stipendien in Höhe von 6,5 Millionen US-Dollar ausgegeben. "Sie stellen sich in den Dienst von Gemeinschaften, die oft vernachlässigt werden, zu wenig Ressourcen haben oder vom strukturellen Rassismus der USA betroffen sind", sagt Autor Lawrence Ross.
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Für Ross liegt die Stärke von AKA in ihrer Mobilisierungsfähigkeit. Mit 360.000 Mitgliedern weltweit und einer langen Geschichte des Aktivismus hat AKA Zugang zu schwarzen Gemeinschaften, die der Politik sonst verschlossen bleiben.
Mobilisierung zur Wahl über riesige Infrastruktur
AKA verringert die Hürden des Wählens und gibt alles, um mehr schwarze Amerikaner an die Urnen zu bringen. Gerade in den Swing States gibt es derzeit zahlreiche "Pink Parties", bei denen massiv zum Wählen aufgerufen wird.
AKA werde einen großen Einfluss auf die Wahl haben, so Ross, da sie über eine riesige Infrastruktur verfügen.
Als gemeinnützige Organisation darf AKA eigentlich keine Wahlempfehlungen aussprechen. Doch vor wenigen Wochen hat sie ein PAC gegründet, ein politisches Komitee, um auch für Harris Spenden sammeln zu können. Zusammen mit acht anderen Verbindungen, den sogenannten "Divine 9" mit insgesamt 2,5 Millionen Mitgliedern, hat sie zudem eine nationale Mobilisierungskampagne gestartet.
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Frauen-Verbindung als Geheimwaffe für Harris
Für Harris sei AKA wie eine Art Geheimwaffe. "Es ist wie die geballte Intelligenz, wie ein riesiges Gehirn der afroamerikanischen Gesellschaft - und sie sind überall", sagt Ross.
Cornelius Janzen ist ZDF-Redakteur und Reporter für 3sat Kulturzeit.
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