US-Wahl: Wie Kamala Harris Frauen und Männer gewinnen will

    Analyse

    Wahlkampf in den USA:Warum Harris nicht nur auf Frauen setzen kann

    von Mariya Abramova, Washington
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    Taylor Swift, Oprah Winfrey und Meryl Streep unterstützen Kamala Harris, bei der Mehrheit der weiblichen Wählerinnen ist sie beliebt. Nun sucht sie Wege, mehr Männer zu überzeugen.

    Publikum bei einer Wahlkampfveranstaltung von Kamala Harris.
    Mit ihren Wahlkampfthemen sollen sich alle identifizieren können. Punkten kann Kamala Harris bislang aber besonders bei Frauen.
    Quelle: Reuters

    Kamala Harris könnte bei dieser US-Wahl Geschichte schreiben. Vorausgesetzt, sie gewinnt. Dann wäre sie die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten. Die Umfragen zeigen, zwischen ihr und Donald Trump wird es ein Kopf-an-Kopf Rennen. Bei den Frauen liegt die aktuelle Vizepräsidentin vorne. Bei Männern hingegen wird es sehr eng.
    Dr. Nadia Brown von der Georgetown University beobachtet bei dieser Wahl, dass zahlreiche Frauen öffentlich Harris unterstützen. Darunter auch viele Prominente. Es sei dieses Mal besonders, dass sich vor allem weibliche Wählerinnen auf die Seite einer Partei, einer Kandidatin stellen. "Harris` Ziel ist es, die Mehrheit weißer und Schwarzer Frauen von sich zu überzeugen", sagt Brown.
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    Sexismus und Frauenfeindlichkeit im US-Wahlkampf

    Der Wahlkampf gegen Harris ist wiederum geprägt von Frauenfeindlichkeit. Die Beleidigung durch Trumps Vizekandidat J.D. Vance, Kamala Harris sei eine "childless cat lady", ist eines von vielen Beispielen. Er spricht ihr die Kompetenz ab, Präsidentin zu werden, weil sie die Rolle als Mutter nicht ausfülle - in Vances Weltbild die Hauptaufgabe einer Frau.
    Gleichzeitig spielt es im (republikanischen) Wahlkampf keine Rolle, ob Trump als männlicher Kandidat irgendwelchen Konventionen entspricht, oder ob er seiner Rolle als Vater gerecht wird. Sexismus im Wahlkampf herrsche nicht nur unter den Kandidaten - es sei ein gesellschaftliches Problem, sagt Brown.

    Man kann es als Kreislauf bezeichnen. Es gab noch nie eine Frau als Präsidentin in den USA. Also haben Menschen auch keine Erfahrungswerte damit. Dies ist einer der Gründe, warum auch weniger Frauen kandidieren.

    Dr. Nadia Brown, Georgetown University, Washington D.C.

    Schwarze Frauen wollen mehrheitlich für Harris stimmen

    Frauen und Männer unterscheiden sich statistisch gesehen in ihrem Wahlverhalten. Laut Brown wählen Schwarze Männer fast ausschließlich Demokraten. Ähnlich ist es bei Schwarzen Frauen: 90 Prozent geben ihre Stimme der demokratischen Partei.
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    Bei weißen Frauen sieht es anders aus. Nur etwas mehr als die Hälfte hat in der Vergangenheit für Demokraten gestimmt. Bei weißen Männern sei es so, dass mehr als die Hälfte republikanisch wählen und für Trump stimmen würden.
    "Die Kandidaten spiegeln somit auch Teile der amerikanischen Gesellschaft wieder", sagt Brown: "Kamala Harris, die multi-ethnische Schwarze Frau - und auf der anderen Seite Donald Trump, ein traditioneller weißer Mann".

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    Wie Kamala Harris Männer erreichen will

    Harris' Taktik war es bisher, sich besonders für Frauenrechte einzusetzen. So hat sie zum Beispiel Abtreibung zum wichtigen Wahlkampfthema gemacht. Aber auch damit kann sie Männer erreichen, meint Brown:

    Wenn Harris die bisher als 'Frauenprobleme' stigmatisierten Wahlkampfthemen zu Familienthemen macht, kann sie zeigen, dass auch Männer davon betroffen sind.

    Dr. Nadia Brown, Georgetown University, Washington D.C.

    "Vereinzelt hat sie das bei den Reproduktionsrechten bereits gemacht, als sie Geschichten von Männern einbezogen hat, die ihre Ehefrau haben leiden oder sterben sehen. Das kann sie noch ausweiten", so Brown.

    Der Joker: Tim Walz

    Die Nominierung von Tim Walz als Vizepräsident-Kandidat ist ein weiterer Schachzug, auch Männer zu erreichen. Damit könnten die US-Demokraten Wähler gewinnen, die zur republikanische Partei tendieren, wegen Trump aber zweifeln.

    Tim Walz ist sozusagen ihr traditioneller weißer Mann, ihr Sicherheitsnetz. Er spricht die Sprache der Männer, der Väter. Mit seiner Art zeigt er: Sie kennen ihn vielleicht nicht, aber sie alle kennen jemanden, der so ist wie er.

    Dr. Nadia Brown, Georgetown University, Washington D.C.

    Gegen Trump: Obama appelliert an Männer

    Harris möchte möchte möglichst viele Wähler dazu bringen, sich selbst direkt mit den Themen zu identifizieren. Sie will Care-Arbeit, die häufig von Frauen getragen wird, finanziell erschwinglich machen. Der Mutterschutz soll ausgeweitet und bezahlt werden.
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    Außerdem will Harris diejenigen entlasten, die sich um pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern, indem die Krankenversicherungen auch Pflegedienste finanziell abdecken - das könnte auch Männer betreffen.
    Ex-Präsident Barack Obama unterstützte Harris jüngst. Obama appellierte - vor allem an Schwarze Männer, nicht für Trump zu stimmen, nicht dessen Auftritte als Stärke zu sehen. Kamala Harris rechnet mit der Kraft der Frauen und hofft, dass deren Unterstützung bei der Wahl den Ausschlag geben könnte, während sie gleichzeitig auch die Männer als Verbündete gewinnen will.

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    Quelle: ZDF

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