Nach US-Wahl: Nimmt die Gewalt gegen Frauen unter Trump zu?

    Sorge bei Amerikanerinnen:Nimmt die Gewalt gegen Frauen unter Trump zu?

    Autorin Mona Rademacher lächelt in die Kamera.
    von Mona Rademacher, Washington, D.C.
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    Seit Trumps Wahlsieg nimmt Frauenfeindlichkeit in den USA offenbar zu: Männer verbreiten ungeniert Vergewaltigungsfantasien im Internet. Manche Frauen fürchten zunehmende Gewalt.

    Frauen reagieren enttäuscht auf die Niederlage des Änderungsantrags 4 in Florida.
    Lange Gesichter am Wahltag: Diese Frauen reagieren enttäuscht auf Trumps Wahlsieg.
    Quelle: dpa

    Brooke Arrington aus Atlanta, Georgia, hat einen Termin bei ihrem Gynäkologen gemacht. Sie hat nach der Wiederwahl von Donald Trump Angst davor, dass Gewalt gegen Frauen zunimmt und sie sexuell missbraucht werden könnte. Die Pille oder eine Spirale sollen sie zumindest vor der ungewollten Schwangerschaft schützen.
    Auch andere Frauen sind frustriert und besorgt nach der Wahl und suchen nach Unterstützung. In den USA werden in den Tagen danach 500.000 Suchanfragen zum Begriff "4B Movement" bei Google registriert.

    4B-Bewegung hat ihren Ursprung in Südkorea

    Die 4B-Bewegung ("Vier Neins") kommt aus Südkorea und umfasst die Prinzipien von Bisekseu (kein Sex), Biyeonae (kein Dating), Bihon (keine Hochzeit) und Bichulsan (keine Kinder). Die 37-jährige Brooke Arrington kennt die Bewegung schon länger und fasst den Entschluss, nach den Regeln zu leben:

    Mir ist klar geworden, wie wenig ich bei der Partnersuche und in romantischen Beziehungen mit amerikanischen Männern respektiert und geschätzt wurde.

    Brooke Arrington

    Schließlich löscht sie ihre Dating-Apps und hat nur noch Kontakt mit ihren männlichen Kollegen an der Schule, an der sie als Lehrerin das Fach Englisch unterrichtet.
    US-Wahlen 2024 - Trump
    Donald Trump siegt überraschend deutlich gegen Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl. Riesenfreude bei seinen republikanischen Anhängern - Verzweiflung bei den Demokraten.06.11.2024 | 2:51 min

    Frauenfeindlichkeit seit Wahlsieg von Donald Trump sichtbarer

    Dass sich etwas im Diskurs verschiebt, bestätigt die Vizepräsidentin der National Organization for Women, Bear Atwood. Die Rechtsanwältin setzt sich seit vielen Jahren für Frauenrechte ein. Frauenhass sei in den USA nichts Neues, so Atwood, aber:

    Ich denke, die Wahl hat Männern die Erlaubnis gegeben, das zu sagen und zu tun, was sie bereits dachten.

    Bear Atwood, Vizepräsidentin der National Organization for Women

    Der Anstand, gewisse Dinge nicht zu sagen, falle nun weg, so Atwood.
    Eine Analyse des Institute for Strategic Dialogue (ISD) zeigt einen Anstieg frauenfeindlicher Posts auf X, TikTok und Instagram während und nach der Wahl. Der rechtsextreme Influencer Nick Fuentes propagiert schon lange frauenfeindliche Parolen. Als er am Wahlabend "My body, my choice" in "Your body, my choice" umwandelt, erreicht er Millionen.
    Zwei Frauen liegen sich lachend in den Armen
    Das Oberste Gericht der USA hat das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt. ZDFheute live spricht mit Reporterin Alexandra Hawlin in Washington und Frauenrechtlerin Anne Wizorek.24.06.2022 | 27:24 min

    Sexismus in den sozialen Medien nimmt zu

    Die Verbreitung frauenfeindlicher Postings nimmt zu, darunter Vergewaltigungsfantasien mit Bezug auf Fuentes' Zitat. Die feministische Aktivistin Kiera Spann berichtet seit Trumps Wiederwahl von beleidigenden Kommentaren unter ihren Videos, wie "Halt die Klappe, Frau" oder "Dein Körper, mein Vergnügen".

    Aktivisten wie Nick Fuentes stehen sicherlich an vorderster Front bei der Vermittlung und Normalisierung frauenfeindlicher Einstellungen an junge Männer. Wie wir bereits gesehen haben, kann Gerede in Gewalt umschlagen.

    Chelsea Ebin, Professorin an der Drew University

    "Die Spur: Vom Frauenhass zum Amoklauf - Die toxische Welt der Incels": Grafik: Mann mit dunklem Kapuzen-Shirt sitzt vor einem Computer.
    Incel-Foren im Netz sind frauenfeindlich, menschenverachtend, voller Gewaltfantasien. Geschrieben von Männern, die in ihrem Leben bislang weder Sex noch Beziehung hatten.21.06.2023 | 28:39 min

    Donald Trump trägt zum Frauenhass bei

    Chelsea Ebin von der Drew University forscht zu rechtsextremen Bewegungen und Gender- und Frauenforschung. Sie sagt, Trump habe klar frauenfeindliche Botschaften vermittelt. Dies zeige sich durch erniedrigende Bemerkungen über Frauen und seinen Anspruch auf weibliche Körper.

    Das ist das, was wir als expliziten Sexismus und Frauenfeindlichkeit bezeichnen können.

    Chelsea Ebin, Professorin an der Drew University

    Er fördere frauenfeindliche Haltungen, indem er ankündigt, Frauen "zu schützen", ob sie wollen oder nicht.
    Collage Trump links, Stormy Daniels rechts vor Trump
    Donald Trump ist der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, der strafrechtlich angeklagt und verurteilt wird. Ein politisches Beben, ausgelöst durch Ex-Pornostar Stormy Daniels.11.07.2024 | 104:24 min

    Unterschiedliche Interpretationen der 4B-Bewegung

    Viele Frauen in den USA sind unzufrieden und besorgt über diesen Wandel. Einige werden radikal und lassen sich ihren Uterus entfernen oder rasieren sich den Kopf. Brooke Arrington lebt nur nach drei der vier "Neins" und trifft einen Mann in Mexiko alle sechs Monate. Inkonsequent findet sie das nicht:

    Ich habe darüber lange nachgedacht, aber er ist kein Amerikaner. Er hat nicht in dem Land gewählt. Ich glaube, dass man sich nicht allen Regeln verpflichten muss, solange man die Zeit mit Männern limitiert.

    Brooke Arrington

    Bildcollage: Fotografien von drei Frauen unterschiedlichen Alters, zwischen 16 und 60, sind mit US-amerikanischen Flaggen vertikal und horizontal angeordnet.
    Das Gesicht der extremen Rechten in den USA ändert sich - zumindest in den sozialen Medien. Influencerinnen verbreiten auf Plattformen wie Instagram und YouTube vermehrt extreme Ideologien.24.10.2024 | 58:41 min

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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