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Wahlkampf-Endspurt in den USA:Harris hält Trump für einen Faschisten
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Kurz vor der US-Wahl stellt sich Kamala Harris den Fragen unentschlossener Wähler. Ob sie Donald Trump für einen Faschisten hält, wird sie gefragt. Sie antwortet: "Ja."
Die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris sieht in ihrem republikanischen Gegenkandidaten im Rennen um das Präsidentenamt, Ex-Präsident Donald Trump, einen Faschisten. Das machte die Demokratin während einer Bürgersprechstunde des US-Senders CNN am Mittwochabend deutlich.
Moderator Anderson Cooper fragte die 60-Jährige: "Halten Sie Donald Trump für einen Faschisten?" Harris antwortete ohne Zögern:
Ja, das tue ich.
Kamala Harris
Trump sei "zunehmend instabil" und "ungeeignet für das Amt", sagte Harris. Ehemalige Mitarbeiter des Ex-Präsidenten und enge Vertraute hätten ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Trump die Verfassung der Vereinigten Staaten verachte und nie wieder das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten ausüben sollte, sagte Harris.
Auslöser für die Frage waren Äußerungen von Trumps ehemaligem Stabschef John Kelly. Er sagte der "New York Times", Trump falle aus seiner Sicht "unter die allgemeine Definition eines Faschisten". Er verwies dabei auf die Beschreibung von Faschismus als einer extrem rechten, autoritären und ultranationalistischen Ideologie, bei der es unter anderem einen diktatorischen Anführer und eine Unterdrückung der Opposition gebe.
Harris: "Notruf an das amerikanische Volk"
Harris sagte, Ex-Stabschef Kelly habe mit seinen Aussagen über Trump einen "Notruf an das amerikanische Volk abgesetzt", um darauf hinzuweisen, was passieren könnte, wenn dieser wieder ins Weiße Haus einziehe. Die Leute, die Trump "zurückhalten könnten", seien nun nicht mehr da.
Ich glaube Donald Trump ist eine Gefahr für das Wohlergehen und die Sicherheit Amerikas.
Kamala Harris
Trump hatte dafür nur Spott übrig. "Harris merkt, dass sie verliert, und zwar haushoch (...)", schrieb der 78-Jährige auf der Online-Plattform Truth Social.
Deshalb verschärft sie jetzt zunehmend ihre Rhetorik.
Donald Trump
Sie gehe schon so weit, ihn als Adolf Hitler zu bezeichnen. Harris sei selbst "eine Bedrohung für die Demokratie und nicht geeignet, Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden", schrieb Trump.
Kamala Harris ist seit 2021 Vizepräsidentin der USA. Sie bewarb sich 2020 bei den Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur, hat sich aber noch vor den Vorwahlen aus dem Rennen zurückgezogen. Gewinner Joe Biden nominierte sie dann aber als seine Stellvertreterin. In dieser Rolle konnte sie aber politisch kaum punkten. In den vergangenen Jahren war sie eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein.
Donald Trump war von 2017 bis 2021 bereits US-Präsident, verlor aber 2020 die Wahl gegen den jetzigen Amtsinhaber Joe Biden. Dieses Mal tritt der Republikaner gemeinsam mit dem Senator J.D. Vance an. Ende Mai sprach eine Jury Donald Trump in allen Anklagepunkten des Schweigegeld-Prozesses schuldig - es laufen weitere Strafverfahren, unter anderem wegen des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Bei einem Attentat Mitte Juli auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania wurde er am Ohr verletzt. Er tritt erneut mit dem Versprechen "America first" ("Amerika zuerst") an.
Fracking, Migration, Abtreibung
Harris versuchte zugleich, Punkte bei unentschlossenen Wählern zu sammeln, indem sie die Probleme ansprach, bei denen viele Amerikaner Trump mehr zutrauen. Sie machte deutlich:
Ich werde nie zulassen, dass Amerika eine unsichere Grenze hat.
Kamala Harris
Der Frage, ob sie wie Trump eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen wolle, wich Harris aus: "Ich will unsere Grenze stärken."
Auch versicherte Harris, dass sie die umstrittene Erdgas-Gewinnung durch Fracking - anders als von Trump behauptet - nicht verbieten werde. Insbesondere im heftig umstrittenen Swing-State Pennsylvania ist Fracking ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Harris signalisierte zudem, dass sie eine Änderung der Abstimmungsregeln im US-Senat unterstützen könnte, um das Recht auf Abtreibung per Gesetz zu verankern.
Symbolträchtiger Ort für das Finale des Wahlkampfs
In knapp zwei Wochen, am 5. November, wird gewählt. Umfragen sagen ein enges Rennen zwischen Harris und Trump voraus. Der Wahlkampf in den USA ist in der Schlussphase angekommen.
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Harris hat sich für das Finale ihres Wahlkampfs einen symbolträchtigen Ort ausgesucht. Ihre Schlussargumente will die 60-Jährige an jenem Ort in der Nähe des Weißen Hauses vortragen, an dem ihr Rivale nach seiner Niederlage bei der Wahl 2020 im Januar 2021 einen Mob seiner Anhänger aufstachelte, um die Zertifizierung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern.
Harris' Wahlkampfteam hofft darauf, den Wählern mit dem Auftritt an dieser Stätte den Kampf zwischen der Verteidigung der Demokratie und der Verbreitung von politischem Chaos vor Augen zu führen.
Quelle: dpa, AP
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