"Enorme" Reha-Maßnahmen nötig:WHO: Tausende in Gaza sehr schwer verletzt
Amputationen, Hirn- und Rückenmarksverletzungen: Laut WHO sind Tausende Menschen im Gazastreifen seit Kriegsbeginn teils so schwer verwundet worden, dass lange Behandlung nötig ist.
Verwundete beim Arab High Hospital in Gaza
Quelle: Imago
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben im
Gazastreifen seit Beginn des Krieges mit
Israel Tausende Menschen so schwere Verletzungen erlitten, dass sie jahrelange Rehabilitationsmaßnahmen benötigen.
Parallel dazu gebe es allerdings eine "anhaltende Dezimierung des Gesundheitssystems", erklärte der WHO-Vertreter für die Palästinensergebiete, Richard Peeperkorn, am Donnerstag in Genf.
"Viele tausend Frauen und Kinder" unter Schwerverletzten
Mindestens 22.500 Menschen, darunter "viele tausend Frauen und Kinder", seien im Gazastreifen in den elf Monaten seit Kriegsbeginn so schwer verletzt worden, dass Amputationen oder andere "enorme" Reha-Maßnahmen erforderlich geworden seien, erklärte die WHO weiter.
WHO zu Verletzten im Gazastreifen
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Laut einem Bericht der UN-Organisation wird die Zahl "schwerer Gliedmaßenverletzungen" auf rund 13.455 bis 17.550 geschätzt; in rund 3.000 bis 4.000 Fällen seien Gliedmaßen amputiert worden. Zu weiteren "lebensverändernden Verletzungen" bei Menschen im Gazastreifen gehören demnach Schädigungen des Rückenmarks sowie Hirnverletzungen und schwere Verbrennungen.
Bei einem israelischen Luftangriff in Gaza im August kamen Dutzende Menschen ums Leben. Laut Israel war das Ziel eine Kommandozentrale der Hamas, die in einem Schulgebäude untergebracht war.10.08.2024 | 1:33 min
Nur die Hälfte der Kliniken funktionsfähig - und das nur teilweise
Gleichzeitig seien derzeit nur 17 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen teilweise funktionsfähig, erklärte die WHO. Selbst die medizinische Grundversorgung sei häufig nicht zugänglich. Das einzige auf Rehabilitationsmaßnahmen nach Amputationen von Gliedmaßen spezialisierte Zentrum in dem Palästinensergebiet - angesiedelt im Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis - habe bereits im vergangenen Dezember den Betrieb eingestellt. Der Grund: Es mangelte an Material und medizinischem Fachpersonal.
Orte im Gazastreifen
ZDFheute Infografik
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WHO-Vertreter Peeperkorn beklagte, dass Patientinnen und Patienten "nicht die Behandlung bekommen können, die sie brauchen". Dringend nötig sei sowohl "sofortige" als auch "langfristige Unterstützung", um den enormen Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen zu decken.
Laut Peeperkorn wurden am Mittwoch 97 Menschen aus dem Gazastreifen zur medizinischen Versorgung in die Vereinigten Arabischen Emirate gebracht. "Dies war die größte Evakuierung aus Gaza seit Oktober 2023." Der WHO zufolge warten mehr als 10.000 Menschen in dem schmalen Küstenstreifen auf eine Verlegung. Gaza brauche medizinische Korridore, forderte der WHO-Vertreter.
Seit Mitte Mai können über einen von den USA errichteten provisorischen Hafen Hilfsgüter nach Gaza gebracht werden.
17.05.2024 | 1:34 min
Gaza: Seit elf Monaten Krieg
Israel und die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas befinden sich seit elf Monaten im Krieg. Dieser war durch den
Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres ausgelöst worden. Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen hatten dabei in mehreren Orten im Süden Israels nach israelischen Angaben 1.205 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 41.000 Menschen getötet und mehr als 95.000 weitere verletzt.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
Quelle: AFP, Reuters