Bitteres Remis gegen Österreich:DHB-Team zwischen Aufstöhnen und Aufbäumen
von Erik Eggers, Köln
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Die deutschen Handballer schaffen nur ein Remis gegen Österreich. Um das EM-Halbfinale zu erreichen, müssen nun Siege gegen Ungarn und Kroatien her.
"Tut extrem weh": DHB-Kapitän Johannes Golla nach dem Spiel gegen Österreich.
Quelle: dpa
Die ausverkaufte Kölner Arena hatte wieder gebebt. Wenn die deutschen Handballer gegen Österreich trafen oder der erneut formstarke Andreas Wolff parierte, entwickelten die 19.750 Fans die Lautstärke eines startenden Düsenjets.
Fatale technische Fehler
Aber viel öfter noch war ein kollektives Aufstöhnen auf den Rängen zu hören, wenn die deutschen Schützen immer wieder aus freien Wurfposition an Torwart Constantin Möstl scheiterten oder fatale technische Fehler produzierten.
Deutschlands Handballer haben im zweiten EM-Hauptrundenspiel einen überraschenden Rückschlag erlitten. Das DHB-Team kam gegen Außenseiter Österreich nicht über ein 22:22 hinaus.20.01.2024 | 6:54 min
DHB-Team baut Gegner mit schlechter Chancenverwertung auf
Vor dem letzten Ächzen hatte Sebastian Heymann den letzten Ball aus neun Metern über das Tor geschleudert, weshalb es trotz eines dramatischen Schlussspurts nur zu einem schmeichelhaften 22:22 (11:12) gegen den krassen Außenseiter reichte. "Wir sind selbst schuld", sagte Bundestrainer Alfred Gislason mit düsterer Miene.
Sein Team habe in der ersten Halbzeit an sich gut gespielt und nur durch die schlechte Chancenverwertung den Gegner aufgebaut. "23 Fehlwürfe und elf technische Fehler, das ist grausam", sagte der Isländer.
Auf der anderen Seite habe sich die Lage nicht verändert, befand der 64-Jährige. Man müsse eben, um das anvisierte Halbfinale zu erreichen, die beiden finalen Spiele gewinnen.
Diese Arithmetik allerdings stimmte so nicht. Im Falle eines Sieges gegen Österreich hätte der DHB-Auswahl schon ein weiterer Sieg im nächsten Spiel gegen Ungarn (Montag, 20:30 Uhr/ live im ZDF ab 20:15 Uhr) gereicht. Und hätte seine Topspieler Knorr, Golla und Köster dann ein paar Tage durchschnaufen lassen können.
Zehn Optionen hat die DHB-Auswahl, noch das Halbfinale der Handball-EM zu erreichen. Allerdings: Das Team von Alfred Gislason hat das Weiterkommen nicht mehr in der eigenen Hand.
Rückraum des DHB-Teams tut sich schwer
Nur einmal, beim Stand von 3:2, hatte der EM-Gastgeber geführt. In der 49. Minute, als Kreisläufer Tobias Wagner mit einem Heber zum 16:21 traf, drohte gar ein zweites "Cordoba" - eine Niederlage mit epischen Ausmaßen, wie es die deutschen Fußballer bei der WM 1978 gegen Österreich erlebt hatten.
Erneut tat sich der Rückraum um Regisseur Juri Knorr im Positionsangriff enorm schwer. Der 23-Jährige saß zunächst auf der Bank, da er schon im Spiel gegen Island "ein bisschen krank" (Gislason) gewesen war. Den Plan, den Star zu schonen, durchkreuzte jedoch ein desaströser Auftritt seines Stellvertreters Philipp Weber - Knorr kam in der 13. Minute und spielte fast durch.
Der Kapitän des DHB-Teams Johannes Golla über das Spiel gegen Österreich, die nächste Partie gegen Ungarn und über die Stimmung bei der Handball-EM.20.01.2024 | 3:04 min
17 Paraden und ein "katastrophales Spiel"
Man habe einfach Knorr und den Halblinken Julian Köster sehr früh in die Zweikämpfe gezwungen, so einfach sei das gewesen, erläuterte Österreichs Coach Ales Pajovic nach der Partie. Jedenfalls lag es nicht nur an den 17 Paraden des gegnerischen Torwarts, dass die Deutschen ein "katastrophales Spiel" (Kastening) produzierten.
Sondern auch an dem Standhandball, der kaum Torgefahr entwickelte, weshalb auch eine der stärksten Angriffswaffen erneut stumpf blieb, Kreisläufer Johannes Golla. Kaum kam der Gastgeber einmal mit Tempo auf die österreichische Defensive. So ergab sich eine Angriffseffektivität von nur 41 Prozent. Die Dänen, die in der anderen Gruppe Traumhandball spielen, liegen hier teils bei über 70 Prozent.
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Das zweite Gruppenspiel der DHB-Auswahl live auf sportstudio.de:
Es spricht nicht viel dafür, dass diesem ernüchternden Auftritt noch eine märchenhafte Leistungssteigerung folgt. Eine bessere Einstellung sei das Mittel der Wahl, fordert der Bundestrainer. Die Lage sei sehr zwar bescheiden, meine der Halblinke Köster. "Aber wir haben zum Glück nicht die Zeit, darüber viel nachzudenken."
Man habe ja noch alle Chancen auf das Halbfinale, machte sich Rechtsaußen Timo Kastening, der sich selbst ein "unterirdisches Spiel" attestierte, selbst Mut. "Wenn Du glaubst, es sei vorbei, dann kannst Du gleich nach Hause fahren." Ein solches Spiel passiere eben, sagte er - und: "Weitermachen."