DHB-Team zwischen Aufstöhnen und Aufbäumen

    Bitteres Remis gegen Österreich:DHB-Team zwischen Aufstöhnen und Aufbäumen

    von Erik Eggers, Köln
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    Die deutschen Handballer schaffen nur ein Remis gegen Österreich. Um das EM-Halbfinale zu erreichen, müssen nun Siege gegen Ungarn und Kroatien her.

    Deutschlands Johannes Golla reagiert nach dem Spiel am 20.01.2024.
    "Tut extrem weh": DHB-Kapitän Johannes Golla nach dem Spiel gegen Österreich.
    Quelle: dpa

    Die ausverkaufte Kölner Arena hatte wieder gebebt. Wenn die deutschen Handballer gegen Österreich trafen oder der erneut formstarke Andreas Wolff parierte, entwickelten die 19.750 Fans die Lautstärke eines startenden Düsenjets.

    Fatale technische Fehler

    Aber viel öfter noch war ein kollektives Aufstöhnen auf den Rängen zu hören, wenn die deutschen Schützen immer wieder aus freien Wurfposition an Torwart Constantin Möstl scheiterten oder fatale technische Fehler produzierten.
    Österreichs Nikola Bilyk jubelt nach einem Tor beim Spiel gegen Deutschland am 20.01.2023.
    Deutschlands Handballer haben im zweiten EM-Hauptrundenspiel einen überraschenden Rückschlag erlitten. Das DHB-Team kam gegen Außenseiter Österreich nicht über ein 22:22 hinaus.20.01.2024 | 6:54 min

    DHB-Team baut Gegner mit schlechter Chancenverwertung auf

    Vor dem letzten Ächzen hatte Sebastian Heymann den letzten Ball aus neun Metern über das Tor geschleudert, weshalb es trotz eines dramatischen Schlussspurts nur zu einem schmeichelhaften 22:22 (11:12) gegen den krassen Außenseiter reichte. "Wir sind selbst schuld", sagte Bundestrainer Alfred Gislason mit düsterer Miene.
    Sein Team habe in der ersten Halbzeit an sich gut gespielt und nur durch die schlechte Chancenverwertung den Gegner aufgebaut. "23 Fehlwürfe und elf technische Fehler, das ist grausam", sagte der Isländer.

    Die Mannschaft hat sich selbst immer wieder eingegraben. Wenn wir weiter so mit den Chancen umgehen, dann werden wir auch nicht gegen Ungarn und Kroatien gewinnen.

    Bundestrainer Alfred Gislason

    Ziel: Gegen Ungarn und Kroatien gewinnen

    Auf der anderen Seite habe sich die Lage nicht verändert, befand der 64-Jährige. Man müsse eben, um das anvisierte Halbfinale zu erreichen, die beiden finalen Spiele gewinnen.
    Diese Arithmetik allerdings stimmte so nicht. Im Falle eines Sieges gegen Österreich hätte der DHB-Auswahl schon ein weiterer Sieg im nächsten Spiel gegen Ungarn (Montag, 20:30 Uhr/ live im ZDF ab 20:15 Uhr) gereicht. Und hätte seine Topspieler Knorr, Golla und Köster dann ein paar Tage durchschnaufen lassen können.

    Wir können noch froh sein über den Punkt. Dieses Spiel fühlt sich sehr, sehr schlecht an.

    DHB-Spieler Kai Häfner

    Komplizierte Rechenspiele
    :So kommt das DHB-Team noch ins EM-Halbfinale

    Zehn Optionen hat die DHB-Auswahl, noch das Halbfinale der Handball-EM zu erreichen. Allerdings: Das Team von Alfred Gislason hat das Weiterkommen nicht mehr in der eigenen Hand.
    Trainer Alfred Gislason (Deutschland) ist mit Timo Kastening (Deutschland, 73) unzufrieden. Handball EHF EURO 2024, Länderspiel zwischen Deutschland und Österreich am 20. Januar 2024 in Köln

    Rückraum des DHB-Teams tut sich schwer

    Nur einmal, beim Stand von 3:2, hatte der EM-Gastgeber geführt. In der 49. Minute, als Kreisläufer Tobias Wagner mit einem Heber zum 16:21 traf, drohte gar ein zweites "Cordoba" - eine Niederlage mit epischen Ausmaßen, wie es die deutschen Fußballer bei der WM 1978 gegen Österreich erlebt hatten.
    Erneut tat sich der Rückraum um Regisseur Juri Knorr im Positionsangriff enorm schwer. Der 23-Jährige saß zunächst auf der Bank, da er schon im Spiel gegen Island "ein bisschen krank" (Gislason) gewesen war. Den Plan, den Star zu schonen, durchkreuzte jedoch ein desaströser Auftritt seines Stellvertreters Philipp Weber - Knorr kam in der 13. Minute und spielte fast durch.
    Handballer Johannes Golla im Interview.
    Der Kapitän des DHB-Teams Johannes Golla über das Spiel gegen Österreich, die nächste Partie gegen Ungarn und über die Stimmung bei der Handball-EM.20.01.2024 | 3:04 min

    17 Paraden und ein "katastrophales Spiel"

    Man habe einfach Knorr und den Halblinken Julian Köster sehr früh in die Zweikämpfe gezwungen, so einfach sei das gewesen, erläuterte Österreichs Coach Ales Pajovic nach der Partie. Jedenfalls lag es nicht nur an den 17 Paraden des gegnerischen Torwarts, dass die Deutschen ein "katastrophales Spiel" (Kastening) produzierten.
    Sondern auch an dem Standhandball, der kaum Torgefahr entwickelte, weshalb auch eine der stärksten Angriffswaffen erneut stumpf blieb, Kreisläufer Johannes Golla. Kaum kam der Gastgeber einmal mit Tempo auf die österreichische Defensive. So ergab sich eine Angriffseffektivität von nur 41 Prozent. Die Dänen, die in der anderen Gruppe Traumhandball spielen, liegen hier teils bei über 70 Prozent.

    ARD und ZDF übertragen alle WM-Spiele des deutschen Teams - im TV und online. Viele weitere Zusammenfassungen ausgewählter Partien sehen Sie in den Mediatheken.

    Das zweite Gruppenspiel der DHB-Auswahl live auf sportstudio.de:
    • Schweiz - Deutschland, 17. Januar, 20:30 Uhr

    Bundestrainer Gislason fordert bessere Einstellung

    Es spricht nicht viel dafür, dass diesem ernüchternden Auftritt noch eine märchenhafte Leistungssteigerung folgt. Eine bessere Einstellung sei das Mittel der Wahl, fordert der Bundestrainer. Die Lage sei sehr zwar bescheiden, meine der Halblinke Köster. "Aber wir haben zum Glück nicht die Zeit, darüber viel nachzudenken."

    Wir werden das als Einheit schaffen.

    Kapitän Johannes Golla

    Man habe ja noch alle Chancen auf das Halbfinale, machte sich Rechtsaußen Timo Kastening, der sich selbst ein "unterirdisches Spiel" attestierte, selbst Mut. "Wenn Du glaubst, es sei vorbei, dann kannst Du gleich nach Hause fahren." Ein solches Spiel passiere eben, sagte er - und: "Weitermachen."
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