Nächster DHB-Gegner: Österreich will den nächsten Coup
Nächster Gegner des DHB-Teams:Österreich will den nächsten Coup
von Erik Eggers
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Österreich, am Samstag deutscher Gegner in der EM-Hauptrunde, ist die Mannschaft der Stunde. Die Leistungsträger um Star Mykola Bilyk (Kiel) indes sind körperlich am Anschlag.
Österreichs Spielmacher Lukas Hutecek sorgt mit seiner Mannschaft bei der Handball-EM in Deutschland für mächtig Furore.
Quelle: reuters
Ein ordentliches Veilchen zierte sein Auge. Und dennoch wich das Lächeln nicht aus dem Gesicht von Lukas Hutecek, als seinem Team zum Auftakt in die Hauptrunde der Handball-EM die nächste Sensation geglückt war. 30:29-Sieg gegen Ungarn: Der Regisseur Österreichs konnte kaum fassen, was da eben passiert war. Und blickte selbstbewusst schon auf den nächsten Gegner am Samstag: Gastgeber Deutschland (20.30 Uhr, ARD).
Handballwunder Österreich
Der 23-Jährige, der sein Geld beim TBV Lemgo verdient, schaltete jedenfalls sofort in den Angriffsmodus:
Sein prominenter Kollege auf Halblinks, Mykola Bilyk vom THW Kiel, glaubt ebenfalls fest an eine gute Chance gegen den großen Bruder. In dieser Form werde sein Team, sagte der Rückraum-Rechtshänder, "gegen jede Mannschaft eine Möglichkeit haben".
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Dass Österreich überhaupt in der EM-Hauptrunde steht, noch dazu ungeschlagen im Turnier und nun mit 3:1-Punkten, ist ein veritables Handballwunder. War der 31:24-Auftaktsieg in Mannheim gegen Rumänien in der Vorrunde von der Fachwelt noch erwartet worden, war das 28:28-Remis gegen Kroatien bereits eine große Überraschung.
Das 33:33 gegen den Mitfavoriten Spanien aber muss als eine der größten Sensationen der EM-Geschichte eingestuft werden. Denn damit sorgte Österreich, dessen Verband nur 20.000 organisierte Mitglieder verzeichnet (Deutschland: 736.736), für ein historisches Vorrundenaus der Iberer.
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Ösi-Quartett mit internationaler Klasse
"Wir sind on fire", sagte ihr Trainer, der Slowene Ales Pajovic, nach der Fortsetzung des Laufs in Köln der Zeitung "Die Krone". "Gefühlt schweben wir alle", jubelte Hutecek. Auf der anderen Seite war die Mannschaft mit großen Ambitionen in die EURO gestartet. "Wir brauchen uns vor keiner Nation zu verstecken", hatte Kreisläufer Tobias Wagner vor dem Turnier erklärt.
Der Bregenzer Wagner gehört neben den beiden Bundesliga-Legionären Bilyk und Hutecek zu den Leistungsträgern im Team. Neben Bilyk verkörpert dabei auch Linksaußen Sebastian Frimmel, der seit 2021 mit dem ungarischen Topklub Pick Szeged in der Champions League unterwegs ist, internationale Klasse. Dieses Quartett hat bei der EM bisher auf höchstem Niveau abgeliefert.
Torhüter Möstl ragt heraus
Ein sehr starkes Turnier spielt auch Routinier Robert Weber, 38. Der Rechtsaußen, der es in seiner langen Karriere auf Platz Fünf der ewigen Torschützenliste der Bundesliga brachte (2.510 Treffer), brillierte als Siebenmeterschütze und mit hohen Quoten aus dem Feld. Eine weitere Basis des österreichischen Wunders sind überraschend starke Torhüter. Insbesondere Constantin Möstl (Alpha Hard) dürfte aufgrund seines Auftritts bald in der Bundesliga auftauchen.
ARD und ZDF übertragen alle WM-Spiele des deutschen Teams - im TV und online. Viele weitere Zusammenfassungen ausgewählter Partien sehen Sie in den Mediatheken.
Das zweite Gruppenspiel der DHB-Auswahl live auf sportstudio.de:
Schweiz - Deutschland, 17. Januar, 20:30 Uhr
Die hohen Torquoten in der Offensive beruhen auf einem exzellenten Überzahlspiel. Coach Pajovic lässt weitgehend im 7:6-Überzahl spielen, tauscht im Angriff also seinen Torwart gegen einen zusätzlichen Feldspieler. In dieser Formation sind Hutecek und Bilyk dann die Entscheidungsspieler, von ihren Pässen profitieren insbesondere die Flügel Weber und Frimmel.
Hutecek: "Wir sind alle am Limit"
Das größte Manko der Sensationsmannschaft besteht darin, dass die Stars in einem Turnier wie diesem physisch enorm beansprucht werden.
"Wir müssen hoffen, dass die jungen Spieler bereit sind für die große Herausforderung, die auf uns zukommt", so Wagner weiter.
Auch Spielmacher Hutecek räumte nach dem Auftakt in Köln ein, körperlich an Grenzen zu stoßen. "Wir sind alle am Limit", sagte der 23-Jährige, der in den ersten vier Partien fast durchspielte und dabei Schmerzen in seinem Knie ignorierte. Auch Bilyk stand bereits 3:24 Stunden auf dem Feld, die Außen Frimmel und Weber hatten kaum weniger auf der Uhr.
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Die Hauptrunde ist für die Leistungsträger in Team Austria also auch eine Frage des Durchhaltens. Aber für das brisante Duell gegen Deutschland wird, hoffen sie, die Euphorie im Team noch reichen.