Güvercin kritisiert Haltung der Islamverbände: "beschämend"

    Güvercin zu Islamverband-Haltung:"Für mich als gläubigen Muslim beschämend"

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    Eren Güvercin, Mitglied der Deutschen Islam Konferenz, fordert Konsequenzen für muslimische Verbände, die eine "sehr relativierende Haltung" gegenüber der Hamas eingenommen hatten.

    Islamverbände in Deutschland stehen in der Kritik, zum Terror der Hamas entweder geschwiegen oder ihn mitunter relativiert zu haben. Für den gläubigen Muslim Eren Güvercin sei das "sehr beschämend".
    Sehen Sie das Interview mit Güvercin oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.
    Im ZDFheute journal update sagt Güvercin, Mitglied der Deutschen Islam Konferenz, dass ...

    ... muslimische Verbände die Hamas nicht als Terrororganisation bezeichnen:

    Wenn man sich die Stellungnahmen zu dem Terrorangriff der Hamas der unterschiedlichen muslimischen Verbände anschaue, "die ja für sich in Anspruch nehmen, eine deutsche Religionsgemeinschaft zu sein, dann haben sie mit keinem Wort die Hamas als Terrororganisation bezeichnet", sagt Güvercin.
    Sie hätten den Angriff relativiert, stellt Güvercin fest, von "Übergriffen der Siedler gesprochen und von Übergriffen auf die Al-Azhar-Moschee".

    Das ist für mich als ein gläubiger Muslim eine nicht zufriedenstellende Positionierung, das ist leider sehr beschämend.

    Eren Güvercin, Autor, Journalist und Mitglied der Deutschen Islam Konferenz

    ... dass die Zurückhaltung nicht von ungefähr komme:

    Warum sich muslimische Verbände in Deutschland schwer täten, den Terror der Hamas als Terror zu bezeichnen, führt Güvercin auf ideologische Hintergründe zurück.
    Prof. Monika Schwarz-Friesel
    Was ist Antisemitismus?18.09.2018 | 0:32 min
    "Wenn wir uns zum Beispiel die islamische Gemeinschaft Millî Görüş anschauen, die Gründungsfigur dieses Verbandes ist Necmettin Erbakan", sagt Güvercin.

    Eine feste Säule seiner Ideologie war ein tief sitzender Antisemitismus und Hass auf den Staat Israel.

    Eren Güvercin über Necmettin Erbakan

    "Also von ganz ungefähr kommt diese sehr erstaunliche Zurückhaltung nicht", sagt Güvercin.

    ... Deutschland eine Zeitenwende in der Religionspolitik brauche:

    Vereinsverbote seien in Deutschland "aus guten Gründen sehr, sehr schwierig", sagt Güvercin. Doch es gebe extremistische Organisationen wie die "Samidoun", die verboten werden sollten.

    Das ist eine extremistische, linksextremistische, marxistische, palästinensische Organisation. Ein Verbot der Samidoun gehört definitiv auf die politische Tagesordnung.

    Eren Güvercin über Necmettin Erbakan

    Zu den islamischen Verbänden sagt Güvercin: "Spätestens nach diesem Wochenende brauchen wir eine Zeitenwende in der Religionspolitik." Die Bundes- und Landespolitik müsse die "innere Realität dieser muslimischen Verbandsstrukturen erkennen und klar ansprechen".
    Und: "Das sollte auch Konsequenzen haben für die Deutsche Islam Konferenz."
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

    ZDFheute Infografik

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    ... er als deutscher Muslim beschämt sei

    "Man ist natürlich als deutscher Muslim sehr beschämt und teilweise gelähmt, wenn man sieht, dass muslimische Religionsgemeinschaften, die ja für sich beanspruchen, auch für mich als Moslem zu sprechen, wenn sie sich da gegen Terror nicht klar positionieren können. Und das führt natürlich zu einer Frustration bei mir und bei vielen, vielen anderen Muslimen."
    Das sei die Herausforderung, "die wir als muslimische Community annehmen müssen".

    Wir müssen mehr die Stimme erheben, mehr auch klar öffentlich demonstrieren und verdeutlichen mit Positionierungen, dass wir mit der Arbeit der Verbände nicht zufrieden sind. Und dass sie auch nicht in unserem Namen sprechen können.

    Eren Güvercin, Autor, Journalist und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz

    ... es "große Chancen" zum Dialog der jüdischen und muslimischen Seite gebe:

    "Ich sehe da sehr, sehr große Chancen", sagt Güvercin. Er bekomme gerade aus der jüdischen Community viele "Zuschreibungen, die sich bedanken und die auch schon fast emotional berührt sind" über seine Positionierung.
    Es gebe eine "schweigende Masse an Muslimen, die klar an der Seite von deutschen Jüdinnen und Juden stehen".
    Das Interview führte ZDFheute journal update-Moderator Christopher Wehrmann.

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