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Ausland

Warum die Hamas von Gaza-Deal profitieren würde

Interview

Nahost-Experte im ZDF:Warum die Hamas von Gaza-Deal profitieren würde

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Endlich scheint die Gaza-Waffenruhe greifbar. Experte Steinberg sieht hier jedoch die Hamas im Vorteil. Die Terroristen könnten sich "reorganisieren" - Israel hätte damit verloren.

Schaltgespräch zwischen Guido Steinberg und Marietta Slomka.
Nahost-Experte Steinberg sieht in der Waffenruhe einen Vorteil für die Hamas. Die Terroristen könnten sich reorganisieren, was für Israel schlecht zu akzeptieren sei, so Steinberg.16.01.2025 | 4:50 min
Nach monatelangen indirekten Verhandlungen für ein Abkommen im Krieg im Gazastreifen haben die Vermittler Katar und USA nach eigenen Angaben einen Durchbruch erzielt und die Einigung auf ein Abkommen verkündet. Israels Kabinett wollte über das Abkommen beraten - doch die Entscheidung verzögert sich.
Wo aber liegen die größten Herausforderungen bei den Verhandlungen? Und wie geht es weiter? Guido Steinberg, Nahost-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, erklärt, warum es Verzögerungen gibt.
Sehen Sie das Gespräch mit Guido Steinberg in voller Länge oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Steinberg zu …

... der Wahrscheinlichkeit eines Gaza-Deals

"Ich glaube, dass wir sehr zurückhaltend sein müssen, wenn es um diese Waffenruhe geht und auch die Hoffnungen darauf, dass diese Waffenruhe auch irgendwann zu einer Beendigung des Konflikts führen könnte", erklärt der Nahost-Experte. Denn das Abkommen sei in drei Phasen gegliedert, "aber nur für die erste Phase liegen die Details bisher vor". Die Details der zweiten Phase sollen in Phase eins noch genau ausgearbeitet werden.

Wenn die Israelis tatsächlich am Sonntag diese Waffenruhe in Kraft setzen, dann müssen wir immer damit rechnen - praktisch jeden Tag - dass sie wieder zusammenbricht.

Guido Steinberg, Nahost-Experte

Guido Steinberg, Stiftung Politik und Wissenschaft
Quelle: dpa
… arbeitet in der Forschungsgruppe "Naher / Mittlerer Osten und Afrika" für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Der promovierte Islamwissenschaftler hat mehrere Bücher und zahlreiche Artikel zur saudi-arabischen und irakischen Geschichte und Politik sowie Islamismus und Terrorismus publiziert. Die SWP berät auf der Grundlage eigener Forschung Bundestag und Bundesregierung in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik.

... den größten Herausforderungen um eine Vereinbarung

Ein großes Problem ist, aus Steinbergs Sicht, dass "diese Waffenruhe durchaus die Hamas im Vorteil sieht." Denn die radikalislamische Terrororganisation erreiche die Ziele, die sie in den letzten Monaten immer wieder gefordert habe.

Die Hamas bekommt jetzt Ruhe, ihre Strukturen möglicherweise für ein paar Wochen wieder aufzubauen, während andererseits die israelische Regierung ihrer Bevölkerung versprochen hat, dass diese Organisation zerschlagen werden wird.

Guido Steinberg, Nahost-Experte

Vor diesem Hintergrund kann sich der Nahost-Experte "sehr gut vorstellen, dass auch die etwas gemäßigteren Teile in der israelischen Regierung mit großer Unzufriedenheit reagieren" - und versuchen könnten, diese Waffenruhe dann "doch wieder zu stoppen". 
Angehörige und Unterstützer der israelischen Geiseln, die seit den Angriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen festgehalten werden, versammeln sich am 16. Januar 2025 vor dem israelischen Verteidigungsministerium in Tel Aviv, um die Waffenruhe im Gazastreifen zu unterstützen.
Wird die geplante Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas wirklich umgesetzt? Während Israelis auf die Freilassung der Geiseln hoffen, warten Palästinenser auf Hilfslieferungen.16.01.2025 | 2:03 min

... der aktuellen Situation der Hamas

Die Hamas sei "sehr stark geschwächt". Sie hat ihre wichtigsten Anführer und tausende, vermutlich sogar zehntausende Kämpfer verloren, erklärt Steinberg. "Aber sie ist noch da - und sie kann sich noch halten."
Doch wenn die Hamas durch eine Waffenruhe die Möglichkeit bekäme, die Kontrolle über Gaza wiederherzustellen, "dann hat Israel aus meiner Sicht diesen Konflikt verloren", so Steinberg.

Und natürlich will die Regierung Netanjahu verhindern, dass sich dieser Eindruck, der jetzt bei mir verbreitet hat, vielleicht auch in Israel und weltweit verbreitet.

Guido Steinberg, Nahost-Experte

Das Interview führte ZDF-heute-journal-Moderatorin Marietta Slomka. Zusammengefasst hat es ZDfheute-Redakteurin Ninve Ermagan.

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