Schwerpunkt
TV-Duell Vance gegen Walz:Hart in der Sache, fair im Umgang
von Heike Slansky
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Im TV trafen die Vizepräsidentschaftskandidaten aufeinander. Auch nach der Debatte der "Running mates" Vance und Walz bleibt das Rennen um die US-Präsidentschaft eng. Eine Analyse.
Wichtige Etappe im US-Präsidentschaftswahlkampf: die Debatte der Vizepräsidenten-Kandidaten JD Vance von den Republikanern und Tim Walz von den Demokraten.02.10.2024 | 2:03 min
Dieser Abend könnte entscheidend für die US-Präsidentschaftswahlen gewesen sein. Die "Running mates" J.D. Vance und Tim Walz lieferten sich am Dienstagabend (Ortszeit) bei CBS News ein 90-minütiges leidenschaftliches Wortgefecht, gingen aber überraschend zivilisiert miteinander um.
Anders als in früheren Wahlkämpfen kommt dem "Showdown" der Vizepräsidentenkandidaten in diesem Jahr eine enorme Bedeutung zu. In dem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump könnten sie den entscheidenden Vorteil herausholen.
Quelle: Imago/Glen Stubbe
- Demokrat und der derzeitige Gouverneur von Minnesota
- war davor Mitglied des US-Repräsentantenhauses
- legt großen Wert auf Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit
- hat sich stark gemacht für die Bekämpfung des Klimawandels und die Förderung erneuerbarer Energien.
Quelle: AFP
- Republikaner und Senator aus Ohio
- Als Autor wurde er durch sein Buch "Hillbilly Elegy" bekannt, das sich aus autobiografischer Perspektive mit den Problemen der ländlichen amerikanischen Bevölkerung auseinandersetzt.
- setzt sich für wirtschaftliche Reformen, Steuererleichterungen, eine restriktive Einwanderungspolitik und die Stärkung der nationalen Sicherheit ein.
- betont auch die Bedeutung traditioneller Werte und die Unterstützung der Arbeiterklasse.
Zwei Kandidaten, zwei Karrieren
Tatsächlich sind die beiden Stellvertreter überaus unterschiedlich. Hier der 60-jährige Tim Walz, der als früherer Lehrer und Football-Trainer für sich in Anspruch nimmt, für das ländliche Amerika zu stehen - und der Präsidentschaftskandidatin Harris vor allem die Stimmen der weißen Männer aus dem Mittleren Westen für die Demokraten sichern will.
Dort der deutlich jüngere Vance, Shootingstar der Republikaner, der vor seiner politischen Karriere als Risikokapitalgeber enge Kontakte zu den großen Internetfirmen in Kalifornien pflegte.
Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik analysiert das TV-Duell.02.10.2024 | 5:24 min
Überraschung des Abends: Sachlichkeit
Anders als in der TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten konnten sich Vance und Walz gegenseitig unterbrechen und mit Vorwürfen überziehen, da ihnen die Mikrofone nur hin und wieder abgestellt wurden, wenn der Mitbewerber sprach. Die eigentliche Überraschung des Abends lag in der großen Sachlichkeit, mit der die beiden Kontrahenten diskutierten. Hart in der Sache, aber korrekt im Umgang.
Wer sich all die hässlichen Bemerkungen und Beleidigungen vor Augen hält, die Trump in den vergangenen Tagen gegen die amtierende Vizepräsidentin richtete, dürfte sich die Augen gerieben haben. So sachlich hätten sich viele Beobachter auch die Auseinandersetzungen zwischen Harris und Trump gewünscht.
Beide hätten häufig "nicht direkt auf Fragen geantwortet". Ob die "Debatte den Unentschlossenen geholfen hat", bleibe unklar, so Heike Slansky, ZDF-Korrespondentin in Washington.02.10.2024 | 2:02 min
Zentrale Themen des Duells: Nahost und Abtreibungen
Beide Kandidaten präsentierten sich gut vorbereitet, sie passierten den Parcours ohne größere Ausfälle.
Walz zeigte eine gewisse Nervosität, als ihm die Moderatorinnen Margaret Brennan und Norah O’Donnell angesichts der Eskalation im Nahen Osten auf den Zahn fühlten. Anstatt sich klar zu positionieren, wich er aus: "Der Iran ist einer Atombombe nähergekommen, weil Trump ein wankelmütiger Regierungschef ist."
Demgegenüber musste Vance eingestehen, dass seine republikanische Partei im anhaltenden Streit um Abtreibungen nicht überzeugend handelt: "Da müssen wir wirklich besser werden."
Vance: Trump hat geliefert
Heikel wurde es für den Senator aus Ohio, als er auf seine frühere Meinung über Trump angesprochen wurde. Vor Jahren bestand er darauf, dass dieser "nicht fit" für das höchste Staatsamt sei. Nun räumte er ein: "Ich habe mich mit Bezug auf Donald Trump geirrt." Er habe "geliefert".
Angriffslustig nahm Vance dagegen Trumps Gegnerin im Kampf um das Weiße Haus ins Visier: "Wenn Kamala Harris wirklich so gute Pläne hat, um die Schwierigkeiten der Mittelschicht zu lösen, dann sollte sie diese endlich umsetzen - und nicht erst, wenn sie um eine Beförderung bittet, sondern in dem Job, den das amerikanische Volk ihr vor dreieinhalb Jahren gegeben hat."
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US-Wahl wird in der Mitte entschieden
Beide Kandidaten haben offensichtlich erkannt, dass es im Schlussspurt des Wahlkampfes nicht allein auf die Mobilisierung des eigenen Lagers ankommt, sondern die US-Wahl letztlich in der politischen Mitte entschieden wird. Auf den letzten Metern geht es eben um die Unentschiedenen. Und mit Pöbeleien und Unterstellungen kommen die Kandidaten bei dieser Wählerklientel nicht weiter. Der Fernsehabend dürfte der Mitte geholfen haben, sich festzulegen.
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