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Analyse
Kamala Harris gegen Donald Trump:US-Duell: Erst Köder, dann Nadelstiche
von David Sauer, Washington
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Im TV-Duell zur US-Wahl ködert Harris ihren Gegner Trump mit Nadelstichen - und der beißt zuverlässig an. Wer kann überzeugen, wer gerät in die Defensive? Eine Analyse.
Ein knapper Händedruck zu Beginn, klinisch und beiläufig, damit war das Repertoire an Nettigkeiten für diesen Abend erschöpft. Doch es war Kamala Harris, die auf Donald Trump zuging - sie war die handelnde Person, Trump reagierte. Dieses Schema sollte sich durch den Abend ziehen.
Den Ton wollte Kamala Harris mit ihrem Eingangsstatement setzen, in dem sie die Zuschauerinnen und Zuschauer warnte:
Ich sage Ihnen, dass Sie bei dieser Debatte heute Abend das gleiche alte, abgedroschene Schema hören werden. Einen Haufen Lügen, Beschwerden und Beschimpfungen.
Kamala Harris
Trump: "Nation, die im Sterben liegt"
Auch Donald Trump machte früh klar, mit welchem Schema er die amtierende Vizepräsidentin angreifen würde: Harris und Biden hätten "das Land mit einer verrückten Politik zerstört", so Trump. "Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt." Millionen illegaler Flüchtlinge würden in die USA strömen und mit ihnen Gewalt, Zerstörung und Drogenkriminalität.
Was halten die Befragten von Kamala Harris?
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It’s the economy!
Beim Thema Wirtschaft betonte Harris ihren Plan für eine "Opportunity Economy", eine "Wirtschaft der Chancen". Trump skizzierte ein Land, das wirtschaftlich am Boden liege.
Zwar war die US-Wirtschaft zuletzt durchaus robust, die Inflation ist unter drei Prozent. Dennoch haben viele Amerikaner nicht das Gefühl, dass es ihnen heute besser geht als vor dreieinhalb Jahren. Diesem Basta-Argument Trumps ist schwer zu begegnen - der ehemalige Präsident konnte hier punkten.
Emotionales Thema Abtreibung
Im weiteren Verlauf geriet Donald Trump immer wieder in die Defensive. In der Vergangenheit hatte Trump hat eine Vielzahl von Positionen und Ansichten zum Thema Abtreibung geäußert, von denen die konsequenteste lautet, dass die Abtreibungspolitik von den Bundesstaaten festgelegt werden sollte. Auf die Frage, welche staatlichen Maßnahmen er unterstütze, gab Trump keine klare Antwort.
Ein erstaunlicher Moment: Auf Nachfrage räumte Trump ein, mit seinem Vize-Kandidaten J.D. Vance nicht über das Thema Abtreibung gesprochen zu haben. Eines der entscheidenden und umstrittensten Themen in der amerikanischen Politik. Entweder ist das eine Notlüge - oder das Eingeständnis politischer Konzeptlosigkeit aufseiten des republikanischen Tickets.
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Harris kritisierte das, was sie als "Trumps Abtreibungsverbote" bezeichnete. Mit konkreten Beispielen illustrierte sie ihre Position, und beschrieb die Hilflosigkeit von "Frauen, die aufgrund einer Fehlgeburt auf dem Parkplatz verbluten". Klarer Punkt für Harris.
Körpersprache als zweiter Kommunikationskanal
Die Körpersprache und Mimik beider Kandidaten ließen Rückschlüsse zu auf den Verlauf der Debatte. Während Trump meist nach vorne blickte, mal ungerührt, mal grimmig, eröffnete Harris durch Mimik eine Art zweiten Kommunikationskanal. Polterte Trump, dann lachte sie. Log oder assoziierte er frei von Thema zu Thema, so schüttelte sie den Kopf. Was Trump im Duell mit Biden noch gelang, war heute eine Stärke seiner Gegnerin - Punkt für Harris.
Persönliche Angriffe statt politischer Inhalte
Beide Kandidaten versuchten mehrfach, einander persönlich wahlweise verächtlich oder lächerlich zu machen. Harris sagte, Trump sei von 81 Millionen Wählern gefeuert worden - so viele wie für Präsident Joe Biden im Jahr 2020 gestimmt haben. "Es ist klar, dass es ihm sehr schwerfällt, das zu verarbeiten."
Harris spickte eine Vielzahl von Antworten mit einer Bemerkung, um Trump zu ärgern oder aus der Reserve zu locken. Etwa, als sie ihm attestierte, er sei international eine Witzfigur. Trump tappte gleich mehrfach in diese Falle.
Trump setzt auf persönliche Angriffe
Trumps Berater und Verbündeten hatten im Vorfeld gemahnt, er möge sich in der Debatte und in Reden auf Politik konzentrieren. Falls es eines Beweises bedurfte, wurde er an diesem Debatten-Abend öffentlichkeitswirksam erbracht: Statt auf ein inhaltliches Angebot setzte er auch im Duell auf persönliche Angriffe zum Zweck der Diffamierung seiner Gegnerin. Damit adressiert er zwar seine MAGA-Basis, die entscheidenden Unentschlossenen könnte das aber befremden.
Dashboard US-Wahl 2024 Harris vs. Trump
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In ihrem Schlussplädoyer wiederholte Harris den Slogan, den sie bereits bei vielen Wahlkampfauftritten verwendet hat: "We Are Not Going Back". Die Amerikaner hätten, so Harris, weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Das letzte Wort gehörte Donald Trump, der in seiner Abschlussrede erneut weit aus zum wilden Rundumschlag ausholte. Warum habe sie nicht bereits all die "wunderbaren Dinge" umgesetzt, die sie plane?
Trump präsentierte sich so, wie man ihn kennt: Abteilung Attacke von einem, der kaum Grenzen kennt und auf politische Etikette pfeift. Eine riskante Strategie, die dennoch aufgehen könnte. Harris hat die Gelegenheit genutzt, der breiten Bevölkerung ihre politischen Konzepte zu präsentieren - und vor allem sich selbst. Das ist ihr gelungen, während sie grobe Fehler vermied. Vielleicht auch deshalb kam aus der Harris-Kampagne just nach der Debatte die Forderung nach einem weiteren Rededuell. Sie sei bereit, hieß es.
David Sauer ist Korrespondent im ZDF-Auslandsstudio Washington.
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