US-Wahl: Die Sprache von Trump und Harris im Wahlkampf

    Analyse

    Wahlkampf in den USA:Trump, Harris und die Macht der Worte

    von Mariya Abramova, Washington
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    Der Ton im Wahlkampf ist harsch in den USA, die Sprache aggressiv. Was Demokraten und Republikaner damit erreichen wollen.

    Der ehemalige US-Präsident Donald Trump und US-Vizepräsidentin Kamala Harris bei ihrer ersten TV-Debatte.
    Befinden sich im Wahlkampf zur US-Wahl: Der Ton zwischen Kamala Harris und Donald Trump ist hart, nicht nur in der vergangenen TV-Debatte.
    Quelle: AFP

    "Comrade Kamala", "Childless Cat Lady" oder einfach "weird" sind nur einige der vielen Beleidigungen, die zwischen Kamala Harris und Donald Trump, aber auch zwischen ihren Running Mates Tim Walz und J.D. Vance, im Wahlkampf zur US-Wahl gefallen sind.

    Dieser Wahlkampf ist wie kein anderer von verbalen Angriffen geprägt.

    Ethan Porter, Professor für Medien und Politikwissenschaft an der George Washington University

    Medien- und Politikwissenschaftler Ethan Porter beobachtet, wie die Wahlkampf-Rhetorik in den USA zunehmend extremer wird. "Besonders die verbalen Attacken sind radikaler und auf sehr persönlicher Ebene", so Porter. Trump etwa bezeichnete das Lachen von Harris als das einer "verrückten Person".
    Kamala Harris begrüßt eine Person mit Handschlag am 30.07.2024
    Im US-Wahlkampf suchen die Parteien stets neue Strategien. Seit Tagen provozieren Kamala Harris und die Demokraten Donald Trump erfolgreich, indem sie ihn permanent "weird" nennen.04.08.2024 | 1:28 min

    US-Wahlkampf: Ton hat sich verschärft

    Eine aggressive Rhetorik ist im US-Wahlkampf kein neues Phänomen. In der Vergangenheit waren Präsidentschaftskandidaten oft gegenseitigen Beschimpfungen ausgesetzt. Trotzdem ist es bei Trump und Harris anders, stellt Porter fest. Jetzt werden die Wählerinnen und Wähler demnach gegeneinander und gegen den jeweiligen Kontrahenten aufgehetzt.

    Donald Trump: Lügen und Verschwörungstheorien

    Trump macht auch vor offensichtlichen Lügen nicht halt, auch wenn diese leicht zu widerlegen sind - beispielsweise seine Behauptung, Harris sei "nicht schwarz".
    Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seine Kontrahentin Kamala Harris bei einem Auftritt in Chicago scharf angegriffen und ihre ethnische Zugehörigkeit infrage gestellt.
    Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seine Kontrahentin Kamala Harris bei einem Auftritt in Chicago scharf angegriffen und ihre ethnische Zugehörigkeit infrage gestellt. 01.08.2024 | 1:51 min
    Bei Verschwörungstheorien bekommt Trump Unterstützung von der rechten Influencerin Laura Loomer. Sie ist durch rassistische Äußerungen gegen Harris' indisch-amerikanische Wurzeln aufgefallen. Auf X (ehemals Twitter) behauptete sie, das Weiße Haus würde bei einem Sieg der Demokraten nach Curry riechen.

    Kamala Harris: Keine Reaktion auf verbale Angriffe

    Harris' Strategie ist es bisher, nicht auf die Falschbehauptungen oder Beleidigungen Trumps zu reagieren. Eine riskante Strategie, meint Ethan Porter:

    Es besteht die Gefahr, dass diesen [Äußerungen] Glauben geschenkt wird.

    Ethan Porter, Professor für Medien und Politikwissenschaft an der George Washington University

    Zumindest zu einem kleinen Teil haben sich die Demokraten auf Trumps Rhetorik eingelassen, als ihr Vize-Kandidat Tim Walz Trump und dessen Running Mate J.D. Vance als "weird" bezeichneten.
    Elmar Theveßen zum TV-Duell
    So lief das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump in Amerika. Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios Washington, im Gespräch.11.09.2024 | 6:02 min

    Experte: Demokraten haben seit Hillary Clinton dazugelernt

    Die Rhetorik der Demokraten wirkt dabei milder. Seit Joe Bidens "Will you shut up man, this is so unpresidential" gegenüber Trump im US-Wahlkampf 2020 wurden die verbalen Fausthiebe seiner Partei viel diskreter.
    Es ist die Pause, die Harris macht in der diesjährigen Fernsehdebatte, als sie sagt: "This ... former president" - oder die Tatsache, dass sie immer wieder erwähnt, dass Trump sechsmal Insolvenz anmelden musste. Es ist ihre Körpersprache, die zu verraten scheint, was sie wirklich denkt.

    Seit Hillary Clinton haben die Demokraten gelernt, Feuer nicht mit Feuer zu bekämpfen.

    Ethan Porter, Professor für Medien und Politikwissenschaft an der George Washington University

    Außerdem, so Experte Ethan Porter, würden die Demokraten immer wieder betonen, dass Trump eine existenzielle Bedrohung für die Demokratie sei, und würden das für aggressiv genug halten.

    Nach persönlichen Angriffen
    :Harris bezeichnet Trump indirekt als Feigling

    Donald Trump hat seine demokratische Kontrahentin erneut persönlich angegriffen. Kamala Harris sieht darin Schwäche und schlägt zurück - ohne den Republikaner namentlich zu nennen.
    Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris spricht während eines Wahlkampfauftritts in Rochester, Pennesylvania.
    mit Video

    Donald Trump wettert gegen Taylor Swift

    Bei Trump hingegen scheinen die Beleidigungen pauschal gegen alle gerichtet zu sein, die nicht auf seiner Seite sind. Auf X schrieb er, dass er die Sängerin Taylor Swift hasse, nachdem diese ihre Unterstützung für Harris auf Social Media öffentlich gemacht hatte. Dabei wollte er davor, durch einen Fake-Post, selbst den Weltstar auf seiner Seite haben. Er ein KI-generiertes Bild von Popstar Taylor Swift für seinen Wahlkampf genutzt.
    "Sein Ziel ist es zu zeigen, wie mutig es ist, eine Größe wie Taylor Swift öffentlich zu hassen", meint Ethan Ross, "Er will dafür respektiert werden, wie kontrovers er ist". Dabei war es in der Vergangenheit oft der Fall, dass Popstars Kandidaten öffentlich unterstützt haben. Meistens wurde dem seitens der republikanischen Kandidaten keine große Aufmerksamkeit geschenkt, so Porter.
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    Republikaner setzen auf eigene Anhänger

    Sowohl die Herabwürdigung Harris' als "Childless Cat Lady" von Vance, als auch die Darstellung als Kommunistin seitens Trump richten sich allein an eins: seinen Anhängerkreis.
    "Die unentschlossenen Wähler werden nicht glauben, dass sie Kommunistin ist", sagt Ethan Porter. Diese Wählerinnen und Wähler abzufangen, sei eher die Strategie der Demokraten, so der Experte.

    Schuldzuweisung nach Anschlagsversuch auf Trump

    Beide Parteien schieben sich für die Eskalation gegenseitig die Schuld zu. So sind aus Sicht der Republikaner die Demokraten für den zweiten Anschlagsversuch auf Donald Trump verantwortlich. Ihre "Hexenjagd" auf den ehemaligen Präsidenten seit dessen erster Amtszeit verleite zu solchen Taten, sie sei für die zunehmende Radikalisierung der Sprache verantwortlich.

    Nach Anschlagsversuch
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    Donald Trump reagiert mit Vorwürfen auf den Attentatsversuch. Er gibt seiner Rivalin Kamala Harris und US-Präsident Joe Biden eine Mitschuld daran. Sie seien die "wahre Bedrohung".
    Attentatsversuch Trump
    mit Video

    Harscher Ton als Image

    Dabei sei es Trumps Strategie gewesen - seit seiner ersten Kandidatur in 2016 - auf aggressive Rhetorik zu setzen, meint jedoch der Politikexperte Porter. Es sei immer ein Teil seines Images gewesen, ungefiltert zu sagen, was er denkt.
    "Die Anhänger mögen es, dass er sich nicht von der Konvention der Nettigkeit und Höflichkeit abhalten lässt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass Wähler, je mehr Beleidigungen sie von ihm hören, mehr von ihm überzeugt werden", meint Ethan Porter. Inwiefern der harsche Ton die unentschlossenen Wähler über das eigene bestehende politische Lager hinaus mobilisieren kann, wird sich bis zur Wahl im November noch zeigen.

    Präsidentschaftswahl in den USA
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    von Robert Meyer
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    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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