Golanhöhen: Wieder Sorge vor Flächenbrand in Nahost

    Raketeneinschlag auf Golanhöhen:Wieder Sorge vor Flächenbrand in Nahost

    ZDF-Reporterin Susana Santina in Tel Aviv
    von Susana Santina
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    Nach dem Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel einen Schlag gegen die libanesische Hisbollah-Miliz angekündigt. Alle roten Linien seien überschritten, so Außenminister Katz.

    Fußballplatz Golanhöhen Raketenangriff
    Mindestens zwölf Kinder und Jugendliche sind bei einem Raketenangriff auf die von Israel besetzten Golanhöhen getötet worden. Israel macht die Hisbollah dafür verantwortlich.28.07.2024 | 1:52 min
    Die Antwort der israelischen Armee ließ nicht lange auf sich warten. Noch in der Nacht gab es einen Angriff mit rund 30 Raketen auf das Zentrum des Libanon und den Süden des Landes. Unter den Zielen hätten sich Waffenlager sowie terroristische Infrastruktur befunden, teilte das israelische Militär bei Telegram mit und veröffentlichte Videoaufnahmen, die die Angriffe zeigen sollen.
    Es sollte eine schnelle Vergeltung nach dem Raketenangriff gestern Abend in den Golanhöhen sein - mutmaßlich der Hisbollah. Getroffen wurden ein Fußballplatz in dem drusischen Dorf Madschdal Schams. Alle Opfer sind Kinder und Jugendliche, die hier gespielt hatten. Zwölf wurden getötet, rund 30 verletzt. Viele von ihnen lebensgefährlich.
    Es war in der Nacht eine schnelle Antwort Israels auf diesen Terror, aber vieles deutet darauf hin, dass eine noch härtere folgen könnte.

    Außenminister Katz: "Alle roten Linien überschritten"

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist vorzeitig aus den USA abgereist und bereits in Tel Aviv gelandet. Er will sofort sein Sicherheitskabinett einberufen. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein tiefes Beileid aus.

    Unsere Herzen sind gebrochen, wir umarmen die Familien, die gesamte drusische Gemeinde. Ich versichere Ihnen, der Staat Israel wird nicht schweigen und das nicht durchgehen lassen.

    Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident

    Bereits gestern hatte Israels Außenminister Katz gesagt: "Es gibt keinen Zweifel, dass die Hisbollah alle roten Linien überschritten hat. Wir stehen vor einem umfassenden Krieg". Der Außenminister machte auch klar, dass dieser Krieg mit hohen Kosten für Israel verbunden sein werde, die Kosten für die Hisbollah würden aber noch höher sein.
    Es handele sich bei der Hisbollah nicht um eine Armee, die gegen eine andere kämpft, sondern um eine Terrororganisation, die absichtlich auf Zivilisten schieße, so Katz.
    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht vor der israelischen und amerikanischen Flaggen  im Eisenhower Executive Office Building im Weißen Haus.
    US-Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris haben gestern Israels Premier Netanjahu zu Gesprächen in Washington empfangen. Es ging auch um ein mögliches Ende des Gaza-Kriegs. 26.07.2024 | 1:30 min

    Hisbollah bestreitet, für Angriffe verantwortlich zu sein

    Die Hisbollah bestreitet weiterhin, den Angriff verübt zu haben. Und einige Experten halten es für "denkbar, dass die Rakete ihr eigentliches militärisches Ziel verfehlte."
    Israel jedenfalls glaubt der Hisbollah kein Wort. Daniel Hagari, Sprecher der israelischen Streitkräfte IDF betonte, dass "hinreichende militärische und nachrichtendienstliche Erkenntnisse" vorlägen, dass die Rakete von der Hisbollah abgefeuert wurde. Sie sei als eine Falak-1 aus iranischer Produktion identifiziert worden.

    Auf dem Fußballplatz ist eine Falak-1-Rakete eingeschlagen, eine iranische Rakete mit einem Gefechtskopf mit über 50 Kilogramm Sprengstoff.

    Daniel Hagari, Sprecher der israelischen Streitkräfte IDF

    Die Falak-1 werde nur von der Terrorgruppe Hisbollah eingesetzt, der Anschlag sei von Schebaa im Süden des Libanon aus verübt worden.
    Zerstörung nach Luftangriff auf Chan Junis
    Bei einem Luftangriff auf Chan Junis im Gazastreifen sollen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sein. Nach israelischen Angaben galt der Schlag dem Hamas-Militärchef Deif.13.07.2024 | 1:26 min

    Internationale Sorge vor einem Flächenbrand in Nahost

    Besonders gefährlich ist die Verwicklung des Mullahregimes in diesem Konflikt. Denn Iran unterstützt sowohl die Hisbollah-Milizen im Libanon als auch die Huthi im Jemen. Und beide greifen Israel seit Monaten immer wieder mit Raketen und Drohnen an.

    Frankreich verurteilt den Angriff auf die Golanhöhen und ruft alle Beteiligten zur Mäßigung auf. "Frankreich fordert, dass alles Mögliche getan wird, um eine neue militärische Eskalation zu verhindern, und wir werden in dieser Hinsicht weiterhin mit den relevanten Parteien zusammenarbeiten", teilt das französische Außenministerium mit. Franzosen werden von Reisen in den Libanon, Israel oder in die palästinensischen Gebiete abgeraten.

    Der Libanon hat unterdessen die USA gebeten, mäßigend auf Israel einzuwirken. Ein signifikanter israelischer Angriff auf sein Land könnte einen regionalen Krieg auslösen, sagte der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegenzug solle seine Regierung einen US-Appell zur Mäßigung an die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz übermitteln. 

    Das Mullahregime hat jetzt Israel ausdrücklich vor einem neuen militärischen "Abenteuer" im Libanon gewarnt. Israel werde für "die unvorhergesehenen Konsequenzen und Reaktionen auf solch dummes Verhalten" verantwortlich sein, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanani.
    Und auch international ist die Sorge vor einem Flächenbrand groß. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nennt es auf der Plattform X "entsetzlich", dass bei dem Angriff "Kinder und Jugendliche getötet wurden, die einfach nur spielen wollten. Die perfiden Angriffe müssen sofort aufhören. Es gilt jetzt, mit kühlem Verstand zu agieren." Es seien in diesem Konflikt schon zu viele Menschen gestorben.
    Außenministerin Baerbock bei X
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    Die Trauer in Israel ist groß

    Das israelische Fernsehen zeigte heute Bilder der zwölf getöteten Kinder und Jugendlichen. Tausende schlossen sich am Morgen einem riesigen Trauerzug in Madschdal Schams an. Zehn der getöteten Jugendlichen und Kinder wurden in Särgen durch die Stadt getragen.
    Die Trauer in Israel ist groß. Und die Sorge, denn vielen ist klar, dass nun eine weitere, hochgefährliche Eskalation droht. Nach der tödlichsten Attacke auf israelische Zivilisten seit dem 7. Oktober.
    Susana Santina berichtet aus dem ZDF-Studio Tel Aviv.

    Nachrichten | Thema
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    Quelle: Mit Material von Reuters

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