Masala zu Iran-Reaktion: "Ab morgen ist alles möglich"

    Interview

    Nahost-Experte Masala:Israel fährt "Strategie des Zeitgewinnens"

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    Militärexperte Masala erwartet bald eine Reaktion Israels auf Irans Raketenangriff. Ein Eingreifen der libanesischen Armee oder eine politische Strategie Israels sieht er nicht.

    Prof. Carlo Masala | Politikwissenschaftler Universität der Bundeswehr München
    Die Aktion war "eher eine Ausnahme als eine Regel". Dies könne sich ändern, wenn es "Israels Ziel ist, den Libanon zu besetzen", analysiert Politikwissenschaftler Prof. Carlo Masala.04.10.2024 | 4:24 min
    Die Lage in Nahost spitzt sich mit der Ausweitung des Konflikts auf den Libanon, den Iran und aktuell das Westjordanland täglich weiter zu. Warum Israel derzeit rein auf militärische Stärke setzt und warum es nur in enger Abstimmung mit Amerika auf den Iran reagieren kann, erläutert Militärexperte Carlo Masala im ZDF. Das sagte er zu ...

    ... dem Zeitpunkt für eine israelische Reaktion auf den Raketenangriff des Iran:

    Den genauen Zeitpunkt könne man nicht sagen, weil sie im Hintergrund eng mit den USA abgestimmt werde: "Jede israelische Reaktion muss darauf achten, dass sie eine amerikanische Unterstützung findet. Und gleichzeitig müssen die Amerikaner darauf achten, dass jede israelische Reaktion nicht dazu führt, dass der Iran horizontal gegen die Amerikanische Truppenpräsenz in der Region eskaliert." Es würden Gespräche stattfinden. Mit Blick auf den Kalender sagt Masala:

    Ab morgen ist alles möglich, aber es kann auch noch ein paar Tage dauern.

    Carlo Masala, Militärexperte

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    ... zur Bedeutung der Konfrontation zwischen israelischen Soldaten und der libanesischen Armee:

    "Die libanesische Armee hat weder das Potenzial noch das Interesse gegen die israelischen Streitkräfte vorzugehen." Sie würden es tun, wo sie angriffen werden. "Aber Israel selber macht seine Angriffe eigentlich nicht gegen die libanesische Armee". Es könne zwar zu "falschen Aktionen" kommen und im Verlauf zu Gefechten. Aber:

    Eigentlich ist die libanesische Armee nicht das Ziel der Aktion der israelischen Streitkräfte.

    Carlo Masala, Militärexperte

    Zudem sei die libanesische Armee nicht stark genug, um gegen die israelischen Streitkräfte vorzugehen, ergänzt Masala. "Daher glaube ich, dass das gestern eher eine Ausnahme war, als eine Regel." Es sei denn, Israels Ziel sei es, den Libanon zu besetzen. Dann werde sich die libanesische Armee in den Konflikt reinbegeben. "Aber das sehen wir im Moment nicht."
     Dieses Bild zeigt eine Szene nach einem israelischen Luftangriff in den südlichen Vorstädten von Beirut.
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    ... zur Strategie Israels beim Kampf an mehreren Fronten:

    "Die israelische Strategie ist eine Strategie des Zeitgewinnens", sagt Masala. Und es sei eine Strategie - wie im Libanon - mit aller Härte die miliärischen und personellen Fähigkeiten ihrer Gegner zu reduzieren. "Es ist aber keine politische Strategie", sagt er und ergänzt:

    Es gibt keinerlei politische Pläne für die Zeit danach - wann immer die kommen sollte. Es ist eine rein militärische Strategie, die darauf abzielt, Zeit zu gewinnen.

    Militärexperte Carlo Masala

    Mit Blick auf den Libanon solle etwa den Israelis im Norden ermöglicht werden, in ihre Häuser zurückzukehren. "Aber ein politischer Plan ist dort nicht abzusehen", resümiert Masala.

    ... zu einem möglichen Einsatz von UN-Soldaten der Mission Unifil:

    Diese Soldaten seien dort in Einsatz, um der libanesischen Regierung zu helfen, die UN-Resolution von 2006 umzusetzen, erläutert Masala. Das sei aber nie passiert. "Diese Soldaten könnten - sollten die Kämpfe sich ausweiten - natürlich in Gefahr geraten. [...] Aber ansonsten verharren sie in ihren Hauptquartieren. "Sie werden keine aktive Rolle einnehmen, aber sich verteidigen, wenn sie angegriffen werden." 

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