Seit Beginn des Gaza-Kriegs:Angst bei Juden und Muslimen in USA wächst
von Jenifer Girke, Washington
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Die Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA ist seit Beginn des Gaza-Krieges um 400 Prozent gestiegen. Gerade Studenten sind betroffen. Auch Islamfeindlichkeit ist spürbar.
Belästigung, Vandalismus und Übergriffe: Das jüdische ADL-Zentrum (Anti-Defamation League) für Extremismus verzeichnete zwischen dem 7. und 23. Oktober 2023 insgesamt 312 vorläufig gemeldete antisemitische Vorfälle in den USA, von denen 190 direkt mit dem Krieg in Israel und Gaza in Verbindung gebracht werden. Zum Vergleich: 2022 wurden 64 Vorfälle in dem gleichen Zeitraum gemeldet.
Aber auch muslimische Organisationen berichten von Übergriffen und einer islamophoben Bedrohung.
Jüdische Studierende verschanzten sich in Bibliothek
Besonders an US-Hochschulen ist die Lage angespannt, palästinensische und jüdische Studierende stehen sich gespalten gegenüber. An der Cooper Union in New York verschanzte sich vergangenen Mittwoch eine Gruppe jüdischer Studierender in der Bibliothek, währenddessen pro-palästinensische Demonstrierende gegen die Scheiben hämmerten.
Ein Sechs-Sekunden-Video verbreitete sich schnell in den sozialen Medien. Universitätsangestellte schlossen die Türen für etwa 20 Minuten, um zu verhindern, dass die Protest-Menge in die Bücherei gelangen konnte.
Todesdrohungen im Netz: 21-Jähriger angeklagt
Ein weiterer Schauplatz: Cornell University in New York. In einem Online-Forum drohte ein Student, er werde "ein Sturmgewehr auf den Campus bringen" und jüdische Menschen erschießen, so die US-Staatsanwaltschaft. In einem anderen Beitrag kündigte er an, die überwiegend koschere Mensa der Universität "in die Luft zu jagen". Daraufhin wurde den Studierenden geraten, die Cafeteria zu meiden:
Warnung der Studierenden an der Cornell University
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Das Weiße Haus zeigte sich besorgt, suchte das Gespräch mit Betroffenen, schaltete das FBI ein und schickte Cybersecurity-Experten zur Hilfe.
Mittlerweile ist ein 21-Jähriger verhaftet und wegen "Veröffentlichung von Drohungen zur Tötung oder Verletzung einer anderen Person" angeklagt worden. Am Mittwoch erschien er im Gefängnisanzug und mit Handschellen zur ersten Anhörung vor Gericht. Er legte kein Geständnis ab. Die Anklage kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.
Muslim: "Schlimmer als nach 9/11"
In New York City lebt die größte jüdische Bevölkerung außerhalb Israels. Gleichzeitig hat die Stadt auch eine der größten muslimischen Bevölkerungen des Landes. Im Jahr 2001, nach den Terroranschlägen vom 11. September, waren antimuslimische Straftaten laut FBI-Daten auf Platz zwei der religiös motivierten Vorfälle.
"Es ist schlimmer als nach 9/11", sagt Zein Rimawi, Gründer und Mitglied der Islamischen Gesellschaft von Bay Ridge im Süden Brooklyns. Dort wurden drei junge Männer nur wenige Tage nach Beginn des Gaza-Krieges von einer pro-israelischen Gruppe angegriffen. "Jeder von uns fühlt sich unsicher."
Bürgerrechtler: "Antisemitismus und Islamophobie außer Kontrolle"
Corey Saylor, ein Sprecher der landesweit größten muslimischen Bürgerrechtsgruppe CAIR, sagt, seine Gruppe habe im Oktober einen dreifachen Anstieg der Beschwerden über antimuslimische Gewalt und Belästigung verzeichnet. "Antisemitismus und Islamophobie geraten außer Kontrolle", betont Saylor und fordert den US-Präsidenten auf, einzugreifen.
Dieser kündigte Mittwochabend an, seine Regierung werde die "erste nationale Strategie zur Bekämpfung von Islamophobie in den Vereinigten Staaten" entwickeln.
Vieles deutet daraufhin, dass Israels Bodenoffensive im Gaza-Streifen begonnen hat. 30.10.2023 | 11:57 min
Experte warnt vor noch mehr Gewalttaten in den USA
Eskaliere die Lage in Nahost, sei es sogar typisch, dass die USA einen Anstieg an Hassverbrechen gegen Juden und Muslime wahrnähmen, sagt der Extremismus-Experte der California State University. Brian Levin betont:
Das FBI will das verhindern. Am Dienstag sprach dessen Direktor, Christopher Wray, von einer "Bedrohung von historischem Ausmaß." Und der FBI-Direktor sagte weiter:
Wachsam sein und trotz der Spannungen nach Wegen suchen, im Gespräch miteinander zu bleiben - das raten auch Universitätsprofessoren. Besonders in Zeiten wie diesen eine große Herausforderung.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.